Norderstedt. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird der Verein die Männermannschaft wegen Spielermangels aus der Regionalliga Nord abmelden.
Gefeiert wird erst nach dem Saisonende, das war so abgemacht bei den Volleyballfrauen des 1. VC Norderstedt. Als die Spielerinnen nach ihren beiden deutlichen 3:0-Erfolgen gegen den Barsbütteler SV und den Altonaer TSV auf den Gewinn der Hamburger Meisterschaft in der Verbandsliga mit den maximal möglichen 48 Punkten anstießen, ahnte kaum jemand, dass die allgemeine Freude über den Regionalliga-Aufstieg schon bald einer unerfreulichen Nachricht für den Verein weichen könnte.
Ein böses Gerücht droht Realität zu werden
Die Auflösung der Männermannschaft war zunächst noch ein Gerücht, das nun wiederum bittere Realität zu werden droht. Nach mehr als 20 Jahren muss das Regionalliga-Team mit nahezu 100-prozentiger Sicherheit vom Punktspielbetrieb abgemeldet werden – ein schwerer Einschnitt im Norderstedter Volleyballsport. Der Grund: Für die neue Saison stehen Trainer Frank Koch einfach zu wenige Akteure zur Verfügung, um die Erfolgsstory der vergangenen Jahre fortsetzen zu können. Nach zwei Wochen Bedenkfrist soll beim VCN eine endgültige Entscheidung fallen.
Ein Großteil des 13-köpfigen Kaders traf sich im asiatische Restaurant Mongolei am Harksheider Markt, um gemeinsam die aktuellen personellen Probleme zu durchleuchten. Das Resultat der Gespräche: „Das Ende des Spielbetriebs in der jetzigen Form zeichnet sich ab“, sagte der Vereinsvorsitzende Justus Kreyenberg, während Coach Koch betonte: „Es gibt keine Unzufriedenheit und schon gar nicht Streitereien. Die Vernunft muss jetzt einfach siegen.“
Sechs Spieler haben den Weggang vom VCN angekündigt
Der Aderlass an Aktiven ist erheblich. Nur Frido Kok, Sebastian Meiser und Kreyenberg haben ihre Zusage für die neue Saison gegeben. Youngster Timo Geweke beabsichtigt zwar, möglichst oft am Ball zu sein, doch angesichts seines dualen Studiums der Telekommunikations-Informatik in Leipzig wird er ebenso zum Wackelkandidaten wie Jannik Krüger, der eine Ausbildung in der Orthopädie für manuelle Therapien macht. Die Hälfte aller Begegnungen könnten die beiden vielleicht bestreiten.
Immo Brüggemann, der einige Zeit bei der SVG Lüneburg in der 1. Bundesliga geschmettert hatte, wechselt zum Eimsbütteler TV in die 3. Liga. Matthias Hundertmark, der in Barmbek wohnt, will sich nun auch sportlich anderweitig orientieren. Nicht zuletzt wird das Team durch das Karriereende von Altmeister Alexander Hente geschwächt.
Und dann sind da ja auch noch drei Akteure, die seit langem regelmäßig aus Kiel anreisen – doch das ist jetzt vorbei. Mannschaftskapitän Lukas Braunschweig hat das Jurastudium mit Zweitem Staatsexamen und Referendariat beendet und fängt Anfang Mai in einer Kieler Kanzlei an.
Norderstedt ist kein attraktiver Standort für Leistungsvolleyball
Jonas Reum sind die Strapazen ebenfalls etwas viel geworden, gleiches gilt für Malte Gier, der sich demnächst einer Schulter-Operation unterziehen muss und längere Zeit ausfallen wird. Zu guter Letzt ist noch unklar, ob sich der werdende Vater Yanek Meyn weiter zum Volleyball im knapp 60 Mitglieder zählenden 1. VC Norderstedt bekennt.
„Das sind Baustellen, die wir nicht beeinflussen können“, sagt Justus Kreyenberg, der das Team nach jetzigem Stand Ende Mai nicht für die Regionalliga Nord anmelden wird. „Mit Lebenssituationen, die den privaten Alltag verändern, muss man immer rechnen, das ist so auch in Ordnung.“
In zwei Wochen fällt die endgültige Entscheidung
Was laut Kreyenberg ebenfalls nicht zu unterschätzen sei, ist die Tatsache, dass Norderstedt in Sachen Volleyball nicht gerade als attraktiver Standort für gehobenes Niveau einzustufen ist. Spitzenspieler aus Hamburg und dem Umland würden sich eher dem Drittligisten VfL Pinneberg oder den Regionalliga-Teams vom ETV und Grün-Weiß Eimsbüttel anschließen.
Justus Kreyenberg und Frank Koch bleibt nur die Hoffnung auf ein Wunder. Werden die zögernden und abwanderungswilligen Akteure doch noch in sich gehen? „Wenn nicht, wäre das schade“, so der Vorsitzende, der gleichzeitig hofft, dass Spieler anderer Clubs Interesse zeigen, zum VCN zu kommen.