Norderstedt. Der Regionalligist geht mit einem umgebauten Trainerstab an den Start. Welches Ziel der Fußball-Club für die Serie 2022/2023 ausgibt.
Olufemi Smith geht in seine erste Saison als Chefcoach der Regionalliga-Fußballer von Eintracht Norderstedt.
Im Interview mit dem Hamburger Abendblatt gibt der 43-Jährige einen Einblick in sein Gefühlsleben – und verrät, welches Ziel er sich mit seiner Mannschaft für die Punktrunde 2022/2023 gesteckt hat.
Eintracht Norderstedt: Olufemi Smith ist jetzt der Chef
Hamburger Abendblatt: Herr Smith, bis zum Ende der Saison 2021/2022 wurde bei Eintracht Norderstedt eine Zweierlösung praktiziert, Sie haben etwas mehr als drei Jahre lang mit ihrem Trainerkollegen Jens Martens erfolgreich zusammengearbeitet, eine geräuschlos funktionierende Einheit gebildet. Jetzt tragen Sie die alleinige Verantwortung. Wie fühlt sich das für Sie an?
Olufemi Smith: Ich muss ganz ehrlich sagen, es fühlt sich jetzt nicht großartig anders an. Ich empfinde es auch nicht so, dass ich jetzt allein in der Verantwortung stehe. Ich habe ein Trainerteam um mich herum. Und genau so, wie ich mit Jens zusammengearbeitet habe, mache ich das nun auch mit meinen Assistenten Marius Ebbers, dem für die Video- und Spielanalyse zuständigen Denny Schiemann, Fitness- und Athletikcoach Max Krause sowie Torwarttrainer Fabian Lucassen. Auch wir stimmen uns intensiv ab. Klar, als Chef kann und muss ich manchmal die letzte Entscheidung treffen, aber ich setze auch in der neuen Konstellation auf Teamwork.
Neuer Trainerstab harmoniert gut
Warum haben Sie sich genau für diese Crew entschieden?
Das lässt sich schnell sagen: Alle identifizieren sich hundertprozentig mit der Sache und ihren Aufgaben, haben eine ähnliche Philosophie wie ich, was die Bereiche Mannschafts- und Teamführung betrifft. Gepaart mit der fußballerischen Idee, die ich federführend mitbringe und die alle anderen nachvollziehen, mittragen und leben wollen. Die ersten Wochen bestätigen, dass wir gut harmonieren, dass die Wahl richtig war. Alle haben bislang einen mega-guten Job abgeliefert, ich hoffe, dass wir dieses Niveau so halten – und vielleicht sogar noch eine Schippe drauflegen können.
Haben Sie durch die veränderten Rahmenbedingungen mehr Stress als bisher?
Nein, eigentlich nicht. Jetzt kommt zwar noch die Medienarbeit hinzu, ich bin damit zur Stimme nach draußen geworden. Aber im Umgang mit der Mannschaft hat sich für mein Gefühl bis dato nicht viel verändert. Ich kann da explizit keinen großen Unterschied festmachen.
Was für ein Trainer sind Sie? Ein harter Hund oder vielleicht doch eher ein Kommunikator?
Ich bin tatsächlich ein kommunikativer Mensch, der sehr viel Wert auf das Miteinander und den Austausch legt. Eine gewisse Härte gehört im Leistungssport sicherlich mit dazu, man muss gewisse Dinge einfordern, die am Ende des Tages die Basis für den Erfolg sind. Als harten Hund würde ich mich nicht bezeichnen. Ich favorisiere einen sauberen, gepflegten Fußball, der anspruchsvoll ist, bei dem aber auch der Spaß nicht zu kurz kommen darf. Das setzt ein hohes Maß an mentaler Stärke, Fokussierung und eine gewisse Spielintelligenz voraus. Das fordere ich von meiner Mannschaft auch ein.
Trainingslager von Eintracht Norderstedt verläuft optimal
Wie fällt ihre Bilanz des viertägigen Trainingslagers in Skaerbaek aus?
Es war ein voller Erfolg, wir hatten vor Ort absolut professionelle Bedingungen. Die Jungs haben voll mitgezogen und hart gearbeitet; es waren herausfordernde Übungseinheiten mit zwei anspruchsvollen Testspielen gegen Silkeborg IF und den TSB Flensburg. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg.
Am morgigen Mittwoch steht auf der Paul-Hauenschild-Anlage an der Ulzburger Straße um 19 Uhr der Test gegen die U 21 des Hamburger SV auf dem Programm. Ein Vergleich in der Vorbereitung gegen einen Staffelgefährten aus der Regionalliga Nord ist eher ungewöhnlich...
Das ist sicherlich nicht alltäglich, in diesem Fall bot es sich aber tatsächlich an. HSV-Trainer Pit Reimers hatte angefragt, ob wir Lust hätten, und wir haben daraufhin zugesagt. Es ist gut, in dieser Phase der Vorbereitung an das Niveau heranzugehen, was uns in der Regionalliga erwartet. Hinzu kommt: Wenn man gegen den HSV spielt, stimmen die Rahmenbedingungen. Das Match findet praktisch direkt um die Ecke statt, und ich glaube nicht, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Gefahr besteht, dass man sich zu sehr in die Karten schauen lässt.
Das Saisonziel: ein gesicherter Mittelfeldplatz
Was sind die Ziele von Eintracht Norderstedt in der neuen Spielzeit?
Die Liga wird als eingleisige Staffel, als wieder normale Regionalliga, sicherlich anspruchsvoller und herausfordernder als in den letzten beiden Spielzeiten werden. Unsere Ziele sollten wir deshalb eher etwas defensiver formulieren. Wir haben einen Kader, der im Großteil zusammengeblieben ist; das spricht sicherlich für uns, gibt uns eine gewisse Stärke und Selbstbewusstsein. Aber ich glaube, dass wir gut beraten sind, demütig an die Aufgaben heranzugehen. Wenn wir es schaffen, uns konstant im gesicherten Tabellenmittelfeld mit ausreichend Luft nach unten zu bewegen, dann haben wir schon mal einen guten Schritt gemacht. Man muss stets bedenken, dass diverse Clubs ganz andere finanzielle Möglichkeiten als wir haben und sich bislang auf dem Transfermarkt sehr gut bedient haben.
Welche Vereine sind ihrer Meinung nach die Topfavoriten auf die Meisterschaft?
Es wird wohl kein Weg am VfB Lübeck vorbeiführen. Wer ganz oben ranriechen will, muss an denen vorbei. Und der SC Weiche Flensburg 08 verfügt immer über eine starke, erfahrene Truppe. Abzuwarten bleibt,
wie sich Drittliga-Absteiger TSV Havelse präsentiert und was die U-23-Mannschaften der Proficlubs machen. Und: Teams mit einem starken Jahrgang können die Liga kräftig durcheinanderwirbeln; das haben in der vergangenen Saison Holstein Kiel II in der Nord- und Werder Bremen II in der Südgruppe bewiesen.