Henstedt-Ulzburg. Beim SV Henstedt-Ulzburg haben die Regionalliga-Fußballerinnen die Trennung von Coach Mac Agyei-Mensah forciert.

Beobachtern der norddeutschen Frauenfußballszene dürfte es kaum entgangen sein, welch sportlicher Niedergang sich im Regionalliga-Team des SV Henstedt-Ulzburg zum Saisonende hin vollzogen hat. Der letztjährige Zweitligist beherrschte über viele Wochen als souveräner Spitzenreiter das Geschehen in der Regionalliga Nord, steht nach einer Serie von Niederlagen nach dem letzten Spieltag aber mit leeren Händen da: Durch die 1:3-Heimniederlage gegen Holstein Kiel ist das Team in der Endabrechnung auf Rang drei abgerutscht. Frauenfußball beim SVHU scheint an einem Tiefpunkt angelangt.

„Es ist kaum zu begreifen, dass wir von den letzten sechs Partien fünf verloren haben“, so Trainer Mac Agyei-Mensah. Der Absturz vom Thron der Staffel beschäftigt ihn sehr, obwohl die Zukunft ohne den 43 Jahre alten Coach stattfindet. Der Ghanaer hört nach nur einem Jahr auf. Konkreter gesagt: Ihm wurde mitgeteilt, dass seine Arbeit am Schäferkampsweg nicht mehr gewünscht ist.

Ein ungewöhnlicher Vorgang, der aus dem Kreis der SVHU-Spielerinnen selbst eingeleitet wurde. Der Mannschaftsrat um Kapitänin Jennifer Michel, Malin Hegeler und Torhüterin Alicia Bautz hatte nach einer Zusammenkunft mit den anderen Kickerinnen entschieden, die Zusammenarbeit mit Agyei-Mensah nicht fortzusetzen.

Diese Entscheidung war schon im Januar gefallen, aber nicht öffentlich gemacht worden – allgemeines Schweigen statt Transparenz. Vielleicht mag auch das den Ausschlag für die Krise gegeben haben. Jennifer Michel dementiert das: „Sportliche Kompetenz ist Mac nicht abzusprechen, es haperte vor allem im organisatorischen Bereich. Wir wollten die Saison vernünftig zu Ende bringen und nicht absichtlich verlieren.“

Mac Agyei-Mensah (links) verlässt den SVHU nach nur einem Jahr wieder.
Mac Agyei-Mensah (links) verlässt den SVHU nach nur einem Jahr wieder. © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Woran aber lag es, dass sich die Spielerinnen schon vor fünf Monaten gegen den Coach stellten? „Es hat etwas die Harmonie gefehlt“, erklärt Jennifer Michel. „Mehr noch mangelte es an der Kommunikation zwischen Trainer und Spielerinnen. Im Umfeld der Mannschaft blieb viel Arbeit an uns Aktiven hängen.“ Defizite gab es zum Beispiel bei der Planung von Reisen zu Auswärtsspielen mit dem Bus. Die Spielerinnen, die hinterher auf dem Platz standen, hätten selbst mit anpacken müssen. Auch hätte die Anbindung der zweiten und B-Mädchen-Mannschaft nicht wie erhofft geklappt.

Für den scheidenden Coach war es nach eigenen Angaben nicht einfach, sich im Tagesgeschäft zeitlich einzubringen. Der Mitarbeiter im Bereich der Nachwuchsförderung im Hamburger Fußball-Verband wohnt auf St. Pauli, hatte also regelmäßig lange Anfahrten zu Spielen und Training. „Ich habe es gern getan, weil es für mich selbstverständlich ist und ich Fan der Mannschaft bin“, sagt er.

Einige Wochen vor Agyei-Mensah hatte der gerade erst zum SVHU gewechselte Co-Trainer Jannik Zielke dem Verein schnell wieder den Rücken gekehrt, er geht wie der Chefcoach zum FC St. Pauli. Torwartrainer Marco Kainzinger bleibt dagegen in Henstedt-Ulzburg. Dafür gibt es noch eine andere personelle Änderung in der Fußballabteilung: Oliver Nowak hat sein Amt als Übungsleiter der zweiten Frauenmannschaft abgegeben.

Die Uhren werden also neu gestellt beim SVHU. Der neue Trainer des Regionalliga-Teams ist schon gefunden. Es ist Christian Jürss (32), der zuletzt die Herrenmannschaft des SV Eichede in der Oberliga betreute und gerade die A-Lizenz macht.

Jennifer Michel: „Von ihm versprechen wir uns einen Anschub. Zuvor wollen wir mit Mac Agyei-Mensah am Sonnabend gegen Holstein Kiel den Landespokal holen. Das wäre unser Abschiedsgeschenk für ihn.“ Nicht zur Verfügung steht dann wohl Alina Witt, mit 19 Treffern zweitbeste Torjägerin der Regionalliga. Sie plagt sich mit einer Knochenabsplitterung im Sprunggelenk herum.