Henstedt-Ulzburg. Die Handballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg sehen großes Potenzial in der 17 Jahre jungen Torhüterin, die von aus Kiel aus pendelt.

Ausnahmsweise hatten die Handballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg ein spielfreies Wochenende. Eine wohlverdiente Pause, die nicht nur den arrivierten Spielerinnen, sondern auch den Nachwuchskräften im Kader des Tabellenfünften gerade recht kommt. Schließlich waren die vergangenen Wochen, besonders aber das kräftezehrende Auswärtsspiel beim Frankfurter HC am vergangenen Sonnabend (29:30), eine nicht zu unterschätzende Belastung für das junge Team.

Nele Reese gab ihr Debüt in der zweiten Mannschaft

Ob aber Nele Reese die Auszeit genießen konnte? Immerhin steckt das 17-Jahre alte Torhüter-Talent mitten in den Vorprüfungen für das Abitur und arbeitet nebenbei fleißig an ihrer Fitness. Ein Knorpelschaden im Knie hatte die 1,82 Meter große Schlussfrau zu Saisonbeginn aus der Bahn geworfen, ehe es am vergangenen Wochenende endlich zu einem ersten Einsatz im zweiten Team des SVHU, also in der Landesliga, reichte.

Besonders spannend ist allerdings die Geschichte, wie Reese, die in Kiel wohnt, bis vor kurzem für die HSG Eidertal in der B-Jugend startete und parallel für den TSV Altenholz, den Weg nach Henstedt-Ulzburg fand. „Nele ist bereits in der Landesauswahl des schleswig-holsteinischen Handballverbandes gefördert worden und somit auch mir beim DHB aufgefallen“, sagt Frank Hamann. Der Bundestrainer für den weiblichen Nachwuchs und aktueller Co-Trainer der „Frogs-Ladies“ war nicht nur von der körperlichen Voraussetzung Reeses begeistert – auch ihre Einstellung beeindruckte ihn.

„Nele hatte schon damals großes Potenzial, war sehr motiviert und hat jeden Tipp dankbar angenommen. Aufgrund unseres gemeinsamen Stützpunkttrainings in Marne sind wir darüber hinaus in Kontakt geblieben.“ So bekam Hamann auch mit, dass die Förderung der Torhüterin auf Vereinsebene ins Stocken geraten war.

„In Altenholz hat man zuerst die Qualifikation für die A-Jugend Oberliga verpasst und Nele anschließend bei den ersten Damen in der Oberliga nur als vierte Torfrau gesehen. Sie stand also quasi im leeren Raum. Ich habe sie anschließend dann nach ihren Zielen gefragt und die Idee einer Kooperation zwischen dem SVHU und Altenholz vorgeschlagen. Als Altenholz dies abgelehnt hat, haben wir Nele nach Henstedt-Ulzburg geholt, um sie schrittweise an das Niveau einer dritten Bundesliga heranzuführen.“

Ein großer Schritt, der für Nele Reese selbst nach eigenem Bekunden keine leichte Entscheidung darstellte. „Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet und war im ersten Moment etwas unsicher. Aber Frank hat mich ermutigt, viel mit mir über Handball und das Team in Henstedt-Ulzburg gesprochen. Ihm liegt die Jugendarbeit wirklich am Herzen.“ Besonders in der ersten Einheit mit dem neuen Team sei die Nervosität noch groß gewesen. „Da war ich wahnsinnig aufgeregt, bin aber zum Glück von meinen Torhüterkolleginnen Merline Wünsche und Kathrin Grawitter super aufgenommen worden. Ich verstehe mich gut mit beiden und sehe sie nicht als Konkurrentinnen. Als Küken im Team genieße ich ohnehin noch etwas Welpenschutz.“

Stundenplan und Training werden genau abgestimmt

Überhaupt bereite ihr das Training mit dem neuen Team sehr viel Spaß. Die langen Fahrten aus Kiel seien mittlerweile erträglich. „Ich kann mit unserem Trainer Sven Rusbült nach Henstedt-Ulzburg und wieder zurückfahren. Meistens nutze ich die Zeit zum Lernen für das Abi, auf der Rücktour schlafe ich auch gerne mal ein.“

Beeindruckt habe sie auch die Bemühung Frank Hamanns, mit ihrer Schule eine gemeinsame Abstimmung von Stundenplan und Trainingszeiten abzustimmen. „Ein cooles Gefühl, als Klassenlehrer und Trainer sich über meine Förderung und mein Potenzial unterhalten haben. Mein Lehrer war von Franks Engagement ebenfalls sehr angetan.“