Heist. Floris Helmers und Alexander Lipsky führen seit 20 Jahren die Flugschule Hamburg in Heist. Wie alles begann.

Es ist ruhig auf dem Rollfeld an diesem grauen Dezembermorgen. Nur ein Hubschrauber landet auf dem Flugplatz Uetersen/Heist. Die meisten Flugzeuge stehen trocken in der Halle, werden vom hauseigenen Technikerteam gewartet. Kein Flugwetter heute. Mit 15 Schulmaschinen, die gleichzeitig für den Charterbetrieb eingesetzt werden, ist die Flugschule Hamburg am Heimatflugplatz Uetersen/Heist die größte Norddeutschlands. Hier werden neben Hobbyfliegern auch Berufs- und Verkehrspiloten ausgebildet.

2001 haben Alexander Lipsky aus Schenefeld und Floris Helmers aus Neuendeich die Flugschule Hamburg von Rolf Schmidts übernommen. 2005 wurde der Betrieb unter der Marke Air Hamburg, durch den Einsatz von ein- und zweimotorigen Flugzeugen, zunächst um ein Angebot von Rund- und Inselflügen erweitert. Heute können flexible Jetflüge rund um die Uhr gechartert werden. „Wir fliegen regelmäßig Prominente wie Brad Pitt und George Clooney oder Fußballprofis wie Lionel Messi“, sagt Helmers. In Heist hält man allerdings vergeblich nach Stars Ausschau. Sie werden von überall auf der Welt abgeholt und zu ihren Wunschzielen geflogen – leider ohne Zwischenstopps im Kreis Pinneberg.

Flugplatz Heist: Erstes Treffen mit 14 Jahren

Kennengelernt haben sich die beiden Männer 1988 mit 14 Jahren auf dem Flugplatz in Heist – beim Segelfliegen. „Mein Sohn fängt jetzt mit 14 Jahren auch mit dem Segelfliegen an“, sagt Alexander Lipsky, der für Air Hamburg Vollzeit fliegt und es im Jahr auf 600 bis 700 Flugstunden bringt. Auf der Anlage gibt es zwei Vereine, die Segelfliegen anbieten.

Floris Helmers ist Geschäftsführer bei der privaten Airline Air Hamburg.
Floris Helmers ist Geschäftsführer bei der privaten Airline Air Hamburg. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

2007 wurde die Flugschule von einer reinen PPL-Schule zu einer Verkehrspilotenschule erweitert. PPL steht als Abkürzung für Privat Pilot Licence, es geht also um den Privatpilotenschein zum nichtgewerblichen Fliegen. Voraussetzung dafür ist ein Mindestalter von 17 Jahren und ein medizinisches Tauglichkeitszeugnis. Jährlich absolvieren etwa 50 Schüler ihre Ausbildung erfolgreich.

45 praktische Stunden sind Pflicht. Die Ausbildung erfolgt auf zwei verschiedenen Flugzeugmustern und kostet zwischen 15.000 und 15.500 Euro. Die Monate April bis September werden für die Praxis genutzt, die Wintermonate dienen schwerpunktmäßig der Theorie. „Die ältesten Flugschüler sind 80, die jüngsten 16 Jahre alt“, sagt Manuela Witt, die sich um das Administrative kümmert und für die Flugschüler Ansprechpartnerin vor Ort ist.

Die Pinnebergerin fliegt gern mit, hat aber keinen Flugschein. „Das Fliegen ist tatsächlich immer noch Männerdomäne, auch wenn die Zahl der Frauen stetig wächst“, sagt sie. In der Corona-Pandemie sei das Interesse an Flugstunden ungebrochen gewesen. „Die Leute hatten mehr Zeit und haben ihr Geld nicht für teure Urlaube ausgegeben.“ Im professionellen Bereich habe sich die Krise in der Luftfahrt allerdings durchaus bemerkbar gemacht.

Ganz neu in der Flotte: eine Kunstflugmaschine

In der Flughalle parken hauptsächlich Cessnas C150/152 oder C172, „robuste Maschinen, die auch mal eine unsanfte Landung vertragen“, sagt Helmers. Aber auch drei Complex Aircraft und ein Ultraleicht-Flugzeug gehören zur Flotte. Ganz neu ist der Kauf eines Kunstflugzeugs, das aus der Schweiz nach Heist überführt wird, sobald das Wetter es zulässt. Mit ihm sollen ATPL-Anfänger ein UPRT-Sicherheitstraining (Upset Prevention and Recovery Training) absolvieren. Geübt wird das Beherrschen kritischer Situationen im Flugbetrieb. Denn auch bei gründlichster Flugvorbereitung gibt es Faktoren wie Falschanzeigen von Instrumenten, Vereisung oder Wirbelschleppen, die zu Turbulenzen führen können.

Der Lehrer braucht für diese spezielle Ausbildung eine Kunstflugberechtigung. Er kann den Pilotenschülern zeigen, wie sie Trudeln oder Schräglagen in den Griff bekommen. Da in den vergangenen Jahren mehrere Abstürze technisch einwandfreier Airliner auf Pilotenfehler zurückzuführen waren, ist das Sicherheitstraining für Flugkapitäne 2018 in Europa zur Pflicht geworden.

Mit Jan Hackethal, Auszubildender der ersten Stunde, wurde das Langzeitpraktikum ins Leben gerufen – Berufsanfänger haben so die Möglichkeit, ihre Verkehrspilotenlizenz zu erwerben und parallel praktische Erfahrungen in der Flugschule zu sammeln. „Mittlerweile fliegt Jan Kapitän auf der Falcon 7X bei der Air Hamburg“, sagt Alexander Lipsky. „Auch zahlreiche weitere Kollegen haben in den letzten Jahren ihre ATPL Ausbildung erfolgreich bei uns absolviert.“

Schnupper- und Rundflüge sind ganzjährig möglich. Schnupperflüge vom Flugplatz Uetersen in einer zweisitzigen Cessna C152 (mit Pilot) kosten 229 Euro, in einer viersitzigen Cessna C172 (mit zwei Begleitpersonen ohne Aufpreis) 279 Euro. Rundflüge über Hamburg kosten für 35 Minuten 89 Euro pro Person, für 50 Minuten 109 Euro. Wer Fliegen lernen möchte: Eine Unterrichtseinheit theoretische Grundlagen und fünf Stunden praktische Ausbildung mit Fluglehrer gibt es für 1130 Euro. Kontakt zur Flugschule Hamburg: 04122/97 61 46 und info@flugschule-hamburg.de.