Norderstedt. Das 13 Jahre alte Nachwuchs-Ass des Kampfsportvereins Kodokan triumphiert bei der WM in Iraklio in der Kategorie bis 40 Kilogramm.
„Am liebsten würde ich irgendwann mal an den Olympischen Spielen teilnehmen. Aber leider ist unsere Sportart Ju-Jutsu dort bisher ja nicht vertreten“, sagt Michelle Rockmann. Allzu traurig ist die 13-Jährige darüber momentan allerdings nicht, denn sie hat gerade den größten Erfolg in ihren noch jungen Laufbahn erreicht. Bei den U-16-Weltmeisterschaften im griechischen Iraklio auf der Insel Kreta sicherte sich die Langenhornerin, die für den Norderstedter Verein Kodokan startet, die Goldmedaille in der Gewichtsklasse bis 40 Kilogramm.
Der Erfolg ist keine Überraschung
Der Erfolg kam gar nicht so überraschend, denn die junge Kampfsportlerin hatte 2019 schon den Worldcup in Bukarest sowie den Europacup in Amersfoort gewonnen und sich außerdem die deutsche Vizemeisterschaft in der Gewichtsklasse bis 44 Kilogramm gesichert. „In meiner Kategorie gab es keine Gegnerinnen, deshalb musste ich höher starten“, erinnert sie sich.
Bei der WM bekam es Michelle Rockmann mit zwei Konkurrentinnen zu tun: der Griechin Pavlina Louloudi, die sie schon vom Weltcup kannte, und Polina Dolnykova aus Russland. Beide Male holte die Kodokanerin Ippons (große Wertungen) in den Bereichen Schlagen und Treten sowie am Boden. Nur im Judo dauerte es ein wenig länger, sodass sie am Ende beide Kämpfe nicht vorzeitig, sondern über die Punktwertung für sich entschied.
Die größten Defizite gibt’s im Judo
„Im Judo versuche ich, meine Technik noch zu verbessern. Deswegen bin ich in dieser Disziplin seit zwei Jahren bei TuRa Harksheide aktiv, trainiere dort und nehme auch an Wettkämpfen teil“, sagt Michelle Rockmann. Dass sie sehr talentiert ist, hat sie in diesem Jahr bereits bewiesen, indem sie Hamburger Schülermeisterin im Judo wurde. Aber das ist natürlich überhaupt kein Vergleich zum WM-Titel: „Weltmeisterin zu sein, das klingt schon ziemlich cool.“
Wer nun aber glaubt, dass Michelle nach diesem Riesenerfolg schon satt ist und erst einmal Pause machen möchte, der irrt sich gewaltig. Einen Tag nach ihrer Rückkehr aus Griechenland ging’s gleich wieder zum Judotraining.
Jetzt werden neue Techniken geübt
„Jetzt kommen erst einmal kleinere Wettkämpfe, und im kommenden Jahr will ich meinen WM-Titel verteidigen. Nächste Woche fangen wir dann an, neue Sachen auszuprobieren und neue Techniken zu üben“, sagt Michelle Rockmann, die auf dem Heidberg-Gymnasium eine Sportklasse besucht und so auch während der Schulzeit trainieren kann.
Den Unterricht bietet ihr Vereinscoach Stefan Jacobs an, der die Schüler einmal pro Woche vormittags in Hamburg einsammelt und anschließend im Dojo am Exerzierplatz in Harksheide unter seine Fittiche nimmt.
„Ju-Jutsu ist unheimlich vielseitig. Es kommt nicht nur auf Kraft an. Man muss auch überlegen, was man als nächstes macht und oft schnelle Entscheidungen treffen“, sagt Michelle Rockmann, die seit sechs Jahren fast täglich auf der Matte steht.
Vereinskamerad Marcel Said holt Bronze
Edelmetall gab es bei den U-16-Weltmeisterschaften auf der Mittelmeerinsel auch noch für Michelles Vereinskamerad Marcel Said in der Kategorie bis 55 Kilogramm. Der 14-Jährige traf nach einem Full-Ippon-Auftaktsieg gegen Vlad Alexandru Mihaila aus Rumänien auf den späteren Weltmeister Ruslan Oskanov aus Russland, dem er mit 9:14 Punkten unterlag.
Durch Siege gegen Riccardo Polizzi aus Italien (16:6) und Ilia Sirotkin aus Russland (15:13) schaffte Said trotzdem noch den Sprung aufs Siegertreppchen und holte sich die Bronzemedaille.
Das Kodokan-System passt
Malon Stahlhuth (14, bis 50 Kilogramm) wurde Fünfter, Joni Grutke (15, bis 55 Kilogramm) landete auf Rang neun. „Wir haben unseren Sport international gut vertreten und sind mit unserer Nachwuchsarbeit auf dem richtigen Weg. Das System passt. Es ist schön zu sehen, dass sich fleißiges Training auszahlt“, sagt Kodokan-Chefcoach Stefan Jacobs (58). Der Erfolgstrainer sieht noch viel Potenzial bei den Youngstern: „Teilweise war noch mehr drin. Daran, dass nicht alle ihre Leistungen hundertprozentig abrufen konnten, müssen und werden wir arbeiten.“