Die Pinneberger “NaturFreunde“ wollen die bei uns seltene Spezies mit überflutungssicheren Nistkästen zurück in die Region locken.
Pinneberg. Strahlender Sonnenschein, eiskalter Wind aus Südost. Eigentlich ideale Voraussetzungen, dem Eisvogel seine neue Behausung vorzustellen. Doch der Hauptdarsteller fehlte, als die Pinneberger Ortsgruppe der "NaturFreunde Deutschlands" an der Pinnau einen selbst gefertigten Brutcontainer für den scheuen Gesellen als Unterkunft bereitstellte.
Für die "NaturFreunde" ist das keine Überraschung: Der Bestand des wegen seines farbenprächtigen und exotisch anmutenden Gefieders auch als "fliegender Edelstein" bezeichneten Schönlings ist in den vergangenen Jahren stark dezimiert worden.
Rainer Naujox, Vorsitzender der "NaturFreunde"-Gruppe, und Brutstationsarchitekt Kurt Schindler schätzen, dass sich der Bestand um 90 Prozent verringert hat. Ursache dafür sei unter anderem der Mangel an artgerechtem Lebensraum. "Weil es immer weniger Flussläufe und Bäche mit steilen Uferböschungen gibt, fehlt es dem Eisvogel auch in unserer Region an natürlichen Gegebenheiten, um seine Bruthöhlen in diese hohen Uferkanten zu graben", sagt Rainer Naujox.
Hinzu kamen die harten Winter in den beiden zurückliegenden Jahren. Der Eisvogel ist nämlich ein recht einseitig orientierter Feinschmecker: Was anderes als frischer Fisch kommt ihm nicht in den Schnabel. Doch an die schwimmenden Leckerbissen war wegen der zugefrorenen Gewässer oft nicht heranzukommen.
Um die Bestände wieder aufzupäppeln, kommen die Naturfreunde dem Eisvogel mit sozialem Wohnungsbau zu Hilfe. Aus dünnen Baumstämmen, Sand, Kalk und Lehm wurde in mehrtägiger Arbeit ein weiterer Brutcontainer gebastelt, der nun einem Eisvogelpaar als Gehäuse für die Aufzucht des Nachwuchses dienen soll.
Schon im März vergangenen Jahres hatte das Team der sechs aktiven Nestbauer aus dem Kreis der Naturfreunde in Rellingen an der Mühlenau eine erste Notunterkunft geschaffen. Nach dem gleichen Muster entstand nun der aktuelle Neubau. Für das Gehäuse unweit der Pinnau-Brücke in Höhe des Freizeitsees an den Funktürmen war allerdings sogar eine offizielle Bauabnahme erforderlich. "Ein Experte des Fachdienstes Umwelt der Kreisverwaltung prüfte unsere Konstruktion", sagt Naujox. Der Grund: Der Nistcontainer steht im Überschwemmungs- und Naturschutzgebiet der Pinnau. Deshalb musste die Doppelbruthöhle auf Säulen mit einer Mindesthöhe von 80 Zentimetern installiert werden. Immerhin gab es vom Kreis einen Baukostenzuschuss in Höhe von 115 Euro.
Nun sind die zwei überflutungssicheren Eisvogel-Wohnungen bezugsfertig. Gerade noch rechtzeitig zur Brutsaison, die meist im Februar oder März beginnt. Allerdings müssen die Bewohner selbst noch einen Durchgang in die Nistkuhle buddeln, bevor sie den eigentlichen Brutkasten mit 25 Zentimeter Durchmesser erreichen.
Wie schon das Rellinger Pendant verfügt auch der neue Container aus gutem Grund über gleich zwei Nisthöhlen. Denn Eisvögel haben es mit der Nachwuchsbildung recht eilig.
Nachdem das Gehäuse hergerichtet und von Frau Eisvogel mit bis zu sieben Eiern bebrütet wird, ist der Gatte schon dabei, das Nachbargehäuse klarzumachen. Denn wenn die erste Brut flügge ist, geht es schon daran, die nächste Generation ins Nest zu legen. "Die fruchtbaren Vögel kommen so bestenfalls auf drei Gelege mit mehr als 20 Nachkommen im Jahr", sagt Naujox. Wenn sie denn einziehen. Bislang steht auch die Rellinger Behausung noch leer. Dabei waren Pinnau und Mühlenau einst bevorzugtes Siedlungsgebiet der Eisvögel.
Übrigens: Mit Eis hat der nur etwa 18 Zentimeter große Eisvogel so gut wie nichts im Sinn. Zwar könnte das eisblau funkelnde Gefieder Pate gestanden haben, doch wahrscheinlicher ist, dass die Bezeichnung vom althochdeutschen "eisan" für schillern und glänzen herzuleiten ist.