In immer mehr der rund 400 Baumschulen in der Region kommt es zum Führungswechsel: Die Seniorchefs übergeben das Kommando an Junioren

Pinneberg. Acht Jahre alt war Michael Clasen, als er gemeinsam mit seinem "Opa Heinz" die ersten Pflanzen eintopfte. Die Liebe zum Grün verlor er nie. Nur 22 Jahre später übernahm der Tangstedter die Regie in der Baumschule, die der Großvater 1933 gegründet hatte. Jetzt will er nicht etwa alles besser machen, "aber wir müssen uns verändern, um am Markt zu bestehen", sagt der junge Chef. Deshalb setzt er neue Technik ein und verkleinert das Sortiment. Damit produziert er höhere Stückzahlen mit weniger Kosten. So wie an der Dorfstraße in Tangstedt wird der Stab in fast jedem dritten Baumschulbetrieb im Kreis Pinneberg von den Alten an die Jungen weitergereicht. Auf bis zu 40 Prozent schätzt der Geschäftsführer des Landesverbandes, Frank Schoppa, den Generationswechsel. Der Prozentsatz der Betriebe, die aufgeben müssen, liege nur im einstelligen Bereich. Die Jungunternehmer bringen neue Erfahrungen und Ideen in das traditionsreiche Gewerbe ein, das seit Anfang der 90er-Jahre unter Billigprodukten aus Osteuropa und schwachen kommunalen Finanzen leidet. Internationales Wissen heißt ein Zauberwort, um den Blick zu öffnen und die Exportgeschäfte zu erleichtern. Zum Beispiel Carolin Steinmeyer, 31 Jahre. Sie hat in England Gartenarchitektur studiert, ein Semester in Norwegen und in Italien gelernt. Sie wird gemeinsam mit Hans-Jörg Kähler die BKN Strobel, eine der größten Baumschulen im Land, übernehmen. Noch sind die Väter mit dabei. Ihr Unternehmen, das neu in Holm aufgebaut worden ist, produziert in hohen Stückzahlen Pflanzen für Garten- und Baumarktketten. Florian Neumann, 29 Jahre, setzt auf Direktvermarktung. Er hat eine kaufmännische Lehre abgeschlossen, einige Zeit als Angestellter gearbeitet und sich dann für die Selbstständigkeit entschieden: "Das bietet mehr Chancen." Neumann hat seinen Auslandsaufenthalt, ein viermonatiges Praktikum in den USA noch vor sich. Zurzeit sammelt er Erfahrung in einer Landschaftsbaufirma und besucht die Meisterschule in Elmshorn. Sein Weg im elterlichen Betrieb in Tornesch ist bereits abgesteckt: Statt im Freiland das klassische Holsteiner Sortiment zu hegen, wird die Baumschule im Topf Pflanzen für die privaten Gärten in der Metropolregion Hamburg heranziehen. Umfangreiches Wissen hat Oliver Ringel aus Holm fast wie eine kräftig wachsende Pflanze in sich aufgesogen: Lehre als Baumschulgärtner, kaufmännische Ausbildung, technische Erfahrung in der Werkstatt einer großen Baumschule, Arbeit in Holland, Betriebswirtschaftsstudium an der Technikerschule in Münster. Sein Lebensweg war von kleinauf vorgezeichnet: "Eigentlich habe ich immer in der Erde rumgewühlt, und in der Grundschule habe ich Gärten angelegt." Angst vor steigenden Umweltauflagen, die von den Grünen geprägt werden, haben die jungen Unternehmer nicht. Niels Reinke (29) aus Rellingen: "Uns stehen für die meisten Sachen genügend Mittel zur Verfügung. Das Problem sind die Absatzmärkte." Um bestehen zu können, hat er im elterlichen, rein forstwirtschaftlich orientierten Betrieb mitgewirkt, das Gewicht auf mehr Standbeine zu verteilen. Baumschul-Geschäftsführer Schoppa ist optimistisch: "Jeder findet seine Nische, um erfolgreich zu wirtschaften."