Norderstedt. In der Süd-West-Staffel kicken sieben Teams aus der Region – mit welchen Erwartungen die Fußballer am Wochenende starten.
Zwei Absteiger, ein Aufsteiger und ein neuer Zuschnitt: Diese Faktoren machen die neue Spielzeit in der Fußball-Verbandsliga Süd-West zu einer Saison der Derbys. Gleich sieben Clubs aus dem Norderstedter Raum kicken in der 14er-Staffel. Wer gehört zu den Titelkandidaten, wer kämpft um den Klassenerhalt? Das Hamburger Abendblatt blickt vor dem Auftakt auf die aktuelle Form und die Ziele der Mannschaften.
WSV Tangstedt (Vorsaison 2./Verbandsliga Süd)Saisonziel: Top-Platzierung.
Sie waren die Pechvögel des Sommers: Hauchdünn verpasste der WSV Tangstedt den Aufstieg. Sportlich fehlte ein Punkt, noch größer war der Ärger über letztlich entscheidende Nichtantritte anderer Clubs, die Handhabung des Verbandes und zu spät beschlossene Rückzüge anderer Vereine. Alle Hoffnungen, doch noch irgendwie in die Landesliga zu rücken, platzten.
Mittlerweile ist der Frust einer Jetzt-erst-recht-Stimmung gewichen. „Die Motivation ist noch mal höher, die Jungs brennen“, sagt Coach Kevin Steen. „Das merkt man in jeder Trainingseinheit und in den Spielen.“ In den diversen Tests sowie der ersten Kreispokalrunde schoss Tangstedt insgesamt 27 Tore und blieb ohne Gegentreffer.
Vier nur teilweise schmerzhaften Abgängen stehen vier Verpflichtungen von Landesliga-Kickern gegenüber. Von seinen 20 Feldspielern und zwei Keepern seien alle bereit, in der Startelf zu stehen, sagt Steen. Keine Frage: Der WSV ist noch stärker aufgestellt als bislang und zählt zu den Topfavoriten der Staffel. Aber auch die (zum Teil neue) Konkurrenz sei deutlich gefährlicher geworden, betont der Tangstedter Trainer. Als Titelanwärter sieht er Hartenholm, Kisdorf, Todesfelde II und den TSV Bargteheide, er will den Aufstieg deshalb nicht klipp und klar fordern. „Es kann durchaus schwieriger für uns werden als in der vergangenen Saison.“
SSC Phoenix Kisdorf (11./Landesliga Holstein)Saisonziel: Top sechs.
Die Landesliga-Saison 2021/2022 endete für die Kisdorfer bereits in der Winterpause – mit dem Rückzug und dem damit verbundenen Zwangsabstieg. Mit Dominik Fseisi kam ein neuer Trainer, der sich ab Februar am Neuaufbau beteiligte.
„Das hat sich natürlich sehr schwierig gestaltet, es war jede Menge Arbeit und eine turbulente Zeit“, sagt der Ex-Coach des Landesligisten SV Henstedt-Ulzburg. Aber: „Es hat sich gelohnt. Wir sind jetzt gut aufgestellt.“
Ein paar Spieler aus dem bisherigen Kader blieben in Kisdorf, 19 Externe kamen dazu. Das neuformierte Team gewann zwei Vorbereitungsturniere und alle Testspiele, lediglich das Kreispokal-Achtelfinale gegen den SV Henstedt-Ulzburg (1:2) ging knapp verloren.
„Wir sind sehr zufrieden mit der Vorbereitung“, sagt Fseisi, „ich glaube zwar nicht, dass wir um die Meisterschaft mitspielen. Aber wir sind gut genug, um sorgenfrei durch die Saison zu kommen.“
SV Todesfelde II (4./Verbandsliga Süd)Saisonziel: Oben mitspielen.
Offiziell wird das Team zwar weiterhin als zweite Mannschaft des SVT geführt, intern bezeichnet der Verein die Truppe jedoch als U 23. Man wolle ein klares Statement für die Jugend und den Nachwuchs setzen, lautet die Begründung.
Die Verjüngung reicht bis in den Trainerstab. Auf den langjährigen Coach Stefan Komm folgt der 24-jährige Finn Hartwig. „Ich will unsere Talente weiterentwickeln“, sagt der B-Lizenz-Inhaber. Auch eine noch engere Zusammenarbeit mit der Oberliga-Mannschaft sei geplant. Um einen möglichst guten Unterbau für das erste Team zu bilden, ist geplant, dass Todesfeldes U 23 in die Landesliga aufsteigt – mittelfristig. „In dieser Saison soll noch nicht zu viel Druck ausgeübt werden“, sagt Sportchef Jens Martens. „Wir wollen ganz oben mitspielen, rufen aber keine bestimmte Platzierung als Ziel aus.“
TuS Hartenholm (10./Landesliga Holstein)Saisonziel: Top fünf.
