Genossenschaft investiert 36 Millionen, um alte Blocks aus den 50er- und 60er-Jahren durch Neubauten zu ersetzen.

Wedel. Die Umgestaltung der Adlershorst-Immobilien im Stadtzentrum von Wedel tritt in eine neue Phase. Die Bagger sind angerollt, um weitere Altbau-Blöcke auf dem Areal Kantstraße / Gorch-Fock-Straße neben der Polizeiwache abzureißen. Dieses von der Baugenossenschaft "Stadtquartier Wedeler Au" getaufte Projekt wird eine Besonderheit bekommen: "Wohnen mit Service".

Dahinter verbirgt sich ein Gemeinschaftsprojekt mit einem Pflegedienst. "Wir wollen hier selbstbestimmtes Wohnen für Senioren mit Betreuungs- und Beratungsangeboten für das 'Lebensalter 70 + - betreutes Wohnen' verwirklichen", so Adlershorst-Vorstand Holger Reißweck. Die Genossenschaft verhandele derzeit mit einem bereits in Wedel ansässigen Kooperationspartner, Namen nannte Reißweck jedoch nicht: "Die Verträge sind noch nicht unterschrieben." Der Baubeginn für das winkelförmige Gebäude, das drei Stockwerke plus Staffelgeschoss besitzt, soll noch im laufenden Jahr erfolgen. "Es wird ähnlich einem Doorman-House aufgebaut sein", beschrieb der Vorstand. Im Erdgeschoss wird es ein Foyer mit einem Empfang geben, der von dem Kooperationspartner besetzt wird. Hier wird den Bewohnern gewissermaßen wie in einer Hotel-Lobby Orientierung geboten, Architekt Roland Pahlo und sein Team haben auch Gemeinschaftsräume vorgesehen. Das Haus wird zudem rund 44 anderthalb beziehungsweise Zwei-Zimmer Wohnungen in Größen zwischen 40 und 55 Quadratmetern bekommen. Wer hier einziehen möchte, ist jedoch daran gebunden, die Leistungen des Betreuungsdienstes mitzubuchen, der übrigens auch sein Domizil direkt im Hause finden wird.

Wem das zu viel Betreuung ist, der kann nebenan in eine der 14 Wohnungen des Stadthauses einziehen, das barrierefrei nach der Devise "60 +" konzipiert ist. Reißweck: "Dieses Angebot richtet sich speziell an Senioren, die noch keine Betreuungsangebote in Anspruch nehmen möchten, aber auf die Annehmlichkeiten von den Alltag erleichternden Hilfsmitteln wie der barrierefreien Erreichbarkeit mittels Aufzug nicht verzichten wollen."

Später sind weitere drei Gebäude mit insgesamt 47 Wohnungen geplant. Es entstehen Drei- und Vier-Zimmerwohnungen in Größen von 70 bis 90 Quadratmetern für Familien und Singles. Sie alle besitzen nicht nur Balkone oder Terrassen, sondern auch den Energiestandard KfW 40 - das bedeutet: Sie benötigen nur noch vier Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Moderne Dämm- und Heiztechnik sowie der Einsatz von Solarenergie soll das möglich machen. "Im Vergleich zum Verbrauch in den alten Häusern ist das nur ein Fünftel", sagte der Vorstand. Das werde die Heizkosten rapide senken.

Insgesamt investiert die Baugenossenschaft 36 Millionen Euro in dem Quartier, um alte Blocks aus den 50er- und 60er-Jahren durch komfortable Neubauten zu ersetzen. 2002 hatte Adlershorst auf der westlichen Seite der Gorch-Fock-Straße mit dem Bau von fünf Häusern begonnen. In der Endphase werden 212 Wohnungen mit insgesamt 14400 Quadratmetern Nutzfläche den Altbestand von 149 Wohnungen mit 7000 Quadratmetern Wohnfläche ersetzt haben.

Dazwischen liegt eine logistische Großanstrengung, denn Mietern aus den alten Gebäuden werden Wohnungen in den neuen angeboten, und die müssen in der Bauphase "umquartiert" werden. Meist läuft das zwar reibungslos, aber wie berichtet gibt es mit einer Mieterin Disput. Sie will - und muss - ihre alte Wohnung nicht verlassen und kann so die Bauarbeiten blockieren. Man traf sich sogar schon vor Gericht. Vorstand Holger Reißweck betonte, dass auch hier eine Lösung gefunden werden soll. "Wir wollen unsere Mieterin und Mitglied nicht verlieren, die Vergangenheit begraben und nach vorn schauen. Wir werden ihr weitere Wohnungen anbieten - und zwar zu den Konditionen der alten Wohnung."