Hartenholm. Der 31-Jährige ist nicht mehr Spieler, sondern bis Sommer nur noch Trainer des Fußball-Landesligisten – mit großen Zielen.
Erst Spieler und viele Jahre Kapitän, dann spielender Assistenztrainer, jetzt Interimscoach. Martin Genz hat in seiner Laufbahn beim Fußball-Landesligisten TuS Hartenholm bereits die unterschiedlichsten Funktionen ausgeführt. Wie ist die Gefühlslage, wenn man plötzlich nur noch von der Seitenlinie aus zuschaut? „Darüber konnte ich mir zum Glück noch gar nicht so viele Gedanken machen“, sagt Genz dazu. Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben im 31-Jährigen noch keine Sehnsuchtsgefühle nach dem grünen Rasen ausgelöst.
Bastian Holdorf, der im vergangenen Sommer den Posten des Cheftrainers in Hartenholm übernommen hatte, stellte das Amt zum Ende der Halbserie aus persönlichen Gründen wieder zur Verfügung. Genz, der in diesem Jahr sowohl Assistent als auch Spieler gewesen ist, übernimmt bis Saisonende. Im kommenden Sommer folgt dann die Rückkehr von Sönke Pries, den Vorgänger Holdorfs. Der neue alte Trainer war seinerzeit aufgrund von gesundheitlichen Problemen zurückgetreten. „Ich halte diese Entscheidung für eine gute Lösung. Sein Weg war hier noch nicht zu Ende“, meint Genz zum Pries-Comeback.
Genz wird im Sommer von Sönke Pries abgelöst
Wie es mit ihm persönlich weitergeht, sei indes noch ungewiss. Aber er schließt derzeit keine der Optionen – ob nun Spieler, spielender „Co“ oder Vollzeit-Trainer – aus. „Wenn ich eine neue Truppe als Chefcoach übernehmen sollte, wäre ein ambitioniertes Verbandsliga-Team ideal für mich. Das hat nichts mit Größenwahn zu tun. Ich will mit einer Mannschaft einfach etwas erreichen und mir die Dinge erarbeiten.“
Dieses Credo vertritt der Groß- und Außenhandelskaufmann nicht erst seit gestern. Bereits in seiner Jugendzeit bei der Kaltenkirchener Turnerschaft sprühte Genz vor Ehrgeiz. Arbeit und Fleiß sollten den lautstarken Mittelfeldantreiber in seiner gesamten Karriere auszeichnen. Nach zwei Jahren bei den KT-Herren führte der Weg über den TSV Kattendorf, wo Genz neben anderem von seinem Vater Heinrich-Wilhelm trainiert wurde, zum TuS Hartenholm. „Die sportliche Situation war zu der Zeit interessant. Außerdem haben mit Thilo Quinting und Jacob Lübke alte KT-Kumpels von mir dort gespielt.“ Sechs Jahre sollte die „Ehe“ zwischen ihm und dem TuS halten. Erfolge wie der Aufstieg von der Verbands- in die damalige Schleswig-Holstein-Liga (heute Flens-Oberliga) und natürlich der Sensationssieg im Januar 2015 beim Hallenmasters vor mehr als 9000 Zuschauern in der Kieler Sparkassenarena sind die Meilensteine dieser Periode. „Das gesamte Ereignis in Kiel war für uns außergewöhnlich. Im Finale gegen den VfB Lübeck haben uns nicht nur die 900 Hartenholmer Fans angefeuert, die gesamte Halle stand hinter uns. Das war Gänsehaut pur“, sagt Genz.
In Neumünster betreute Genz bereits eine A-Jugend
Eine Saison später trennten sich die Wege. Genz folgte dem Ruf des VfR Neumünster, bei dem er auch erste Erfahrungen als Trainer sammeln durfte. Der B-Lizenzinhaber betreute die U19 der „Veilchen“, die mit lediglich 13 Spielern in die Saison gestartet waren – an sich bereits ein grundlegendes Problem. Die obligatorischen Verletzungen und Krankheitsfälle verschärften die Situation zusätzlich. „Es war ein schwieriges Jahr, in dem viele Dinge suboptimal gelaufen sind. Aber auch aus diesem Erlebnis habe ich gelernt“, sagt Genz. Alles in allem bereut er diese eine Spielzeit in Neumünster nicht, nahm vielmehr unter den Trainern Thomas Möller und Sven Boy eine Menge für seine weitere Laufbahn mit. Allerdings sowohl negative als auch positive Dinge. „Als Neuling schaust du dir alles an und wägst für dich ab, ob du das eine oder andere nicht doch anders machen würdest“, sagt Genz. Ehrlichkeit ist ebenfalls ein Attribut, welches jeder Fußballer im Kreis mit dem Linksfuß in Verbindung bringt. Egal ob es ein Lob ist oder der Mitspieler die schonungslose Wahrheit zu hören bekommt – wichtig sei dabei bloß, dass „man sich danach immer noch in die Augen schauen kann“.
Eine Rückkehr als Fußballer beim TuS ist unwahrscheinlich
Seit dieser Saison ist Genz, dessen Ehefrau Tina als Drittligahandballerin beim SV Henstedt-Ulzburg aktiv ist, wieder zurück in Hartenholm. Erst in Doppelfunktion und nun als Interimstrainer. Seine Zeit beim TuS scheint sich aber dem Ende zuzuneigen. „Es sieht momentan danach aus. Für die Jungs wäre es auch nach den ganzen Geschehnissen etwas komisch, wenn ich als Spieler ins Team zurückkehren würde. Es soll nicht um mich gehen, sondern um den Verein.“
Für die anstehende Restserie in der Landesliga – am Sonnabend (15 Uhr) empfängt Hartenholm den VfR Horst – hat sich der Verein aber noch viel vorgenommen. Genz: „Acht Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter sind natürlich ein Brett. Aber ich will den maximalen Erfolg. Ich werde lieber Dritter als Fünfter.“ Vielleicht gelingt ihm ein letzter Coup. Dann hätte er auch das zweite Kapitel beim Dorfclub mit einem Meilenstein gekrönt.