Tangstedt. Der Vorsitzende des RSC Kattenberg startet bei der Premiere von Paris – Hamburg und bewältigt die Langstreckenfahrt fast ohne Schlaf.
In ein „Taxi nach Paris, nur für einen Tag“, wie es in den 1980er-Jahren der Hamburger Michy Reincke mit seiner Band Felix de Luxe besang, würde Dirk Ehling sicher nicht steigen. Er bereist seine Ziele, egal wie weit weg diese auch sein mögen, am liebsten mit dem Rad.
„Ich habe trotz meines Alters nach wie vor riesigen Spaß daran, Tag und Nacht im Sattel zu sitzen“, sagt der
46 Jahre alte Tangstedter, der täglich mit dem Rennrad zur Arbeit nach Henstedt-Ulzburg fährt und auch sonst möglichst viele Dinge auf zwei statt auf vier Rädern erledigt.
Ehling liebt das Langstreckenfahren über alles. Ihm kam sehr gelegen, dass Claus Czycholl, der Gründer der Audax Randonneurs Allemagne (ARA), anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Organisation erstmals die Tour Paris – Hamburg ausschrieb.
„Bei einer Premiere dabei zu sein, ist immer etwas Besonderes. Und die Vorstellung, nach drei Tagen in Hamburg einzufahren, war unwiderstehlich“, so Dirk Ehling, der bei der 1212 Kilometer langen Tour gemeinsam mit 90 weiteren Langstrecklern antrat. Die Motivation der ARAs: Sie wollen die Freiheit auf dem Rad genießen und unterwegs möglichst unabhängig sein.
Die Teilnehmer am jüngsten Brevet, also einer Langstreckenfahrt, die in einer bestimmten Zeit absolviert werden muss, waren größtenteils auf sich alleine gestellt. Es gab keine Begleitfahrzeuge, nur vier zentrale Verpflegungsstellen und auch keine komfortablen Unterkünfte.
13 Kontrollpunkte und ein Zeitlimit von 90 Stunden
Einzige Bedingung: Die Aktiven mussten 13 Kontrollpunkte passieren und nach spätestens 90 Stunden die Jugendherberge am Stintfang an den Hamburger Landungsbrücken erreichen. Ehling, der beim Start in der französischen Hauptstadt rund 8000 Trainingskilometer in den Knochen hatte, wollte wesentlich schneller sein. „Mein Ziel war, die Strecke unter
60 Stunden zu schaffen. Das ist mir wegen der schwierigen Witterungsverhältnisse mit Wind und Regen aber nicht ganz gelungen, ich bin nach
63 Stunden in Hamburg angekommen.“
63 Stunden auf dem Rad? Kein Problem für den Vorsitzenden des RSC Kattenberg, der nur wenige Pausen machte. Dirk Ehling: „Ich habe insgesamt viereinhalb Stunden geschlafen. Drei davon in einer Sparkassenfiliale im Hunsrück. In den Vorräumen ist es schön warm, oft liegt dort ein Teppich, und es gibt eine Videoüberwachung.“
Da in der Woche kaum jemand nachts Geld abhebt, war ihm die – trotzdem nur kurze – Ruhepause sicher. Das kennt der Einzelhandelskaufmann auch anders: „Ich habe bei einer anderen Tour in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag in einer Sparkasse neben einer Diskothek geschlafen. Da kamen dann ab 2 Uhr ständig Leute rein, die Geld abheben wollten. Das war natürlich nicht gerade besonders erholsam.“
Von Paris nach Hamburg zu radeln – das bedeutete für den Einzelhandelskaufmann auch, Eindrücke zu sammeln, Städte und Landschaften kennenzulernen und Bekanntschaften zu schließen. Die letzten 300 Kilometer fuhr Dirk Ehling gemeinsam mit dem Österreicher Reinhard Kumpfhuber und mit Rudolf Kern aus Köln. Nach der Tour wurden die Handynummern ausgetauscht, bei einer der nächsten längeren Fahrten soll es ein Wiedersehen geben.
Für 2018 hat sich Ehling schon zwei Events herausgesucht. „Möglicherweise starte ich 2018 als Solist beim 2200 Kilometer langen Race Around Austria. Die Alternative ist das 4000 Kilometer lange Trans-Continental-Race, das von Belgien quer durch Europa nach Griechenland führt.“