Der 69 Jahre alte Mechanikermeister hat für die 30-Stunden-Fahrt sogar einen Bus mit 40 Plätzen gekauft.

Hasloh. Peter Kröger aus Hasloh macht Kindern aus Weißrussland seit 15 Jahren eine Freude. Gerade ist er von seiner 74. Tour in die Stadt Retschitza am Fluss Dnepr bei Gomel zurückgekehrt. Mit elf Waisenkindern im Alter von sechs bis 16 Jahren. Einige kommen zum wiederholten Male nach Hasloh, wie der 14 Jahre alte Viktor Plotnikov, der seit sieben Jahren bei Familie Kröger seine Sommer- und Winterferien verbringt.

Kröger, sein Freund Raimund Schmidt und der inzwischen verstorbene Pastor Siegfried Ilg haben vor 15 Jahren den Freundeskreis Tschernobyl ins Leben gerufen. Dieser holt jedes Jahr Kinder aus einem Internat für Waisenkinder in Retschitza nach Hasloh. Die 70 000 Einwohner zählende Stadt liegt 80 Kilometer entfernt vom 1986 explodierten Atomkraftwerk Tschernobyl. Die Not der Kinder sei enorm, berichtet Kröger. So sei das Toilettenpapier rationiert, für Spielzeug und Schokolade fehle das Geld.

Anfangs charterte der Freundeskreis einen Bus. Nach ein paar Jahren kaufte sich der Mechanikermeister Kröger, der eine Kfz-Werkstatt in Hasloh betreibt, selber einen Bus mit 40 Plätzen. "Ich habe einen Führerschein, kenne den Weg und die Grenzkontrollen", erzählt der 69-Jährige. 30 Stunden dauert eine Fahrt über Frankfurt/Oder, Warschau, Terespol, Brest nach Retschitza an der Grenze zur Ukraine. Kröger wechselt sich mit zwei weiteren Fahrern ab. Dann bleiben sie ein paar Tage in Weißrussland, um sich zu erholen, laden die Kinder ein und fahren zurück. Fünfmal geht das so jedes Jahr, dreimal im Sommer, zweimal im Winter. Die Kinder bleiben bis zu drei Monate.

Dort leben sie bei Gastfamilien. Liebchen Harder, die selber keine Kinder hat, hat schon zehn Kinder bei sich aufgenommen. Nina kam jahrelang zu ihr und ihrem Mann. Dabei hat das Mädchen, das heute 20 Jahre alt ist, so gut Deutsch gelernt, dass es jetzt Dolmetscherin sei, erzählt die Gastmutter stolz. Zurzeit wohnen bei ihr Viktoria Lawchuk und Irina Kasifanova, die auch schon zum siebten Mal hier sind. "Wir gehen schwimmen, fahren Fahrrad und gucken Fußball", erzählen die beiden 14-Jährigen. Es sei wie Urlaub für die Kinder, sagt Raimund Schmidt. "Sie genießen es, in einer Familie zu leben. Das kennen sie als Waisen nicht."