Tangstedt. Ein 27 Jahre junger Coach, zehn A-Jugendliche, drei Routiniers: Beim Fußball-Verbandsligisten WSV Tangstedt hat sich viel getan.

Auf den ersten Blick hat sich nicht viel verändert bei den Fußballern des WSV Tangstedt. Vor der neuen Saison, die Anfang August beginnen wird, gab es mal wieder zahlreiche personelle Wechsel im Kader der Stormarner. Gleich 14 neue Spieler zählen zu dem 21-köpfigen Aufgebot. Es läuft also eigentlich wie immer, könnte man meinen. Und doch soll sich gerade jetzt in Tangstedt alles ändern. Der große Hoffnungsträger: Kevin Steen.

Für den neuen Cheftrainer ist der Verbandsligist die erste Station im Herrenbereich, bislang war der erst 27-Jährige für die A-Junioren des Glashütter SV verantwortlich. Nebenbei spielte Steen noch für die WSV-Zweitvertretung in der B-Klasse. „Es gibt sicherlich leichtere Aufgaben. Doch ich habe mir das gut überlegt“, erklärt Steen, der hauptberuflich im Außendienst bei Bauerfeind tätig ist. Vor fünf Jahren ist Steen zum WSV Tangstedt gewechselt, jetzt will er das Image des Vereins aufbessern und ansehnlichen Fußball spielen lassen. „Die letzten Jahre waren schwierig. Ich möchte das Bild von diesem Klub verändern.“

Wie das gelingen soll? „Mit Jungs aus der Umgebung“, entgegnet der junge Coach, der selbst keine fünf Minuten von der Sportanlage entfernt in Wilstedt wohnt. Besagte „Jungs“ hat Steen zur Genüge mitgebracht. Von seinem Ex-Verein Glashütter SV wechseln gleich zehn Spieler aus der A-Oberliga in die Herren-Verbandsliga. „Wir wollen hier nachhaltig etwas aufbauen“, so Steen.

Der neue Trainer vertraut den Talenten

Die Voraussetzung dafür bringt der im Altersschnitt drastisch gesenkte Kader schon mal mit. Über die Hälfte der Akteure sind Jahrgang 2001 und teilweise noch nicht mal volljährig. Doch ist es nicht möglicherweise auch ein großes Wagnis, mit einem derart jungen Team im Männerbereich anzutreten? Nein, sagt Steen: „Ich weiß ja, was die Spieler leisten können.“

Und neben den jungen Wilden habe man bei der Kaderplanung schließlich auch daran gedacht, erfahrene Akteure mit ins Boot zu holen. Wie zum Beispiel die früheren HSV-Juniorenspieler Kevin Zschimmer und Glenn Schröder (beide 26). Während Zschimmer von Concordia aus der Oberliga Hamburg kommt, hat Schröder zuletzt drei Jahre pausiert. Von März bis Juli 2016 lief der Innenverteidiger schon einmal für den WSV auf. „Ich bin sehr froh, dass die beiden in meiner Mannschaft spielen. Sie haben sehr viel Erfahrung und werden eine wichtige Unterstützung für das junge Team“, so Steen.

Erster Anwärter auf das Kapitänsamt ist Hannes Niemeyer. Der 32-Jährige ist nicht nur der ältester Spieler im neuen WSV-Ensemble, sondern auch einer von nur sieben Akteuren, die bereits in der Vorsaison bei den Stormarnern gespielt haben. „Die Spieler, die schon hier waren, bringen nicht nur eine entsprechende sportliche Qualität mit, sondern sind auch alle sehr umgänglich und stärken einem den Rücken. Das macht es mir einfacher“, sagt Steen. Bedenken, er könne aufgrund seines jungen Alters Autoritätsprobleme innerhalb der Mannschaft bekommen, hat der Coach nicht. Er werde vor allem versuchen, Teamgeist zu vermitteln. Etwas, das in Tangstedt zuletzt nicht selbstverständlich gewesen ist.

In Glashütte arbeitete Steen erfolgreich im Nachwuchs

In die Rolle des Trainers ist Kevin Steen eher zufällig reingerutscht. Als es vor Jahren im Glashütter Juniorenbereich Probleme gab, übernahm er die U 17 und formte diese zu einem gestandenen Oberligisten. „Ich habe schnell gemerkt, dass es mir besser gefällt, andere zu trainieren, als selbst zu spielen“, sagt er. Und durch seine erfolgreiche Trainingsarbeit in Glashütte empfahl sich Steen schließlich auch für den Chefposten in Tangstedt. „Ich bin den Verantwortlichen um Volkmar Jank dankbar, dass ich hier die Chance bekomme, im Herrenbereich zu arbeiten.“

An seiner Seite wird auch beim WSV Manfred Möller fungieren. Der neue Ligaobmann und Torwarttrainer ist der Vater von Neuzugang Moritz Möller und assistierte Steen bereits in Glashütte. In der vergangenen Woche versammelte der junge Coach seine neue Mannschaft zum gemeinsamen Grillen, am Dienstag stand im Kleinen Alsterstadion der offizielle Trainingsauftakt auf dem Programm. Obwohl sich das grunderneuerte Team erst einmal finden muss, hält sich Steen bei der Zielsetzung in der Verbandsliga gewiss nicht zurück. „Ich will schon oben mitspielen“, sagt er, „es gibt schließlich nichts Schöneres, als zu gewinnen.“

Ganz wichtig ist Steen nach all dem Chaos, das sich in der jüngsten Vergangenheit beim WSV zugetragen hat, aber vor allem eines: „Ich möchte ein Jahr ganz ohne Negativschlagzeilen.“ Und sollte ihm das gelingen, hat sich bei den Fußballern des WSV Tangstedt dann doch so einiges verändert.