Norderstedt. Die B-Juniorinnen des Hamburger SV sind souveräner Bundesliga-Tabellenführer. Dazu stellt der Verein mittlerweile acht Nationalspielerinnen.

Wenn die B-Juniorinnen des Hamburger SV am Sonnabend (14 Uhr, Jahnhöhe) zum Stadtderby beim Harburger TB antreten, steht eines bereits fest: Unabhängig vom Ergebnis überwintert das Team von Trainer Felix Karch an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga Nord/Nordost. Eine Pleite im letzten Punktspiel vor der Winterpause ist sowieso nicht zu erwarten. Die weibliche U 17 des HSV grüßt von der Tabellenspitze als ungeschlagener Herbstmeister, das Hinspiel gegen den HTB entschied sie klar mit 3:0 für sich. Zwei äußerst knapp bestandenen Abstiegskämpfen in den Spielzeiten 2016/17 und 2017/18 (nur erfolgreich durch den Lizenzentzug für den Osnabrücker SC) folgte der dritte Platz in der vergangenen Saison – und im bisherigen Halbjahr die totale Dominanz.

Es gibt drei Hauptgründe für den Höhenflug des HSV

Drei Gründe macht Coach Karch für den Höhenflug seiner Fußballerinnen aus. „Unser junges Team ist zusammengeblieben, dadurch sind wir eingespielt. Wir haben den Trainingsaufwand erhöht. Das hat die Entwicklung vieler Spielerinnen noch einmal gefördert. Und wir haben starke Talente verpflichtet.“

In die Schublade „starke Neuzugänge“ lassen sich vor allem die Defensiv-Allrounderin Jella Veit und Innenverteidigerin Lisa Gora einsortieren. Auf Veit liegt dabei ein besonderer Fokus. Die U-15-Nationalspielerin vom SV Rugenbergen nimmt beim HSV ihr Zweitspielrecht wahr. Trotz ihrer erst 14 Jahre verleiht sie dem Spiel der Hamburgerinnen große Stabilität. Völlig überraschend auf der linken Außenbahn durchgestartet ist Nane Krüger. „Nach ihrem ersten Training dachte ich, es würde für Nane wohl nicht reichen. Sie spielte überhastete Pässe, stand nicht gut zum Ball. Aber sie hat unheimlich an ihrer Präsenz gearbeitet und sich in vielen Bereichen stark verbessert“ lobt Karch.

Das Team hat eine eingespielte Mittelachse

Wie es sich für ein Topteam gehört, befindet sich auch eine echte Knipserin im Aufgebot. Larissa Mühlhaus führt die Torjägerinnenliste mit 13 Treffern an, jüngst schoss sie die zwei Treffer beim 2:1-Erfolg im Spitzenspiel gegen Verfolger VfL Wolfsburg. Und das, obwohl sie auf der „Zehn“ und nicht in der Sturmspitze spielt. Insgesamt acht Junioren-Nationalspielerinnen (Veit, Gora, Mühlhaus, Torhüterin Anneke Klaas, Innenverteidigerin Madita Ehrig, die Spielführerin und defensive Mittelfeldspielerin Emilia Hirche sowie die offensiven Mittelfeldspielerinnen Lina Clausen und Sophie Nachtigall) tummeln sich im Kader der B-Juniorinnen des HSV.

Trainer Felix Karch lässt das Team ein offensives 4-3-3 praktizieren, das die Gegner vor große Probleme stellt.
Trainer Felix Karch lässt das Team ein offensives 4-3-3 praktizieren, das die Gegner vor große Probleme stellt. © Anne Pamperin | Anne Pamperin

Auffällig: Fast alle Nationalspielerinnen spielen im Feld hauptsächlich auf zentralen Positionen. „Wir haben eine sehr gut funktionierende und hoch qualifizierte Mittelachse“, sagt Karch. Seine Fußballphilosophie hat er nicht verändert. Gegen den Ball spielt das Team 4-3-3. Den ersten Pass beim Abstoß des Gegners im Spielaufbau lassen die B-Juniorinnen zu, dann wird gepresst. „Wir wollen den Gegner jagen, den Ball schnell erobern, die Wege zum gegnerischen Tor kurz halten“, so der Trainer. Oftmals werden die Gegnerinnen so zu ungenauen, langen Bällen gezwungen. Mit dem Ball formiert sich das Team für sein Positionsspiel im 3-1-4-3, da bei Karch Torhüterin Klaas aufgrund der geringen Gefahr von Weitschussgegentoren bei den B-Juniorinnen bis zur Mittellinie aufrückt. „Anneke hat sich mit dem Ball am Fuß extrem verbessert. Dafür gab es bereits ein Lob für sie von Silke Rottenberg, der deutschen Nationaltrainerin für die Torhüterinnen“.

Meisterschaftsendrunde im Mai ist so gut wie sicher

Bundesweite Aufmerksamkeit dürfte der U 17 im Mai zukommen. Die Qualifikation für die Entscheidungsspiele um die Meisterschaft ist den Mädchen kaum noch zu nehmen. Dafür langt diese Saison sogar Rang zwei, da die Nord/Nordost-Staffel aufgrund des Wolfsburger Titelgewinns in der vergangenen Saison zwei Teilnehmerinnen stellt. Dazu kommen die Meisterinnen der Staffeln Süd und West/Südwest. Die beiden Halbfinals werden mit Hin- und Rückspiel ausgetragen, das Finale in einer Partie. Aktuell besitzen die Hamburgerinnen acht Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Wolfsburg, zehn auf den Dritten Werder Bremen.

„Wir wollten besser abschneiden als vergangene Saison auf Rang drei. Danach sieht es aus. Im Vordergrund steht bei uns aber nicht die Tabelle, sondern die Entwicklung unserer jungen Spielerinnen“, sagt Karch. Doch der große Traum lebt. „Gelingt es uns, uns für die Endrunde um den Titel zu qualifizieren, werden meine Spielerinnen alles dafür geben, auch Deutscher Meister werden.“