Geschichte verstehen und greifbar machen, das ist das gemeinsame Ziel einer Künstlerin und eines Lehrers im “Unruhestand“

Neuendeich. Jochen Pragal hat es aus erster Hand erfahren. "Jugendliche lernen zwar Geschichtsdaten, verstehen aber die Zusammenhänge kaum", erzählt der Oberstudienrat außer Dienst. Je klarer ihm das Dilemma wurde, desto mehr versuchte er gegenzusteuern, die Schüler an die Hand zu nehmen und sie mit Zeitzeugen ins Gespräch zu bringen.

Und noch eine Lücke entdeckte der Lehrer. Während über Herrscherhäuser und das aufstrebende Bürgertum viel geschrieben wurde, fehlen Berichte aus dem bäuerlichen Leben. Diese "Geschichte von unten" aus der Landwirtschaft hat er im Ruhestand selbst erforscht. Selbstverständlich widmete er sich dem Bereich, der ihm am nächsten liegt: die Haseldorfer Marsch.

Da vor Ort wenig zu finden ist, vertiefte sich Pragal ein halbes Jahr lang in die Akten im Schleswiger Landesarchiv. Und diese trockenen Fakten hat er jetzt gewürzt mit "frei erfundenen Charakteren" - nur der adelige Eigentümer des Landes hat einen täuschend ähnlichen Namen wie der der Familie von Schilden, die vor der Gutsfamilie Schoenaich-Carolath über Wohl und Wehe der Bauern entschied. "Silden" wird der Mann im Roman genannt, der "fortschrittlicher als sein Verwalter" agiert, wie Pragal verrät. Die Geschichte spielt um 1804/1805. Im Mittelpunkt steht dabei das Leben des Bauern und Pferdezüchters Hans und seines Sohnes Hannes.

Für die erste Lesung aus dem Roman, den Pragal vorsichtig "Gehversuche" tituliert, hat der Autor einen schönen Rahmen gefunden: Die Neuendeicher Malerin Christiane Schedelgarn eröffnet mit ihm am 30. September eine Veranstaltungsreihe: den Salon im Atelier am Pinnaudeich. Die Malerin: "Ich möchte, dass die Menschen mehr miteinander ins Gespräch kommen!" Vielleicht findet sich so auch ein Verleger für die "Gehversuche".