Ministerlob für das landesweite Modellprojekt: Am “Tag der Umwelt“ wurde die Zukunft des Himmelmoores feierlich besiegelt
Quickborn/Kiel. Von wegen düster und einsam. Bei schönstem Wetter zog es die Menschen am Sonnabend scharenweise in die einzigartige Landschaft des Quickborner Himmelmoores. Auch in Zukunft sollen sich - auf bestimmten Flächen des mit rund 500 Hektar größten schleswig-holsteinischen Hochmoores - Naturinteressierte tummeln. Parallel zum nunmehr vertraglich geregelten, gestaffelten Rückzug der Torfabbaufirma erfolgt die Renaturierung - und das Moor wird (auch) zum Natur-Erlebnis-Raum.
Der Kieler Umweltminister Klaus Müller (Bündnis90/Die Grünen) lobte den ausgehandelten Kompromiss zwischen den wirtschaftlichen Interessen des "Torfwerkes Einfeld", unter dessen Regie in Quickborn seit 1932 gewerblich Torf abgebaut wird, und dem Umweltschutz als landesweit vorbildlich. Müller sprach am Sonnabend vor Ort von "einem Tag, der für den Naturschutz im Kreis Pinneberg eine wichtige Wegmarke darstellt". Das "wunderschöne und wertvolle" Gebiet, Lebensraum zahlreicher seltener Tier- und Pflanzenarten, sei "geradezu prädestiniert, dass die Menschen hier die Faszination Moor erleben können".
Gesagt, getan. Nach der offiziellen Übergabe des zeitlich bis 2020 befristeten Nutzungsvertrages von Landrat Wolfgang Grimme an Hermann Hornung, Chef des Torfabbau-Unternehmens, fuhr das Team von Betriebsleiter Klaus-Dieter Czwerwonka die versammelte Gästeschar mit der nostalgisch anmutenden Torfbahn ins Moor hinein. "Ein Juwel für die Region, für die Stadt", sagte der Landrat - der mit Frau, Hund und im zünftigen Outdoor-Look zum Festakt und zum Ausflug ins Moor gekommen war.
Auch die Quickborner, deren Geschichte seit langem eng mit dem Torfabbau vor ihren Toren verbunden ist, wissen, was sie an "ihrem" Himmelmoor haben. Bürgermeister Günther Thonfeld sagte, es sei "ein Traum" der Quickborner, auf dem Gelände des heutigen Torfwerkes später ein Torfmuseum zu errichten. Schon jetzt können Interessierte auf zwei großen Schautafeln, die Bürgervorsteher Thomas Köppl enthüllte, Wissenswertes zur Geschichte des Torfabbaus nachlesen. Später, so der einhellige Plan, sollte es am Himmelmoor möglichst ein regelrechtes "Informations- und Erlebniszentrum" geben.
Dank moderner Technik werden derzeit noch 50- bis 60 000 Kubikmeter Torf im Jahr von nur sieben Mitarbeitern abgebaut. In früheren Zeiten ging alles in schwerer Handarbeit, im Laufe der Jahrzehnte auch verrichtet von Zwangsarbeitern und Strafgefangenen. Früher wie heute im Einsatz: die legendäre Torfbahn, deren Trasse früher sogar bis zur Eisenbahnstation in der Quickborner Stadtmitte verlief. Eine Fahrt mit der Schmalspurbahn ins Moor war zum "Tag der Umwelt" für viele Besucher der Renner. Unter fachkundiger Führung galt es dabei zum Beispiel zu sehen, wie durch Vernässung der ursprüngliche Charakter der Landschaft wiederhergestellt wird. Schließlich lautete der Slogan des Aktionstages: "Die Natur kehrt zurück ins Himmelmoor".
Mit ersten Renaturierungsmaßnahmen, die zum Großteil vom Torfwerk finanziert werden, wurde in Quickborn vor zwei Jahren unter Regie von Betriebsleiter Czwerwonka begonnen. Über ihn sagte Jörg Kastrup, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis: "Ohne ihn wären wir hier noch ganz am Anfang."