Norderstedt. Die Norderstedter Cheerleaderinnen Stefie Wiederspan und Sarah Schneider werden im japanischen Takasaki Sechste in ihrer Kategorie.
Stefie Wiederspan und Sarah Schneider wirkten ziemlich müde. Sie hatten trotzdem ein Lächeln im Gesicht, als sie mit ihrer Trainerin Silke Dreyer und drei Clubfans nach der Ankunft in Amsterdam die Gangway des Airbus 350 herunterstiegen und dann nach Hamburg weiterflogen.
Sie waren zurück in der Heimat, die beiden Cheerleader des SV Friedrichsgabe; noch deutlich unter dem Eindruck eines Abenteuers stehend, das alles bisher Erlebte in den Schatten stellt: Die erstmalige Teilnahme an der Cheerleading-Weltmeisterschaft im japanischen Turnierort Takasaki, 60 Kilometer von der Zehn-Millionen-Metropole Tokio entfernt.
Starlets-Duo ließ starke Konkurrenz hinter sich
Angesichts der einzigartigen Eindrücke in Fernost schien es nahezu zweitrangig zu sein, dass die beiden Mitglieder der Friedrichsgaber Starlets bei den Titelkämpfen den sechsten Platz in der Kategorie Senior Cheerdance Double belegen konnten. Dies gelang ihnen in einem Feld von 16 Paaren, die zur Elite in Japan, auf den Philippinen und in Russland gehören. Die Norderstedterinnen ließen europäische Zweier-Topcrews aus Großbritannien, Spanien, Kroatien und den Niederlanden hinter sich.
„Wir haben nicht geglaubt, dass wir so weit vorne landen würden“, sagt Stefie Wiederspan (24), die sich mit ihrer ein Jahr jüngeren Partnerin Sarah Schneider als Titelträgerin bei den Deutschen Meisterschaften für die WM qualifiziert hatte. In der modernen Halle von Takasaki, die für die Olympischen Spiele in Tokio im nächsten Jahr konzipiert ist und Schauplatz der Entscheidungen in Kampfsportarten wie Judo und Ringen sein wird, waren die Ränge voll besetzt und die Stimmung grandios.
An zwei Tagen in Folge mussten Stefie und Sarah ihr Können demonstrieren. Zunächst galt es, vor den Augen einer Jury bei der Generalprobe einen guten Eindruck zu machen. „Die Zufriedenheit hielt sich in Grenzen“, sagte Trainerin Silke Dreyer. Als tags darauf die Entscheidung nahte, lief es besser: Während ihrer anderthalbminütigen Darbietung nach der Titelmusik von James Bond, bestehend aus Ballett-, Tanz- und Jazzdance-Elementen, ernteten die Starlets für ihre Ausdrucksstärke und Homogenität viel Applaus.
Dabei hatten die beiden auch Pech, wie Stefie Wiederspan berichtet. „Als ich einmal einen Pom-Puschel aus der Hand verlor, dachten wir, es ist aus. Zum Glück wirkte es sich nicht negativ auf die Platzierung aus.“ Die Chemisch-technische Assistentin, die seit über neun Jahren zu den Starlets gehört (Sarah seit 2010), hätte sich nicht träumen lassen, einmal die große internationale Bühne im Cheerleading betreten zu können.
Ihre Freundin Sarah gehörte als Sechsjährige einer Karnevalsgarde in Kaiserslautern an. Sie entschloss sich später, einen Sport daraus werden zu lassen. 2016 zog die Medizinisch-technische Assistentin im OP-Saal des Heidberg-Krankenhauses mit ihrem heutigen Verlobten Philip gen Norden, kam zum SV Friedrichsgabe und unterstützte mit den anderen Angehörigen der SVF-Cheerleader-Gruppe zudem die Footballspieler der Norderstedt Mustangs. Beim Football garantieren sie mit ihren schwungvollen Figuren am Spielfeldrand eher den Spaßfaktor, bei Wettkämpfen sieht die Sache schon anders aus. In Takasaki imponierten sie mit ihrer Geschwindigkeit, sie präsentierten ihre Übung am Ende sehr präzise und fast fehlerfrei. Silke Dreyer: „Ihr Plus ist psychische Stabilität. Sie arbeiten beim Training intensiv für ihr Ziel, lassen sich nicht von ihrem Weg abbringen.“
Mit Mitte 20 sind sie noch nicht zu alt für nächste WM
Über die sportliche Bilanz bei der WM wird man im Freundeskreis noch lange sprechen. Aber auch über das, was die Gruppe aus Norderstedt am Rande der Titelkämpfe erlebte. „Allein Sightseeing in Tokio ist umwerfend“, sagt Stefie Wiederspan. Man ließ es sich auch nicht nehmen, die 29 Stockwerke des Sky Tree Tower hochzufahren. Der ist mit 634 Metern das zweithöchste Bauwerk der Erde nach dem Burj-Khalifa-Wolkenkratzer (828 Meter) in Dubai. Aufregend war wegen der nicht einfachen Orientierung die An- und Rückreise mit einem Hochgeschwindigkeitszug von Tokios Mega-Bahnhof Chinjuku nach Takasaki und zurück.
„Die Eindrücke bleiben für uns alle unvergesslich“, sagt Silke Dreyer. „Wir sind stolz, Deutschland und speziell den SV Friedrichsgabe bei der WM vertreten zu haben. Das Schönste dabei ist, dass wir viele internationale Kontakte knüpfen konnten.“
Ob sich alles noch einmal wiederholen wird? In zwei Jahren findet die nächste WM statt. Stefie und Sarah und dann Mitte 20 und laut Einschätzung von Silke Dreyer noch längst nicht zu alt für diesen aufregenden Sport.