Todesfelde . Anna-Lena, Haupttorschützin des Oberligisten SG Todesfelde/Leezen, wird von ihrem Vater Heiko trainiert - mit großem Erfolg.

Sie sind eine handballverrückte Familie: die Grells aus dem beschaulichen Ratekau bei Lübeck. Mutter Anja spielte einst für die Regionalliga-Frauen, Vater Heiko für die Zweitliga-Männer des VfL Bad Schwartau. Sohn Jan machte Karriere als Schiedsrichter und pfiff Erstliga-Partien. Tochter Anna-Lena schaffte ebenfalls den Sprung in das Handball-Oberhaus und spielte für den Buxtehuder SV. Nun machen Vater und Tochter Grell bei den Oberliga-Frauen der SG Todesfelde/Leezen gemeinsame Sache. Das nächste Mal im heutigen Heimspiel gegen die HSG Holstein Kiel/Kronshagen. Anpfiff ist um 18.30 Uhr.

„Ich habe Anna-Lena schon zu ihrer Zeit als A-Jugendliche beim TSV Ratekau trainiert“, sagt Heiko Grell. „Der Verein befand sich in einer Notsituation, und ich wurde gefragt, ob ich als Coach einspringen könnte. Das war eine Herzensangelegenheit.“

Bereits damals stimmte die Chemie zwischen Vater und Tochter auf dem Spielfeld; der Mannschaft gelang gar die Qualifikation zur Jugend-Bundesliga. „Das war ein riesiger Erfolg, mit dem niemand gerechnet hat“, erinnert sich Anna-Lena an die gemeinsamen Anfänge zurück. „Natürlich war es damals für mich etwas Besonderes, von meinem Papa trainiert zu werden. Ich fand das super, konnte viel von ihm lernen und habe mich weiterentwickelt. Wir haben uns nie in die Haare bekommen und bevorzugt wurde ich auch nicht. Ich musste genauso leiden wie alle anderen“, ergänzt die blonde Linkshänderin mit einem Lächeln.

Anschließend trennten sich die Wege der Grells vorerst. Während Vater Heiko das Traineramt bei den Herren des ATSV Stockelsdorf übernahm, wagte Tochter Anna-Lena den Sprung in die Frauen-Bundesliga zum Buxtehuder SV. „Ich habe dort täglich trainiert, teils in der ersten Mannschaft und teils im Juniorteam gespielt“, sagt die mittlerweile 22-Jährige. „Es war eine Zeit, in der ich viele Erfahrungen sammeln konnte, aber nicht wirklich glücklich wurde. Umso mehr freute es mich dann, als ich mit der SG Todesfelde/Leezen eine tolle neue Mannschaft fand.“

Allerdings lief zunächst auch dort nicht alles nach Plan. Erst ein Trainerwechsel von Nicolai Schmidt zu SG-Urgestein Gabriella Nemeth sorgte bei Anna-Lena Grell für den Durchbruch. „Das war zu Beginn unter Nico noch ziemlich erniedrigend für mich, ich habe im ersten Halbjahr kaum getroffen. Von Gaby war ich hingegen positiv überrascht und habe total in die Spur zurückgefunden.“

Zur Spielzeit 2018/19 konnten die SG-Verantwortlichen um Spielwart Patrick Metzler schließlich Vater Heiko Grell zu einem Engagement in Todesfelde überreden. Seine erste Station als Trainer einer Damen-Mannschaft überhaupt. Eine Situation, unter der besonders Tochter Anna-Lena aufzublühen scheint. „Offensichtlich tut uns dieses Verhältnis gut“, stellt Vater Heiko fest. „Sie spielt bisher eine tolle Saison, was sich nicht nur in ihren zahlreichen Toren wiederspiegelt. Wir können mit dem Verlauf bis jetzt durchaus zufrieden sein.“

Obendrein füllt die 22-Jährige mit ihren Toren mehr und mehr eine Lücke, die SG-Torjägerin Franziska Haupt nach ihrem Abschied im Sommer hinterlassen hatte. „Man kann Franzi und Anna-Lena aber nicht miteinander vergleichen“, meint Vater Heiko Grell. Franziska Haupt sei ein komplett anderer Spielertyp, hinter der zunächst lange Zeit nichts käme. Er wiederum bräuchte sieben gute Spielerinnen in der Mannschaft. „Wir versuchen unser System daher mehr in der Breite aufzubauen“, sagt Grell. Trotzdem freue ihn natürlich die Entwicklung seiner Tochter hin zur Haupttorschützin.

Die findet inzwischen: „Seit dieser Saison ist mehr Struktur in unserem Spiel, mein Vater hat neue Spielzüge eingebracht und ich habe mehr Verantwortung übertragen bekommen. Anfangs hätte ich auch nicht damit gerechnet, dass es so gut für mich läuft. Trotzdem weiß ich, was ich draufhabe.“ Dass die Last nun auf mehrere Schultern im Team verteilt ist, sei ein weiterer Pluspunkt. „Wir haben zum Beispiel einen ausgeglichen starken Rückraum, bei dem die Leistung jeder Spielerin wichtig ist. Davon lebt doch unser Teamsport.“