Norderstedt. Wegen der Pandemie fallen viele Sportangebote aus. Was bleibt, ist Jogging an der frischen Luft. Experten sagen, was beachtet werden sollte.
Die Fitness-Studios in der Region sind verwaist, in den Hallenbädern ist das Wasser abgelassen und Mannschaftssport in Vereinen findet in Corona-Zeiten auch nicht statt. Kurzum: Jeder, der sich sportlich betätigen will, ist größtenteils auf sich alleine gestellt oder kann maximal mit seinem Partner oder einem befreundeten Menschen – auf Distanz versteht sich – sporteln. Wer Platz und Muße hat, baut sich in seinem Haus oder in der Wohnung einen Fitnessparcours auf, stemmt Hanteln, macht die gute alte Tele-Gymnastik (jeden Morgen um 7.20 oder 8.30 Uhr im dritten Programm des Bayerischen Rundfunks) oder schwitzt bei trendigen Online-Fitnessangeboten. Die Auswahl im Netz groß. Wer will, findet hier alles, was das Sportlerherz begehrt. Auch viele Studios und Personal-Trainer bieten ihren Mitgliedern und Kunden mittlerweile Kurse für daheim an.
Der Norderstedter Stadtpark eignet sich für Einsteiger
Den ersten Schritt muss allerdings jeder selber tun. Das nahe liegendste ist der Gang nach draußen. Wer in den vergangenen Monaten durch Homeoffice und Co. ein wenig eingerostet ist, kann seine Umgebung zunächst im Spaziergängertempo erkunden. Wer langsam geht, sieht mehr – und die Natur ist auch im Herbst und Winter sehenswert. Auch wenn Mantel, Schal und Handschuhe mittlerweile zur Grundausstattung gehören, ist der Gang an die frische Luft – auch wenn es nur in der Mittagspause oder für eine halbe Stunde ist – bei jedem Wetter empfehlenswert. Wer walken oder laufen will, findet in Norderstedt und Umgebung jede Menge schöner Strecken, die für alle Leistungsklassen geeignet sind. Ideal ist die Runde um den See im Stadtpark Norderstedt – sie misst exakt 2,3 Kilometer, ist befestigt und beleuchtet. Auch an der Schleswig-Holstein-Straße oder entlang der Bahnschienen der A 2 zwischen Garstedt und Friedrichsgabe ist Laufen gut möglich.
Wer lieber im Wald unterwegs ist, zum Beispiel im Rantzauer Forst oder im Tangstedter Revier, sollte den Boden im Blick haben. Dunkle Ecken und helle Lichtungen wechseln sich ab, Sandwege und unübersichtliche Stellen mit Baumwurzeln ebenfalls. Wer keinen Sturz riskieren will, muss aufpassen. Für Anfänger, Wiedereinsteiger oder auch Läuferinnen und Läufer, die es etwas entspannter angehen lassen wollen, empfiehlt sich die Methode nach Jeff Galloway. Im Wechsel wird drei Minuten gelaufen und eine gegangen – sogar Marathons lassen sich so bestreiten. Das kann auch Matthias Demuth, Pressesprecher der Startgemeinschaft Wasserratten, bestätigen. „Ich habe erst mit 40 Jahren angefangen zu laufen. Nachdem ich mit dem Rauchen aufgehört hatte, machte es in meinem Kopf ‘klick’. Ich wollte unbedingt mehr für meine Fitness tun“, sagt der heute 51-Jährige.
