Quickborner fordert mehr Nachsorge-Zentren. Netzwerk thera.best entwickelt Leitfaden und Schulungen. Akutbehandlung ist im Pinneberger Regio-Klinikum möglich
Kreis Pinneberg. Der Betriebswirt Jürgen Langemeyer war als Unternehmensberater in Europa ein gefragter Mann. Doch von einem Tag auf den anderen ging nichts mehr. "Ich wachte morgens auf, konnte meinen linken Arm nicht mehr bewegen, habe mich noch ins Bett geschleppt und meine Frau hat den Notarzt alarmiert", berichtet der Quickborner. In der Aufnahme im Albertinen-Krankenhaus endet diese Erinnerung, fünf Tage später wacht er in der Uniklinik wieder auf - nichts ist seitdem mehr wie vorher. Jürgen Langemeyer hatte einen Schlaganfall erlitten.
Das war im August 2003. Eine angeborene Missbildung im Gehirn, wo Arterie und Vene zusammengewachsen waren, hatte die Blutung im Gehirn und damit den Schlaganfall verursacht. "Das ist eine tickende Zeitbombe, von denen die wenigsten wissen", weiß Jürgen Langemeyer heute. Für die meisten Betroffenen verläuft diese Attacke tödlich. Der Quickborner hatte Glück, dass er so schnell ärztliche Hilfe erhielt. Doch sein Leben ist seitdem deutlich eingeschränkt.
Diesen Schritt zurück in den Alltag wollte Langemeyer von Anfang an meistern, obwohl anfangs "links vom Scheitel bis zur Sohle nichts ging". "Du musst wieder auf eigene Füße kommen", nahm er sich vor. Bereits in der Klinik übte er verbissen mit den Physiotherapeuten. Als er nach 100 Tagen stationärer Behandlung nach Hause durfte, "war der Arm noch ganz schlaff". Aber Langemeyer blieb aktiv. "Das ist ganz, ganz wichtig, sich nicht aufzugeben. Und meine Frau hat mich gefordert 'Du musst eigenverantwortlich deinen Alltag regeln'", erinnert sich der Quickborner. Aus seiner Selbsthilfegruppe weiß er, dass viele andere entmündigt werden, "zugedeckt", wie er selbst formuliert - nicht aus bösem Willen, sondern als falsch verstandener Fürsorge.
"Das Leben nach einem Schlaganfall ist für die Angehörigen mindestens genauso hart", meint Langemeyer. Denn sie müssten plötzlich mit einem ganz anderen Partner leben. Körperlich, seelisch und auch charakterlich würde sich viele Betroffene verändern. Langemeyers Frau hielt zu ihm, forderte und förderte ihn damit.
Das eigenständige Leben war alles andere als leicht. "Du musst nicht nur den Alltag regeln, sondern einen Facharzt suchen und mehrere Therapeuten." Das ist mehr als schwierig für einen Menschen, der sich nicht mehr so bewegen kann wie ein Gesunder.
Aus diesen Erfahrungen heraus engagiert sich Langemeyer für Nachsorgezentren, wo Arzt und Therapeuten miteinander arbeiten. Mittlerweile wachsen solche Einrichtungen. Doch es könnten mehr werden - im Interesse aller schwer Erkrankten. Um das durchzusetzen, hat der Quickborner gemeinsam mit einer Professorin, einer Rechtsanwältin und einem Marketing-Fachmann das Netzwerk thera.best gegründet. Neben der interdisziplinären Versorgung wollen die Akteure die Schulungen für Patienten und Angehörige verbessern.
Notfall-Betten für Schlaganfallpatienten in den Kliniken Pinneberg und Elmshorn
Während bei der Nachsorge noch viel verändert werden kann, hat sich die Situation für akut Betroffene im Kreis Pinneberg verbessert. Dr. Matthias Nitschke, Chefarzt der Neurologie, baute an der Regio-Klinik in Pinneberg eine moderne Schlaganfall-Einheit auf. Sie ist rund um die Uhr besetzt. Dort können die Patienten durchleuchtet und Medikamente verabreicht werden, die die verstopfte Blutbahn wieder frei machen. Muss operiert werden, wird der Patient in eine Fachklinik verlegt.