Norderstedt. B-Juniorinnen des Hamburger SV sind auf bestem Wege, sich in der Fußball-Bundesliga Nord/Nordost zu etablieren.
Der große Coup ist ausgeblieben. Den angekündigten Sieg gegen Tabellenführer und Vizemeister 1. FFC Turbine Potsdam lieferten die B-Juniorinnen des HSV nicht, verloren mit 0:2 (0:1). Ihr Trainer Felix Karch lag daneben. Ein Novum in dieser Saison, schließlich machen Karch und sein Team bisher fast alles richtig. Zwei Jahre härtester Abstiegskampf sind kein Thema mehr an der Ulzburger Straße, mit 17 Punkten aus zehn Spielen rangiert die wichtigste weibliche Nachwuchsmannschaft des HSV auf Rang fünf der aus zehn Clubs bestehenden Fußball-Bundesliga Nord/Nordost.
Die Stärke des Teams ist die bedingungslose Offensive
Geerntet wird nun auf dem Feld, was ab Anfang Juli gesät wurde. Acht Wochen lang bereiteten sich die Norderstedterinnen intensiv auf ihre dritte Bundesligasaison in Folge vor. So lange wie noch nie. Auch die Trainingsintensität während der laufenden Spielzeit erhöhte sich um eine auf vier Einheiten. Die hervorragende Kondition schafft die Grundlage für den von Coach Karch geliebten Offensivfußball. Gespielt wird ein 4-3-3 der Marke „Abteilung Attacke“, so der Trainer. „Wir laufen sehr früh an, jagen unsere Gegnerinnen bei deren Ballbesitz. Erobern wir den Ball, sind die Wege zum Tor viel kürzer.“
Für den eigenen Ballbesitz hat der 34-Jährige einen Ex-HSV-Bundesligacoach – und zwar der Herren – kopiert. Christian Titz, Vorgänger von Hannes Wolf bei den Zweitligaprofis, ließ mit hohem Torwart spielen. Die Nummer eins war Titz` erster Aufbauspieler. „Unsere Torhüterinnen spielen diese Rolle ebenfalls. Es klappt sehr gut“, sagt Karch – und nennt einen speziell auf den Mädchenfußball zutreffenden Vorteil: „Da die Schusskraft bei den Mädchen nicht so ausgeprägt ist, ist das Risiko eines Gegentores bei Ballverlust durch einen Schuss einer Gegenspielerin aus der Distanz aufs leere Tor viel kleiner.“
Zusätzlich zu Kondition und Taktik sind die Neuzugänge ein wichtiger Faktor. Gute Beispiele sind Madita Ehrig, Sophie Nachtigall und Emilia Hirche. Ehrig stabilisiert die Innenverteidigung, Nachtigall trägt die Zehn auf dem Trikot und spielt auf exakt jener Position stark. Als größte Überraschung entpuppte sich Emilia Hirche vom SC Condor auf der Sechserposition, die über das Zweitspielrecht für den HSV aufläuft. Felix Karch: „Emilia lenkt und steuert das Spiel. Sie spielt wirklich herausragend.“
Als weiterer goldener Griff erwies sich die vor der Saison ins Leben gerufene eigenständige U 16 als zweite B-Jugend. Diese steht in der Verbandsliga Hamburg auf einem guten fünften Platz. Durch den neuen Unterbau wurde eine Kaderverkleinerung der Ersten möglich. Statt 30 tummeln sich dort nun nur noch 23 Spielerinnen bei den Einheiten. „Das Leistungsniveau ist nun viel homogener. Das ist für die Gruppe besser“, sagt Karch.
Nur noch geringe Chance auf das DM-Halbfinale
Die Tür für die Spielerinnen der Zweiten ist natürlich nicht zu, starke Leistungen dort sind die beste Empfehlung für die Bundesliga. Wichtig ist dem Coach auch ein Lob für Verein und Trainerstab. „Ich bin keinesfalls alleine für den Erfolg verantwortlich. Wir leisten hier alle gemeinsam ganz starke Arbeit und sind mit viel Herzblut dabei“, sagt er. So wie Kim Falter, mit der er gemeinsam das Team trainiert. Sie ist ein echtes Urgestein und bereits seit 2011 beim HSV.
Was also ist drin für diese „neuen“ B-Mädchen? Das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft zu erreichen, ist bei neun Punkten Rückstand auf Rang zwei in nur noch acht Spielen kaum zu schaffen. Eine ebenso starke Rückrunde schon. Sie wäre ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum etablierten Bundesligisten.