Mit der Galloway-Methode bis zum Marathon
Für den Immobilienkaufmann ist Laufen das ideale Mittel, um den Kopf frei zu bekommen und nach der Arbeit oder am Wochenende zu entspannen. Der Garstedter trainiert fast ausschließlich nach der Galloway-Methode und absolvierte in dieser Art und Weise 2018 seinen ersten Marathon. Seine Zeit damals: 5:05 Stunden. „Irgendwann möchte ich diese Distanz auch noch mal in komplett durchlaufen. Aber meine Befürchtung ist, dass dann bei Kilometer 30 der berüchtigte Mann mit dem Hammer kommt und ich dann nur noch gehen kann und von allen überholt werde.“
Am liebsten läuft Matthias Demuth in der Gruppe. „Mit der Jeff-Galloway-Methode ist es auch möglich, sich zu unterhalten. Wir führen immer tolle Gespräche. Zurzeit ja leider nur zu zweit oder mit ganz wenigen Leuten“, sagt er. Wer sich – wie Matthias Demuth - mit Gleichgesinnten austauschen will, kann im Netz nach Laufgruppen suchen. Die Facebookgruppe #norderstedtlaeuft hat zurzeit rund 270 Mitglieder, die ihre Lauferlebnisse schildern, von Wettkämpfen berichten und Lauftreffs organisieren.
Wer fachkundige Beratung sucht, ist bei Zippel‘s Läuferwelt an der Ulzburger Straße an der richtigen Adresse. Filialleiter Bastian Foedisch und Laufexperte Sebastian Theun aus dem Kieler Haupthaus helfen allen Läufern, egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene, gerne weiter. „Wichtig ist im Winter vor allem, dass man nicht nur selber gut sehen kann, sondern auch gesehen wird. Vor allem, wenn man an öffentlichen Straßen und Wegen läuft und auf Rad- und Autofahrer trifft“, sagt Sebastian Theun.
Er empfiehlt leuchtende Warnwesten, neonfarbene Kompressionsstrümpfe sowie Socken und Jacken mit integrierten Reflektoren. Dazu hat er ein umfassendes Sortiment an Stirnlampen, die mittlerweile nur noch knappe 100 Gramm wiegen. Welche die passende Laufkleidung im Herbst und Winter ist, muss jeder für sich selbst herausfinden. „Man sollte sich aber nicht zu dick anziehen. Eigentlich ist es ganz gut, wenn man am Anfang etwas fröstelt und erst nach 500 bis 1000 Metern auf Betriebstemperatur kommt“, sagt Sebastian Theun und fügt hinzu: „Ich persönliche gehe oft für einen kurzen Moment vor die Tür, schaue, wie das Wetter ist und entscheide dann, was ich zum Laufen anziehe.“
Tipps & Tricks:
Gesehen werden: Reflektierende Kleidung, blinkende Accessoires, Stirnlampen oder eine leuchtende Warnweste helfen.
Kleidung: Wer schon vor dem Laufen schwitzt, hat zu viel an. Bei Kälte eine Mütze aufsetzen, Halstücher können auch vor dem Mund getragen werden, um die kalte Außenluft vor dem Einatmen zu erwärmen. Wer an den Beinen friert, kann eine Windstopperhose über der Laufhose tragen.
Wetter: Bei Gefahr von Glatteis besonders vorsichtig sein und lieber auf öffentliche, freie Wege ausweichen. Eventuell Spikes besorgen.
Gesundheit: Wer eine starke Erkältung oder Grippe hatte, sollte diese unbedingt auskurieren. Sonst drohen Folgeschäden, zum Beispiel eine Herzmuskelentzündung. Lieber einen Gang runterschalten und mit der Jeff-Galloway-Methode (siehe Haupttext) wieder einsteigen.
Motivationstipps: Neue Laufkleidung, Schuhe oder eine Laufuhr kaufen. Was nützt die schönste Kleidung, wenn sie nicht benutzt wird. Die Lieblingsmusik auf das Handy laden und damit beschwingt loslaufen.
Wochen- oder Monatsziele setzen: In der ersten Woche 2 x 20 Minuten laufen oder walken, in der Woche danach 2 x 30 Minuten usw.
Neue Strecken ausprobieren, sich verabreden und gemeinsam laufen. Vielleicht den Partner fragen, ob er oder sie mit dem Rad nebenherfährt, wenn es schon dunkel ist.