Norderstedt. Das Schach-Nachwuchsass belegt bei der U-18-Weltmeisterschaft in Griechenland punkgleich mit drei Konkurrenten den fünften Platz.

Wenn an diesem Freitag in London das Duell um die Schach-Weltmeisterschaft beginnt, wird Ashot Parvanyan (17) ganz genau hinschauen. Der Armenier, der seit rund zwei Jahren in Norderstedt lebt, ist fasziniert vom Spiel der Könige und träumt davon, Profi zu werden.

Dass dies schon früh möglich ist, wird an den beiden besten Spielern der Welt deutlich. Der amtierende Champion, Magnus Carlsen aus Norwegen, ist erst 27; sein Her­ausforderer, der US-Amerikaner Fabiano Caruana, sogar noch ein Jahr jünger. Beide gelten in der Schach-Szene als „Wunderkinder“ und haben eine ähnlich hohe internationale Leistungskennzahl (ELO): Carlsen 2835 Punkte, sein Kontrahent drei Zähler weniger.

„Ich drücke Caruana die Daumen, glaube aber, dass Carlsen gewinnt“, sagt Ashot Parvanyan, der selber gerade von einer Weltmeisterschaft zurückgekehrt ist.

In Chalkidiki ging der Zehntklässler für Deutschland an den Start, belegte in der Altersklasse U 18 den fünften Rang und verpasste das Ziel, eine Medaille zu gewinnen, nur ganz knapp. Sieger Viktor Gazik aus der Slowakei kam nach elf Runden auf 8,5 Zähler, seine vier Verfolger auf 8,0 Punkte. „Aber in den Unterbewertungen waren die anderen etwas besser als ich“, so Parvanyan. Er holte bei den gemeinsamen U-14-, U-16- und U-18-Titelkämpfen nach Annmarie Mütsch (Heilbronn), die das Turnier der Altersklasse U 16 weiblich gewann, das zweitbeste Ergebnis für den Deutschen Schachbund und war im Großen und Ganzen mit seinem Auftritt zufrieden.

Zeitnot führt zur Niederlage gegen den späteren Champion

„In der fünften Runde habe ich gegen den späteren Weltmeister verloren. Das war ärgerlich. Die Zeit wurde knapp, ich habe ein paar falsche Züge gemacht. Und in der neunten Partie war meine Stellung zwar gut, aber die Zeit war weg. Der Gegner hat mir ein Remis angeboten, das ich dann angenommen habe.“

Ashot Parvanyans WM-Bilanz: sechs Siege, vier Unentschieden und eine Niederlage. Für die Zukunft hat der junge Denksportler klare Vorstellungen. „Nach der WM müsste meine ELO-Zahl bei 2447 liegen. Ich möchte bis Ende 2019 auf 2600 Punkte kommen und Großmeister sein. Dafür fehlen mir noch drei Normen. Die kann ich schaffen, wenn ich bei gut besetzten Turnieren gegen stärkere Gegner gewinne.“

Die Gelegenheit, Spielpraxis auf hohem Niveau zu sammeln, bietet sich bereits an diesem Wochenende. Ashot Parvanyan tritt bei den Erwachsenen für den SK Norderstedt in der 2. Bundesliga Nord und ist an Brett drei gemeldet. In der Partie gegen den FC St. Pauli (Sonnabend, 14 Uhr) könnte er auf den früheren SKN-Spieler Aljoscha Feuerstack treffen. Am Sonntag
(10 Uhr) treffen die Norderstedter auf den Hamburger SK II. Gespielt wird an beiden Tagen beim Lübecker SV.

Parvanyan, der ein Doppelstartrecht besitzt, spielte am vergangenen Sonntag für TuRa Harksheide in der Jugend-Landesliga und gewann mit seiner Mannschaft 5:1 gegen die Segeberger Schachfreunde. Er war aber nicht der einzige WM-Starter aus Norderstedt: Mit Inken Köhler saß ein weiteres Talent des Vereins vom Exerzierplatz für Deutschland am Brett.

Die 17-Jährige startete ordentlich, brach dann aber ein wenig ein. Am Ende standen für die Frauenbundesliga-Spielerin fünf Punkte und Rang 52 zu Buche. Köhlers Mannschaftskameradin Julia Antolak ging für ihr Heimatland Polen an den Start und belegte in der U-18-Klasse den zwölften Rang. Der TuRaner Samir Sahidi zog seine Figuren für die Slowakei und kam in der Altersklasse U 16 auf Platz 34.

Ein ausführliches Interview mit den WM-Teilnehmern ist auf der Internetseite von TuRa Harksheide zu finden. Dort gibt es auch Informationen zu weiteren Turnieren, Punktspielen sowie Trainingstreffs und -zeiten der Schachabteilung.

www.tura-jugendschach.de