Norderstedt. Die Pferde von Ausbilderin und Reiterin Paula de Boer konnten 2020 wegen coronabedingter Turnierabsagen kaum Wettkampfpraxis sammeln.
„Lieber jetzt ein paar Wochen Ruhe, und dafür dann 2021 wieder richtig loslegen“, sagt Paula de Boer – und spricht damit sicher vielen Pferdesportlern aus der Seele. Die
27 Jahre alte Segebergerin ist seit vielen Jahren erfolgreich als Dressur- und Springreiterin unterwegs. Die Pferde, mit denen sie startet, hat sie selber ausgebildet.
Im Sattel sitzt die vielseitige Reiterin schon seit ihrer Kindheit. Ihr Vater Wieger de Boer (66), selber ein erfolgreicher Sportler, nahm seine jüngste Tochter schon als früh mit zu Turnieren. Zunächst als Zuschauerin, wenig später dann als Teilnehmerin.
Wie der Vater so die Tochter
Seit drei Jahren ist Paula de Boer Sport-, Medien- und Eventmanagerin. Schon während des Studiums in Hamburg war sie an der Seite ihres Vaters auf der Reitanlage an der Niendorfer Straße in Norderstedt als Ausbilderin tätig und ist dort seit einiger Zeit auch offiziell angestellt. „Ich hoffe, dass sie mal meine Nachfolgerin wird“, sagt der gebürtige Niederländer Wieger de Boer, der mit seinem Erfolgspferd Cosmopolitan unter anderem Bronze bei der Dressur-DM der Berufsreiter holte.
In diesem Jahr sind fast alle großen Turniere wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Immerhin: die Landesmeisterschaften in Bad Segeberg fanden unter strengen Hygiene-Auflagen statt. „Das war wohl das einzige Mal, dass ich in diesem Sommer auf Rasen geritten bin“, sagt Paula de Boer, die sich im Dressurwettbewerb der Reiter auf dem 18 Jahre alten Trakehnerwallach Le Rouge den vierten Platz sicherte. Im Springen reichte es mit zwei Fehlern in drei Prüfungen für Platz 13.
Das Gebot der Stunde: Individualtraining
Während viele Reitställe ihren Betrieb vorübergehend einstellen müssen, geht die Arbeit auf der Anlage von Wieger de Boer weiter. „Wir haben so gut wie keine Laufkundschaft und machen mit der Ausbildung der Pferde weiter. Wenn ein Kunde reiten will, legen wir die Termine so, dass genügend Abstand zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden liegt.“
Glücklich über die aktuelle Situation ist de Boer dennoch nicht. „Früher haben wir uns mit unserem Team nach Feierabend noch ins Casino gesetzt, dort gemeinsam gegessen oder etwas getrunken. Das geht momentan leider nicht, was sehr schade ist.“ Und seine Tochter Paula ergänzt: „Es wäre schön, wenn es zumindest im nächsten Jahr wieder Turniere gibt, damit die jungen Pferde Wettkampfpraxis sammeln können. Die älteren Tiere dürfen ruhig mal ein paar Monate Pause machen.“
Auf Hof Barkholz läuft alles wie gewohnt
Dressur-Individualtraining steht auch auf dem Hof Barkholz in Kayhude im Vordergrund. Sonja Ellerbrock kümmert sich unter anderem um die Mannschafts-Europameisterin der Junioren, Allegra Schmitz-Morkramer, und deren Schwestern. Die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen werden problemlos umgesetzt. „Wir können den Betrieb normal weiterlaufen lassen“, sagt Ellerbrock.
Während die Berufsreiter und Ausbilder weiter ihrer Arbeit nachgehen können und auch müssen, sieht es bei den Reitställen, in denen Gruppenunterricht auf Schulpferden angeboten wird, eher düster aus. Der von Sabine Borm-Bade und Heiko Bade geführte Hof Nordpol hat seine Reitschule bis auf weiteres geschlossen. „Unser Kerngeschäft, der Pensionsbetrieb, läuft aber weiter. Wir haben die Maskenpflicht eingeführt und achten ansonsten auf die Abstandsregeln“, sagt Sabine Borm-Bade.
Der Norderstedter SV hat seine Reitanlage am Syltkuhlen zunächst bis Ende November gesperrt.