Sülfeld. Serie „Mein Sport“: Mittelalterlicher Schwertschaukampf findet immer mehr Freunde. Auch, weil das historische Flair einen Reiz ausübt.

Die Geräusche sind typisch, aber ungewöhnlich: Wer sich am Donnerstagabend der kleinen Sülfelder Sporthalle an der Oldesloer Straße nähert und Laute wie „kling-klong-kling-klong“ hört, denkt zunächst an Schmiedearbeiten oder andere Tätigkeiten, bei denen Metall auf Metall geschlagen wird. Im Inneren der Halle wird klar: Hier wird mit Schwertern gekämpft, und zwar mit vollem Einsatz und in kompletter Montur. Der SV Sülfeld bietet seit 2014 den mittelalterlichen Schwertschaukampf an, initiiert hat das Ganze Jan Wiedemann. Der wiederum lernte bei einem Wochenendseminar in Großhansdorf den Ulzburger Niels Jöhnke kennen. „Ich hatte schon immer ein Faible für das Mittelalter und Robin-Hood-Filme. Der Kampf mit Schwertern fasziniert mich“, sagt Jan Wiedemann.

Beide sind nun gemeinsam für die Sülfelder Trainingsgruppe verantwortlich, die sich einmal wöchentlich trifft, um sich mit Schwertern oder langen Messern zu duellieren. Das Erstaunliche dabei ist, dass alle Mitglieder im mittelalterlichen Outfit trainieren – und das ist ein nicht unerheblicher Faktor. So ein Kettenhemd wiegt beispielsweise gut und gerne zwölf bis 16 Kilogramm. Dazu kommen das Schwert – ebenfalls kein Leichtgewicht –, eine Kutte und manchmal auch noch Kettenhaube und Metallhelm. Auch die einzige Frau in der Gruppe, Lea Schwarze aus Poppenbüttel, trägt – stilecht - einen mittelalterlichen Rock mit Ledergürtel und Bluse.

Trainiert wird zunächst in Zeitlupe

„Wir hätten genauso gut in T-Shirt und Jogginghose üben können. Aber wir haben für uns beschlossen, dass wir so kämpfen. Denn wenn wir uns präsentieren, tragen wir die Sachen ja auch“, sagt Niels Jöhnke. Der 45-Jährige, der früher als Schwimmer und Wasserballer aktiv war, entdeckte seine Vorliebe für den Schwertschaukampf 2007, als er im Katalog der Volkshochschule Henstedt-Ulzburg blätterte. „Da fand ich dieses Kursangebot und meldete mich spaßeshalber an. Ich dachte, da kommt sowieso keiner.“

Lea Schwarze und Marek Petersen proben den Zweikampf
Lea Schwarze und Marek Petersen proben den Zweikampf © Anne Pamperin | Anne Pamperin

Weit gefehlt: Das Interesse war groß und nimmt sogar stetig zu. Niels Jöhnke, der im Berufsleben als Gebäudetechniker an der Universität Hamburg unterwegs ist, hat sich 2009 zum Schwertkampftrainer ausbilden lassen und gibt sein Wissen nun unter anderem in Sülfeld weiter. „Es gibt unterschiedliche Technikbausteine, die nach und nach erlernt werden. Dazu gehören Angriffs- und Verteidigungsszenarien. Im zweistündigen Training üben wir das Ganze erst einmal in Zeitlupe. Wenn wir auftreten, sieht das dann schon anders aus. Ein richtig intensiver Kampf ist sehr anstrengend und dauert höchstens zwei oder drei Minuten“, sagt Niels Jöhnke.

In Wacken fließt auch mal Kunstblut

Die Schwertschaukämpfer sind regelmäßig auf Mittelalterfesten oder auf Musikfestivals zu sehen. Beim legendären Wacken Open Air bilden Frauen und Männer aus ganz Deutschland sogar ein komplettes Heerlager und präsentieren den begeisterten Metalfans die historische Kampfkunst und Lebensweise. „In Wacken geht’s dann auch mal etwas härter zur Sache. Da fließt auch mal ein bisschen Kunstblut“, sagt Niels Jöhnke lachend.

 Spartenleiter Jan Wiedemann (links) und Trainer Niels Jöhnke
Spartenleiter Jan Wiedemann (links) und Trainer Niels Jöhnke © Anne Pamperin | Anne Pamperin

Zu sehen sind die Sülfelder übrigens vom 15. bis 17. Dezember auch auf dem Henstedt-Ulzburger Weihnachtsmarkt mit einem mittelalterlichen Stand. „Wir kämpfen nicht, haben aber das eine oder andere Schwert und andere Sachen dabei. Außerdem gibt es Stockbrot“, so Jan Wiedemann, der übrigens nichts dagegen hätte, wenn sich noch mehr Mittelalterfans der Sülfelder Trainingsgruppe anschließend würden. Interessenten erhalten telefonisch unter 04537/707 49 00 weitere Infos. Das Mindestalter beträgt 14 Jahre.

Schwertschaukampf wird nicht nur in Sülfeld oder bei der VHS, sondern auch in vielen weiteren Trainingsgruppen angeboten. Dachorganisation der modernen Ritter ist die Schule für mittelalterlichen Schwertschaukampf, die auf ihrer Internetseite eine Übersicht aller aktuellen Kurse veröffentlicht. Und wer noch ein wirklich originelles Weihnachtspräsent sucht: Hier können sogar Geschenkgutscheine für Jugendliche ab 14 Jahren erworben werden.

www.schwertschaukampf.de