Holger Hachmann aus Barmstedt hat 2000 unterschiedliche Rhododendron-Sorten in seinem Sortiment
Barmstedt. Diese Wochen sind für Holger Hachmann Hauptsaison. Seit einem Monat strömen Hunderte Besucher am Tag zu seinem Betrieb in die Barmstedter Brunnenstraße, den der 52 Jahre alte Gärtnermeister in dritter Generation führt. "Im Mai haben wir sogar täglich geöffnet, auch am Wochenende", sagt er. Nirgendwo sonst gibt es diese Auswahl an Rhododendron-Pflanzen. "Mit 2000 unterschiedlichen Sorten sind wir einzigartig in Europa", sagt der Firmenschef stolz. "Bei der Züchtung und Produktion von Rhododendren haben wir mit dieser Vielfalt ein Alleinstellungsmerkmal."
Und da der Rosenbaum, wie der immergrüne Strauch aus dem Griechischen übersetzt heißt, von Mai bis Mitte Juni blüht, haben Hachmanns 26 Mitarbeiter in dieser Zeit alle Hände voll zu tun. Ganze Busladungen voll Menschen kamen in den letzten Wochen aus Westerstede bei Oldenburg über die Elbe nach Barmstedt, um sich von Europas größter Rhodendron-Messe gleich noch beim Vorzeige-Betrieb Ideen für die eigene Gartengestaltung zu holen. Auf der "Rhodo", wie die Messe heißt, war Hachmann natürlich auch vertreten. Vorige Woche war der Barmstedter Gastgeber für Kollegen aus aller Welt, die sich in Bremen zum 75-jährigen Bestehen der Deutschen Rhodendron-Gesellschaft trafen. "Da hatte ich 60 Fachleute aus den USA, Australien, Deutschland und England zu Gast", sagt Hachmann. Nicht nur seine Kunden, auch die Fachwelt kommt ins Schwärmen, wenn sie die Vielzahl an Pflanzen auf seinem 20 Hektar großen Gelände sieht.
In diesem Frühjahr blühe das Geschäft besonders gut, freut sich Hachmann. Bei vielen Gartenfreunden habe der lange Winter wohl nicht nur die Lust auf farbenprächtige, duftende Pflanzen geweckt. In vielen Gärten war der Frost zu heftig für so manche Pflanze, hat Hachmann erfahren. "Sie haben den Frost nicht überlebt." So sehnen die Gartenliebhaber gleich im doppelten Sinne das Grün herbei, das bei ihnen nun trotz der ansteigenden Temperaturen nicht mehr nachwachsen will.
Die Baumschule hat sein Großvater Johannes Hachmann 1928 gegründet, erzählt der Enkel. Dieser war Landwirt und klassischer Baumschuler. Erst sein Vater Hans fing in den 50er-Jahren mit der Rhodendron-Zucht an. Der Großvater hielt nicht viel von dem "neumodischen Kram" seines Sohnes, schmunzelt der Enkel. Heute ist dies zu 80 Prozent das Geschäft des Familienbetriebes in Barmstedt. Ganz Nordeuropa beglückt er mit seinen immergrünen Pflanzen, sagt der Inhaber, der 1992 die Geschäftsführung übernahm. Der Rhododendron werde gegenüber der Rose immer etwas unterschätzt, wundert sich Hachmann. Zwar blühe der Rosenbaum nicht den ganzen Sommer hindurch wie die angebliche Blumenkönigin. Aber bei der Farbenpracht und der Fülle der Blüte stehe der Rhododendron der Rose in nichts nach. Zudem nutzen viele Gartenfreunde die immergrüne, Schatten spendende Pflanze als Sichtschutz zu den Nachbarn und als Unkraut-Verhinderer.
Die Rhododendren-Zucht ist noch langwieriger als die der Rosen, erklärt Hachmann. Von 5000 Sämlingen würde nur ein Prozent nach fünf Jahren übrig bleiben, um in den Schaugärten auf Widerstandsfähigkeit, Winterhärte, Farbenpracht und Blüte getestet zu werden. Danach dauere es noch mal zehn Jahre, bevor von diesen 50 Pflanzen am Ende ein bis fünf neue Kreationen herausgefiltert sind, die Marktreife besitzen, erklärt Hachmann das langwierige Auswahlverfahren.
In diesem Jahr sind bei den Kunden vor allem rote Rhododendren angesagt, berichtet Verkäuferin Manuela Oppenrieder. "Rot ist in diesem Jahr total in." Und auch der Name der Pflanze spiele eine immer bedeutendere Rolle, sagt Hachmann. Dieser müsse eingängig und für die meist älteren Kunden leicht zu behalten sein. Darum taufe er sie Caramba, Rotkäppchen oder Sommerduft. "Aber wir müssen da auch europäisch denken", sagt er und nennt seine Lieblingszüchtung: Das ist die tiefrote "Midnight-Beauty", die Schöne der Nacht.