Der Wedeler Fußballer Fousseni Alassani stand vor einer großen Fußball-Karriere. Jetzt gab der Mittelfeldspieler einen Supermarkt-Überfall zu.

Wedel. Der Wedeler Fußballer Fousseni Alassani, 20, steht vor den Scherben seiner noch jungen Karriere. Experten hatten dem gebürtigen Togoer, der als einer der talentiertesten Mittelfeldspieler im Hamburger Raum galt, eine große sportliche Zukunft vorhergesagt. Statt auf der großen Fußballbühne jedoch wird sich der junge Wedeler demnächst auf der Anklagebank wiederfinden: Alassani, der bis vor kurzem beim FC St. Pauli in der Regionalliga-Mannschaft spielte, hat nach Informationen des Hamburger Abendblatts bei der Polizei zugegeben, am Sonnabend einen Rewe-Supermarkt in seinem Wohnort überfallen zu haben. "Der Täter hat gestanden. Zur Identität machen wir keine Angaben", sagt Polizeisprecherin Sandra Mohr.

Der Räuber war kurz vor 22 Uhr ins Büro des Marktleiters geschlichen. Er bedrohte zwei Mitarbeiterinnen mit einer - wie sich später herausstellte - Gaspistole, sprayte mit Pfefferspray und schlug eine der Frauen. "Die Kolleginnen stehen noch unter Schock, sind krank geschrieben", sagte am Mittwoch Marktleiter Jörg Zimmermann.

Der Täter flüchtete zu Fuß. Gegen 22.20 Uhr wurde Alassani an der Bekstraße festgenommen. Zuvor hatte er sich in einem Waldstück am "U-Boot-Teich" an der Schulauer Straße versteckt gehabt. Ein paar Meter weiter, im Elbestadion, hatte Alassani als junger Fußballer des TSV Wedel seine Laufbahn begonnen. Bei der Festnahme fand die Polizei in der Unterwäsche des jungen Mannes diverse zerknüllte Geldscheine. Erst bestritt Alassani die Tat, im weiteren Verlauf der Vernehmungen dann das Geständnis. Im Falle einer Verurteilung wegen schweren Raubes drohen ihm fünf Jahre Haft oder mehr. Der Versuch, mit ihm zu sprechen, scheiterte am Mittwoch vor dem Wohnhaus des 20-Jährigen: Alassani drohte den Journalisten mit den Fäusten.

Alassani kickte in seiner Jugend für den Wedeler TSV. Torjäger Jan Lüneburg vom FC Elmshorn war mit ihm 2006 beim Stützpunkttraining der C-Junioren in Pinneberg zusammen. Sein Eindruck: "Ein lieber, netter Kerl." Verteidiger Ömer Aygün lernte Alassani über Freunde kennen. Gelegentlich kickte man auf dem Bolzplatz in Wedel zusammen. Auffälligkeiten? Keine. Von der Wedeler Jugend wechselte der torgefährliche Mittelfeldakteur zu den Jung-Elstern, Ableger von Bergedorf 85. Im Sommer 2010 stellte er sich gemeinsam mit Enes Köksal wieder in Wedel beim damaligen Herrentrainer Frank Pagenkopf vor. Mit Kusshand hätten sie ihn damals genommen. TSV-Manager Walter Zessin: "Er ist ein grandios guter Kicker. Unfassbar, dass er auf die schiefe Bahn geraten sein soll." Im letzten Moment aber wurde Alassani vom FC St. Pauli II verpflichtet.

Dort absolvierte er am 11. März sein letztes Spiel in der U 23. Gegen den VFC Plauen verlor der Pauli-Nachwuchs 1:4, der Wedeler erzielte kurz vor Schluss den Ehrentreffer. Das war sein letztes Tor im Dress der Braun-Weißen. "Wir haben uns danach von dem Spieler getrennt", sagt Teammanager und Pressesprecher Christian Bönig. Es seien andere Dinge vorgefallen, die der Verein nicht benennen wolle. Nach Abendblatt-Informationen soll Alassani gerne und oft gefeiert und darunter seine Leistungen gelitten haben.

Doch es muss noch weiteres vorgefallen sein. So ist Alassani nach Abendblatt-Informationen für die Polizei kein Unbekannter. "Wir haben ihm verdammt viel Hilfestellung gegeben", sagt Bönig. Doch irgendwann sei das Maß voll gewesen. Der Vertrag mit dem Wedeler sei Mitte März "in beidseitigem Einvernehmen" aufgelöst worden. Nochmals die helfende Hand ausstrecken will St. Pauli nicht. Bönig: "Das Thema ist für uns erledigt."

Auch die Spielerbetreuungsagentur Coaches & More aus Mönchengladbach, bei der Alassani unter Vertrag stand, arbeitet nicht mehr mit ihm zusammen. "Er ist ein sehr, sehr guter Fußballer, aber er hat andere Probleme", sagt Daniel Scheinhardt, der einst selbst Profi bei St. Pauli war. Alassani sei sein Umfeld zum Verhängnis geworden. "Wir haben ihm verdammt viel Unterstützung gegeben und unser möglichstes getan. Aber es bestand kein gegenseitiges Vertrauensverhältnis mehr." Damit dürfte die Karriere des 20-Jährigen vorbei sein. Noch vor zwei Monaten galt ein Wechsel Alassanis zum Bundesligisten VfL Wolfsburg als wahrscheinlich.