Norderstedt. Fußball-Regionalligist zieht nach desolatem Auftritt im Sportpark Eimsbüttel Konsequenzen. Wer Nachfolger von Olufemi Smith wird.
Die blamable 0:5-Niederlage der Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt beim Eimsbütteler TV war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Das Vereinspräsidium hat nach Absprache mit dem Sportlichen Leiter Denny Schiemann Coach Olufemi Smith, der etwas mehr als drei Jahre zusammen mit Jens Martens und 15 Monate lang allein für das Team verantwortlich war, von seinen Aufgaben entbunden.
Nachfolger des 45-Jährigen, der in dieser Woche anlässlich seiner Fußballlehrerausbildung in Frankfurt weilt, wird Max Krause (33). Er war als einer von Smiths Assistenten bislang hauptsächlich für den Athletikbereich verantwortlich.
Eintracht Norderstedt bedankt sich bei Olufemi Smith für dessen Arbeit
In der von Eintracht Norderstedt per E-Mail verschickten Pressemitteilung stehen Sätze, die bei Trainerentlassungen in höheren Spielklassen zum Standardrepertoire gehören.
„Wir bedanken uns bei Olufemi Smith für seine geleistete Arbeit in den vergangenen viereinhalb Jahren und wünschen ihm auf seinem weiteren Weg alles erdenklich Gute“, heißt es dort. Und: „Wir wünschen Max Krause für seine neue Aufgabe viel Erfolg“.
Der Tabellenplatz ist nicht der Grund für die Trennung
Der aktuelle Tabellenstand der Eintracht in der Regionalliga Nord ist definitiv nicht der Grund für die Trennung von Smith. Die Norderstedter sind aktuell mit 16 Punkten Sechster hinter Holstein Kiel II (24 Zähler), dem 1. FC Phönix Lübeck (22), dem FC Teutonia 05, Hannover 96 II (jeweils 19) und Blau-Weiß Lohne (17).
Das ist angesichts von 15 Abgängen nach der vergangenen Saison und zwölf Zugängen eine respektable Bilanz. Auch wenn das neu zusammengestellte Team fraglos noch besser dastehen könnte, wenn es weniger Fehler gemacht hätte.
Rätselhafte Leistungsschwankungen in der laufenden Saison
Schwer ins Gewicht fallen jedoch die extremen, nicht nur für den neutralen Beobachter unerklärlichen Leistungsschwankungen. Gegen die vor der Serie als Spitzenmannschaften eingeschätzten SV Drochtersen/Assel (3:1), FC Teutonia 05 (3:1) und VfB Oldenburg (5:0) zeigte die Eintracht begeisternden Fußball mit bemerkenswerten Resultaten.
Gegen den Bremer SV (5:6), Holstein Kiel II (2:4) sowie Aufsteiger ETV präsentierte die Truppe dann jedoch wie aus heiterem Himmel ihr anderes Gesicht, kickte schlecht, phasenweise sogar unterirdisch.
Das frühe Aus im Hamburger Lotto-Pokal ist unvergessen
Weit hinter den Erwartungen zurück blieb auch das Abschneiden im Lotto-Pokal. Beim Aus in der dritten Runde, dem blamablen 1:3 beim Oberligisten USC Paloma, ließ Eintracht Norderstedt so ziemlich alle Attribute einer gestandenen Regionalliga-Mannschaft vermissen.
Dabei hat der Hamburger Cupwettbewerb für den Club an der Ochsenzoller Straße Jahr für Jahr eine immense Bedeutung, da sich der Gewinner für die finanziell lukrative erste Runde im DFB-Pokal qualifiziert. Geld, das bei der Zusammenstellung eines konkurrenzfähigen Regionalliga-Kaders, aber auch in anderen Bereichen sehr willkommen wäre.
„Unser Problem befindet sich zwischen den Ohren“
Wer bei Eintracht Norderstedt spielt, weiß genau – so wird es nach außen immer wieder kommuniziert – dass der Lotto-Pokal für den Club einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Regionalliga Nord hat. Doch das schienen im K. o.–Match bei Paloma offenbar nicht alle Akteure verinnerlicht oder verstanden zu haben.
Und nun kam auch noch der niederschmetternde Auftritt beim bisherigen Tabellenletzten der Regionalliga Nord obendrauf. „Unser Problem befindet sich zwischen den Ohren“, betonte ein restlos bedienter Olufemi Smith nach der Demütigung im Sportpark Eimsbüttel, „in Sachen Mentalität, Einstellung und Einsatzbereitschaft war der ETV besser als wir. Das kann einfach nicht sein, darüber müssen wir reden.“
Eintracht Norderstedts neuer Coach hat keine Erfahrung als Cheftrainer
Zu dieser Einschätzung kamen auch die Vereinsverantwortlichen. Doch die Gelegenheit, die offenbar sehr labile Psyche der Spieler mit Zuckerbrot oder Peitsche, mit Einzelgesprächen oder klaren Ansagen an den gesamten Kader zu stabilisieren, wollten sie Smith nicht mehr geben.
Stattdessen geht Eintracht Norderstedt nun das Risiko ein, einen Mann als Coach zu installieren, der intern überaus geschätzt ist, aber über keine Cheftrainer-Erfahrung verfügt. Für Vereinspräsident Reenald Koch ist dies kein Problem: „Max Krause verfügt über außerordentliche Führungsqualitäten“, sagt er und verweist auf dessen berufliche Karriere. Krause leitet bei der Firma Tchibo internationale Projekte, managt ein Team von zwölf Personen, die über die ganze Welt verstreut sind.
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Eine Frage bleibt noch: Wird es bei Eintracht Norderstedt weitere Veränderungen im Trainerteam geben? Das ist noch nicht abschließend geklärt. Ob „Co“ Marius Ebbers und der für die Torhüter zuständige Fabian Lucassen weiterhin an Bord bleiben, soll zeitnah entschieden werden.