Norderstedt. Die Garstedterin Monika Tegge-Walderstein nimmt am Sonnabend an der 5. Treppenhausmarathon-WM im Annastift-Hochaus in Hannover teil.

Wer kennt das nicht? Wenn der Fahrstuhl streikt, muss das Treppenhaus benutzt werden. Doch was Ärzte gern empfehlen, ist im Alltag meistens richtig anstrengend. Zunächst werden zwei Stufen auf einmal genommen, kurze Zeit später steigt der Puls – und das Geschnaufe beginnt. Schließlich ist man froh, die wenigen Etagen irgendwie geschafft zu haben.

Früher ging es Monika Tegge-Wal­derstein ähnlich. Heute kann sie über solche Kurzbelastungen nur müde lächeln. Die 50-Jährige wird am Sonnabend bei der 5. Treppenhausmarathon-Weltmeisterschaft in Hannover-Mittelfeld starten. Dort muss sie zusammen mit 19 weiteren Frauen und Männern die Stufen des Berufsbildungswerkes Annastift 194-mal rauf- und wieder runterlaufen. Dabei werden pro Durchgang 26 Etagen – das sind 218,30 Meter Strecke, 37,80 Höhenmeter und 432 Stufen – bewältigt. Die Aktiven haben mindestens 42,195 Kilometer, 83.808 Stufen und 5044 Etagen vor sich.

Ehemann Klaus-Thorsten leistet moralische Unterstützung

Die Idee, an der Treppenhaus-WM teilzunehmen, kam Monika Tegge-Walderstein über einen Bekannten, der sich ebenfalls anmelden wollte, aus gesundheitlichen Gründen jedoch wieder absagte. „Er feuert mich aber an“, sagt die Garstedterin, deren Ehemann Klaus-Thorsten ebenfalls mit in die niedersächsische Landeshauptstadt kommt.

„Mich reizt die Herausforderung, eine solche Extremleistung zu schaffen“, sagt die gebürtige Ostfriesin, die vor acht Jahren ihren ersten Marathonlauf absolviert hat. „Vorher habe ich mich eher weniger bewegt. Ich habe aber oft beim Hamburg-Marathon als Zuschauerin mitgefiebert und mir immer gewünscht, selber mitzulaufen.“

Aus dem Wunsch wurde Realität, als Monika Tegge-Walderstein einen Gutschein für ein Fitness-Studio geschenkt bekam und auf der Suche nach der passenden Sportkleidung in einem Hamburger Laufladen landete. „Dort hat mir der Verkäufer eine Zeitschrift in die Hand gedrückt. Der Artikel ,In 28 Wochen zum Marathonläufer‘ hat mich begeistert. Mein Mann und ich haben dann angefangen, den Trainingsplan abzuarbeiten und sind im August 2011 in Rostock gestartet.“

Die Premiere über 42,195 Kilometer verlief für Monika Tegge-Walderstein alles andere als gut. Der Wettbewerb war begleitet von Regen und etlichen Sommergewittern. Als sie nach 4:30 Stunden das Ziel erreichte, war sie fix und fertig und schwor sich, diese Distanz nie wieder zu laufen. Allerdings revidierte sie schnell ihre Entscheidung und startete acht Wochen später in Lübeck – diesmal blieb die Uhr bei 4:02 Stunden stehen, die Leidenschaft war entfacht. Und nicht nur das: „Seitdem ich laufe, geht es mir gesundheitlich richtig gut“, sagt Tegge-Walderstein

Mittlerweile ist sie Mitglied im 100-Marathon-Club und hat zudem zahlreiche Berg- und Ultraläufe hinter sich gebracht; beispielsweise bei der 100-Kilometer-Hallenmarathon-WM im Jahr 2018 in Senftenberg. In der Niederlausitzhalle mussten 400 Runden à 250 Meter absolviert werden. „Viele Leute haben mir damals gesagt, ich wäre ja verrückt, immer im Kreis herumzulaufen. Aber das Glücksgefühl, das man im Ziel hat, ist einfach immer wieder geil.“

Am Sonnabend will Monika Tegge-Walderstein erneut diese Emotionen spüren, die ein Finish so einzigartig machen. „Ich freue mich, dass es endlich losgeht. Ich bin gut vorbereitet und habe regelmäßig trainiert. Angefangen habe ich mit einer Stunde Treppenlaufen am Stück, am Ende waren es sechseinhalb.“

Zum Üben ging die Marktleiterin des Garstedter Tierfachgeschäftes „Futterhaus“ in ein Hochhaus in der Berliner Allee. „Das war witzig, denn man trifft ja immer irgendwelche Leute. Zum Beispiel den Hausmeister, der die Lampen ausgewechselte, mich am Tag einige Male gesehen hat und sagte: ,Ach, sie sind ja immer noch hier.‘“

Am Sonnabend fahren Monika Tegge-Walderstein und Ehemann Klaus-Thorsten Tegge um 4 Uhr nach Hannover, Start ist um 8 Uhr. „Ich habe großen Respekt vor der Dauer des Rennens.
14 Stunden sind sehr lang, und das Treppenlaufen geht auf die Waden. Aber Aufgeben ist für mich keine Option.“

www.sportslovr.de/verticalmarathon/