Sanierung: Mit dem Ausbaggern des Hafens legt die Stadt Uetersen den Grundstock dafür, den alten Anziehungspunkt neu zu beleben
Uetersen. Gerhard Markmann (48) genießt das Rauschen des Wassers, den satten Klang der Schiffsmotoren und am meisten das tiefe Brummen des Baggers. Denn mit jedem Kubikmeter Schlick, den die Mitarbeiter des Stuttgarter Unternehmens WaTi - lang ausgeschrieben: Wasser-Tiefbau - aus dem Uetersener Hafenbecken entfernen, wird seine eigene Arbeit belohnt. Seit etwa fünf Jahren ist er dabei, Stück für Stück des alten Getreidespeichers der Raiffeisen-Hauptgenossenschaft zu entkernen. "In vier Jahren", so schätzt er, "können hier neue Büros und Wohnungen bezogen werden."
Rund 100 Jahre ist es her, als der geschichtsträchtige Walfänger- und Hafenort Uetersen eine seiner Blütezeiten erlebte. "Damals gab es noch Tausende Schiffsbewegungen, bei denen Waren über die Pinnau nach Uetersen gebracht wurden", schwärmt Rüdiger Seigies (49), einer der Sprecher und Initiatoren des Vereins "Initiative Hafen-Stadt". Er gehört zu denen, die sich aktiv dafür einsetzen, den Hafen wiederzubeleben - für Freizeitnutzung, aber auch für die Wirtschaft und als schöne Wohngegend.
Bürgermeister Wolfgang Wiech (51) ist ebenfalls vorn mit dabei, wenn es darum geht, den Hafen zu sanieren. Noch vor Monaten hatte der Bund, der für die Unterhaltung der Pinnau zuständig ist, den Uetersenern signalisiert: "Wir haben kein Geld fürs Ausbaggern!" Doch Wiech und seine Mitstreiter sowie Karin Warncke, Geschäftsführerin des Verbands "Maritime Landschaft Unterelbe", ließen nicht locker. Und dann standen doch noch Mittel für 2004 zur Verfügung, und plötzlich mußte alles ganz schnell gehen. Zum Glück hatten die Uetersener Ratspolitiker ihre Hausaufgaben gemacht und genügend Geld bereitgestellt.
Daß jetzt nur noch die Hälfte der verplanten 232 000 fließen werden, dürfte den Kommunalpolitikern noch mehr gefallen. Die Ausschreibung hatte sich offenkundig gelohnt. Wiech freut sich, daß das Ausbaggern im Hafen beginnt und dann ohne unverzüglich in der Pinnau fortgesetzt wird.
Damit das erwünschte neue Uetersener Goldstück möglichst lange glänzt, hat der Bürgermeister bereits seine Fühler ausgestreckt. Künftig setzt er darauf, daß vor allem die Schiffsführer, die zur Papierfabrik StoraEnso fahren, mithelfen: Sie sollen mit ihren kräftigen Propellern den Hafen auch langfristig vom Schlick freihalten.
Derweil kümmert sich eine Handvoll Männer um diesen Job. Für die Bagger-Crew spielen dabei Tag und Nacht keine Rolle. Sie müssen sich an die Tide halten: Bei Flut wird gearbeitet, bei Ebbe geschlafen.