Große Wiese in Ellerhoop wird renaturiert und künstlich bewässert. Stiftung Naturschutz schafft Lebensraum für gefährdete Tierarten. Arbeiten sollen vor Beginn der Brutzeit beendet sein.
Ellerhoop. Ein Paradies für gefährdete Tierarten will die Stiftung Naturschutz auf der Bilsbek-Niederung in Ellerhoop schaffen. So wird dort auf einer Wiese in Sichtweite zur Müllverbrennungsanlage eine 5,4 Hektar große Fläche renaturiert und wieder natürlich bewässert, sodass sich da sehr bald der Moorfrosch wie auch Weißstorch, Kiebitz, Schafstelze und Braunkehlchen wieder vermehrt ansiedeln werden. So stellte der Biologe Bernd Struwe-Juhl von der landeseigenen Stiftung das Projekt vor.
Jahrzehntelang sei diese Wiese landwirtschaftlich intensiv genutzt worden, erklärt er. Mit Hilfe von Drainagerohren sei die Fläche systematisch entwässert worden. Amphibien und Wiesenvögel seien verschwunden. Dieser Ökohaushalt werde nun wieder zurückgedreht, erklärt Wolfgang Lenschow von der dänischen Firma "AmphiConsult", die mit der Stiftung Naturschutz insgesamt 30 000 Hektar Land in Schleswig-Holstein renaturiert.
Dies geschieht in Ellerhoop, indem die Drainagerohre mit Erde verschlossen werden. Drei Tage lang war ein schwerer Bagger im Einsatz, um die Endpunkte der Rohre freizulegen und sie zu verstopfen. "Wir schalten so die Funktion der Entwässerung ab", erklärt Projektleiter Struwe-Juhl. "So kann das Regenwasser nicht mehr ablaufen." Kleine Seen und Tümpel entstehen wieder auf natürliche Weise, die schon bald die vermissten Vögel und Frösche wieder anlocken.
Wichtig sei, dass dies noch vor der Brutzeit erledigt ist, die Anfang April beginnt, erklärt der Biologe. In den flachen Gewässern, würden sich schon bald wieder jede Menge Frösche tummeln. Das wiederum locke den Weißstorch aus Tangstedt an, erläutert Struwe-Juhl. "Wir sorgen so für Adebars Speisekammer."
Im Kreis Pinneberg unterhält die Stiftung Naturschutz insgesamt 1500 Hektar Land, in der Wedeler und Haseldorfer Marsch, in Holm und bei Barmstedt. Die Fläche in Ellerhoop hat sie gerade gekauft und lässt sie künftig von Landwirt Joachim Dieckmann bearbeiten. Dieser könne da seine Rinder weiden lassen, die für ein kurzrasiges Brutrevier sorgen, wie es Wiesenvögel gern haben. Insgesamt investiert die Stiftung in dieses Projekt 100 000 Euro.
60 solcher renaturierter Flächen gebe es inzwischen im Land, die als Ausgleichsmaßnahmen für Bauprojekte genutzt werden könnten. Unternehmen, die sich vergrößern, neu ansiedeln und Flächen versiegeln, nutzen diese Naturlandflächen als Ökokonten, erläutert Struwe-Juhl. So profitierten nicht nur Flora und Fauna von den Ökoflächen. Auch Bauherren, die für den Eingriff in die Natur bezahlen müssen, könnten sich in diese Projekte einkaufen und so dazu beitragen, dass wieder ein Stück intakte Natur erhalten bleibt oder sogar neu geschaffen wird.
Ziel sei es, so Lenschow, all diese renaturierten Flächen zu einem Verbundsystem zu integrieren. So könnten sich die verdrängten Tier- und Pflanzenarten wieder überall ausbreiten.