Malente. Oberligist SV Todesfelde lässt beim überraschenden 3:2-Erfolg im Landespokal gegen den VfB Lübeck den eigenen Teamchef staunen.
Das Spiel war seit zehn Minuten vorbei, da wurden die Fußballer des SV Todesfelde im Uwe-Seeler-Fußballpark in Malente zur Siegerehrung aufgerufen. Sie kletterten erschöpft auf das Holzpodest und schrien ihre Freude heraus. Es fehlte eigentlich nur ein Konfettiregen à la Champions League auf die verschwitzten Köpfe der glückseligen Akteure.
Aber Champions sind sie ja eh, die SVT-Kicker. Sie zwangen im Landespokal-Endspiel der Saison 2019/2020 den Drittligisten VfB Lübeck mit 3:2 (1:2) in die Knie, dürfen sich über eine Prämie von rund 135.000 Euro freuen und treffen am Wochenende 11. bis 14. September in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals der Serie 2020/2021 auf Zweitligaclub VfL Osnabrück.
Der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte
In die Knie sank am Spielfeldrand nach 95 nervenaufreibenden Minuten auch Sven Tramm. Der 41 Jahre alte Teamchef feierte zusammen mit Coach Bastian Holdorf und Torwarttrainer Andre Friedrichs den größten Erfolg in der Geschichte des SVT. „Ich kann es nicht fassen, was die Jungs geleistet haben“, sagte Tramm. „Dass sie nach der Halbzeit noch einmal so Gas gegeben haben, ist verblüffend.“
Der VfB Lübeck hatte das frühe Todesfelder 1:0 von Niklas Stehnck (3.) durch Marvin Thiel und Tommy Gruppe (30./33.) in eine 2:1-Führung gedreht, doch der Außenseiter ließ im Geisterspiel nicht locker. Der Lohn war zunächst der Ausgleich durch den überragenden Abwehrchef Lennard Koth (59.). Und 120 Sekunden später sorgte der Ex-Lübecker Til Weidemann per Kopf nach Freistoß von Emanuel Bento für die Entscheidung.
Mit dem Einsatz aller Kräfte und einem starken Torwart Fabian Landvoigt als Rückhalt rettete der SVT den knappen Vorsprung über die Zeit. Kurz zuvor hatte sich Wilfried Hark als einer der letzten Fernsehreporter bei der ARD-Livekonferenz des Pokalnachmittags noch einmal gemeldet: „Hier in Malente geht richtig was ab, sagenhaft.“
Exklusive „Fangruppe“ flippt aus
Nach dem Schlusspfiff flippte die kleine Todesfelder „Fangruppe“ auf der Stehtraverse gegenüber den Trainerbänken aus. Sie bestand aus Vorstandsmitgliedern und dem Verein verbundenen Personen. Einige rollten große gelb-blaue Fahnen aus und sangen: „Was für ein schöner Tag, Todesfelde go!“
Hauptsponsor Bernd Jorkisch und der aufgeregt auf und ab rennende Vorsitzende Holger Böhm stimmten in die Gesänge mit ein. Während die Lübecker Profis mit langen Gesichtern von dannen zogen, bildeten die Todesfelder immer wieder eine Jubeltraube, hüpften und tanzten mehr als 20 Minuten lang im Kreis. Und als Siegtorschütze Til Weidemann gerade eines seiner vielen Interviews mit Medienvertretern beendet hatte, stürmten die Teamkollegen von hinten auf ihn zu, rissen ihn freudetrunken zu Boden.
Weidemann blieb cool: „Wir sind eine tolle Gemeinschaft in Todesfelde. Am besten, es geht jetzt so weiter.“ Torjäger Morten Liebert sprach all seinen Mitstreitern aus der Seele, als er entkräftet auf dem Rasen hockend stammelte: „Das toppt alles, sogar den Erfolg beim Hallenmasters in Kiel.“
SVT kann jetzt auch noch den Kreispokal holen
Bemerkenswert: Der SVT in der letzten Spielzeit alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Und es ist sogar noch mehr möglich. Grund: Das Finale im Kreispokal hat wegen Corona noch nicht stattgefunden. Das Match gegen Verbandsligist FSG Kaltenkirchen wird wohl am 5. oder 6. September ausgetragen.
„Das Endspiel um den Landespokal war für uns das Nonplusultra“, sagte der neue Sportliche Leiter Serkan Rinal, dem Teammanager Timo Gothmann zuraunte: „Seitdem du da bist, läuft es anscheinend noch besser.“ Oder spukte etwa der „Geist von Malente“, der 1974 von der deutschen Nationalmannschaft während der WM im eigenen Land beschworen wurde, auf der Sportanlage herum? Sei’s drum: Der SV Todesfelde hat im Herzen der Holsteinischen Schweiz seine eigene Fußballgeschichte geschrieben...