Das ehemalige Haus Roseneck in Quickborn beherbergt nach Sanierung und Ausbau eine Reihe von Einrichtungen
Quickborn. Vor zwei Jahren wäre das Gebäude beinahe zum zweiten Male nach 1885 abgebrannt. Nun ist das frühere Haus Roseneck an der Ecke Kieler Straße/Marktstraße in Quickborn, das jetzt "Die Werkstatt" heißt, für 350 000 Euro von der Diakonie des Kirchenkreises Hamburg-West-Südholstein komplett entkernt, saniert, behindertengerecht ausgebaut und mit einem Anbau versehen worden. Die neuen Räumlichkeiten werden zu einem Diakoniezentrum ausgebaut, das nun mehrere Einrichtungen unter einem Dach vereint. Die Betreuung von Langzeitarbeitslosen, die dort seit 2004 sehr erfolgreich läuft, wird durch Angebote der Beratung von Familien, Wohnungslosen und Migranten erweitertet. Auch die Quickborner Geschichtswerkstatt wird darin endlich ihre lang ersehnte Heimstatt finden.
Das Haus selbst hatte eine wechselhafte Geschichte, erinnert Irene Lühdorff, Vorsitzende der Geschichtswerkstatt. So war an diesem Standort zunächst vor 200 Jahre eine Krügerei, danach der Bauernhof des Vollhufners Hinrich Albert Schmidt, bevor es nach dem Brand 1886 zu "Schmidts Gasthof" wurde, der später auch "Quickborner Hof" hieß. Im 20. Jahrhundert wurden dort Textilien und Eisenwaren verkauft sowie Fahrräder repariert. Und es diente als Wohnhaus wie auch als Arztpraxis und Textilgeschäft, bis Willi Talgenberg 1975 dort seine Heizungsbaufirma eröffnete. Im Jahre 2004 übernahm das Haus Roseneck, dessen schöner Rosengarten aber schon in 70er-Jahre verloren ging, die Diakonie, die es gerade für 35 weitere Jahre von der Stadt gepachtet hat.
"Für uns ist dieses Haus ein Geschenk", sagte Propst Thomas Drope bei der feierlichen Einweihung des neuen Anbaus, der nun auch Rollstuhlfahrern die Nutzung der neuen Räume im Obergeschoss ermöglicht.
Christian Rode betreut hier 17 Langzeitarbeitslose in Ein-Euro-Jobs. "Das ist eine sozialpädagogische Aufgabe und Arbeitstherapie", erzählt er.
Die meisten der etwa 40 Klienten, die im Laufe eines Jahres bei ihm arbeiten, müssten überhaupt erst wieder lernen, jeden Morgen pünktlich zur Arbeit zu kommen und sich auf einen Arbeitstag zu konzentrieren. Manche hätten Alkoholprobleme oder andere Hemmnisse, einen festen Job zu finden. Dennoch schafften es jedes Jahr drei seiner Leute, wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu gelangen.
In seiner Werkstatt arbeiten die Teilnehmer in der Schlosserei, Druckerei, Holz- und Fahrradwerkstatt für soziale Projekte und helfen der Stadtjugendpflege, für die sie zum Beispiel kürzlich den Wahrnehmungsparcours angelegt haben.
Künftig werden in den frisch renovierten Räumen auf zwei Etagen, die insgesamt 470 Quadratmeter groß sind, auch die Beratungsstellen für Wohnungslose, Einwanderer und der Erziehungsberatung einziehen. Die Familienbildungsstätte Pinneberg wird hier eine Außenstelle für ihr Projekt "frühe Hilfen" für junge Eltern einrichten. Rode würde die Werkstatt gerne zu einem offenen Treffpunkt für die ganze Stadt ausbauen. "Ich kann mir sehr gut ein Stadtcafé vorstellen."