„Die Liga wird definitiv sehr spannend und attraktiv“, sagt Hartenholms Trainer Martin Genz, der sich besonders auf die Nachbarschaftsduelle gegen den Leezener SC, Fetihspor Kaltenkirchen und den SV Todesfelde II freut. Oben wie unten erwartet der Coach einen engen Kampf. „Die Staffel ist sehr ausgeglichen. Es gibt Topfavoriten wie Todesfelde II oder den WSV Tangstedt, aber keine klaren Kandidaten für die vier Abstiegsplätze.“
Als Landesliga-Absteiger wird der TuS Hartenholm automatisch zu den stärksten Teams gezählt, weiß Genz. Den direkten Wiederaufstieg will man nach einer Verkleinerung des Kaders aber nicht als Ziel ausrufen. „Wir mussten aussortieren. Da waren Charaktere dabei, die nicht zum TuS gepasst haben. Wir wollen Werte wie Gemeinschaft und Zusammenhalt wieder hochleben lassen.“
19 Spieler stehen zur Verfügung, wobei sich Timo Novak im letzten Test gegen die Kaltenkirchener TS (2:3) womöglich schwer verletzte. Im Winter soll nachgerüstet werden.
Leezener SC (8./Verbandsliga Süd)Saisonziel: Gesichertes Mittelfeld.
Der Umbruch beim Leezener SC spiegelt sich in den Ergebnissen während der Vorbereitung wider. Unter anderem gab es ein 1:6 im Viertelfinale des Kreispokals gegen den SC Rönnau 74. Trainer Marco Heß bringt das aber nicht aus der Ruhe. „Die Resultate waren durchwachsen, und natürlich darf man nicht so hoch verlieren. Aber am Ende ist das zweitrangig.“
Zahlreiche Neuzugänge seien gut eingebaut worden, „das hat uns noch mehr zusammengeschweißt.“ Einige Wochen wird das Team wohl noch zur Findung benötigen. Aber es soll nicht mehr so sehr gezittert werden wie in der Vorsaison. „Wir wollen ein ruhigeres Jahr. Alle anderen Ziele wären vermessen“, sagt Heß.
Fetihspor Kaltenkirchen (9./Verbandsliga West)Saisonziel: Gesichertes Mittelfeld.
Die Spielgemeinschaft mit dem FSC Kaltenkirchen wurde aufgelöst, damit ist Fetihspor Kaltenkirchen wieder unter seinem Vereinsnamen in der Verbandsliga vertreten. Zu den Gründen der Trennung sagt der Sportliche Leiter Alexander Nagel: „Wir haben einfach gemerkt, dass es nicht mehr sinnvoll ist, weil es zwischen den Vereinen unterschiedliche Gedanken über die Ausrichtung gab. Es hätte für beide Seiten keinen Zweck mehr gehabt. Aber die Clubs bleiben freundschaftlich verbunden.“
Auch im Kader gab es einige Veränderungen, jedoch ohne Substanzverlust, wie Nagel findet: „Wir haben einige Akteure abgegeben, aber auch sehr gute Spieler dazubekommen. Es hält sich die Waage.“ Wie viele andere Beobachter auch schätzt Nagel die Staffel als ausgeglichen und stark ein. „Mehrere Clubs werden ganz oben mitspielen wollen. Für uns wäre alles, was besser als letzte Saison ist, ein Gewinn.“
SG Oering-Seth (2./Kreisliga)Saisonziel: Klassenerhalt.
Wenn die Tangstedter die Pechvögel des Sommers waren, ist die SG Oering-Seth wohl der Glückspilz der Sommerpause. Der neue Trainer Yorck Männich steckte schon seit Wochen in der Planung für die Kreisliga-Runde, als ein Anruf vom Verband kam: Weil andere Vereine zurückzogen, rückte Oering-Seth als Vizemeister in die Verbandsliga Süd-West auf.
Eine Reaktion auf dem Transfermarkt war deshalb kurzfristig nicht mehr möglich. Männich sieht sein Team trotzdem für die Aufgabe gerüstet. „Viele spielen bei uns schon sehr lange zusammen, teilweise seit der Jugend. Das ist unser Pfund als Dorfverein. Wir sind aber noch an ein bis zwei Spielern dran.“
Die Vorbereitung sei gut verlaufen, lobt der Coach und betont: „Wir können ganz frei und unbelastet aufspielen. Wir wollen minimal in der neuen Klasse bleiben und dann mal schauen, was nach oben geht.“
Der erste Spieltag, Freitag, 5. August, 20 Uhr: SV Todesfelde II – VfR Horst; Sonntag, 7. August, 14 Uhr: WSV Tangstedt – SG Elmenhorst/Tremsbüttel; 15 Uhr: TuS Hartenholm – Fetihspor Kaltenkirchen, SG Oering-Seth – SSC Phoenix Kisdorf, TuS Krempe – Leezener SC.