Norderstedt. Das HT Norderstedt erhält nach sportlicher Krise neue Strukturen. Vereinschef Ulrich Palm und sein Stellverteter Steffen Liepold erläutern die Pläne.

Seit vier Jahren gibt es das HandballTeam Norderstedt, ein Zusammenschluss von Mannschaften der Handballgemeinschaft Norderstedt und dem Norderstedter SV. Der Euphorie über den Aufstieg der Damen und Herren in der Saison 2015/2016 folgte die Ernüchterung mit dem direkten Wiederabstieg eine Spielzeit später. Das Hamburger Abendblatt fragt den Vorsitzender des HTN, Ulrich Palm, und seinen Stellvertreter, wohin die sportliche Reise in Zukunft gehen soll.

Nach dem Oberliga-Aufstieg folgte im Männer- und Frauenbereich der direkte Abstieg – geht’s im Fahrstuhl diese Saison wieder nach oben?

Ulrich Palm: Nein, das ist nicht unser erklärtes Ziel. Ein Aufstieg kostet Geld. Im letzten Jahr haben wir versucht, den Sprung in die Oberliga durch mehr Sponsoren und über Zuschauereinnahmen zu finanzieren. Das funktionierte nicht. Falls der Aufstieg zur Diskussion steht, muss der vorhandene Etat reichen. 2016/2017 waren es rund 50.000 Euro, jetzt wurde die Summe deutlich reduziert und fast halbiert. Auf keinen Fall sollen die Mitglieder die ersten Männer und Frauen quer finanzieren.

Wurde in der Vergangenheit etwas falsch gemacht? Warum konnte die Klasse nicht gehalten werden?

Steffen Liepold: Bei den Männern ist das Team nicht zu einer Mannschaft zusammengewachsen. Die Neuzugänge schlugen nicht so ein wie erhofft, die Abgänge konnten nicht kompensiert werden. Bei den Frauen (die als 3. nachgerückt sind, d. Red.) gab es viele Verletzungsausfälle, es fehlte zudem einfach an der nötigen Qualität.

Welchen Stellenwert hat der Leistungssport im HTN?

Palm: Leistungssport bieten wir nicht an, aber leistungsorientierten Handball. Wir fördern Talente und haben dafür auch neue Strukturen geschaffen und mit Frauencoach Benedict Oldag jetzt auch einen Jugendkoordinator. Alle Altersklassen sollen enger zusammenrücken und ein Austausch stattfinden. Dafür werden ältere Spielerinnen und Spieler regelmäßig zum Training der Kinder und Jugendlichen kommen. Dafür gibt’s bereits einen ‘Einsatzplan’.

Was sind die Ziele für die kommende Saison?

Liepold: In den ersten Mannschaften der Männer und Frauen gab es große Umbrüche. Die Jugend soll stärker integriert werden. Wir wollen alle abholen und dafür sorgen, dass sie im Verein bleiben, auch wenn sie älter sind. Das gilt für leistungsorientierten Handball, aber auch für den Breitensportbereich.

Und langfristig gesehen?

Palm: Die Bindung an den Club ist uns sehr wichtig. Um das zu erreichen, haben wir zum Beispiel Ausfahrten organisiert, Elternvertreter für alle Teams bestimmt und gemeinsame Turniere geplant. Wir haben noch mehr Ideen und würden uns wünschen, dass wir wieder mehr Mitglieder zwischen 25 und 40 Jahren bekommen. Da gibt es nur wenige, die aktiv sind, auch als Kampfrichter zum Beispiel oder als Helfer.

Thema HSV Norderstedt. Profitiert das HTN von der kürzlichen Abmeldung der Drittliga-Männermannschaft?

Liepold: Wir wollten das Ganze erst einmal aus der Entfernung beobachten, das hat sich jetzt ja erledigt. Trainingszeiten in Norderstedt zu bekommen, wäre ohnehin schwierig geworden, denn unsere Hallen sind voll. Aber während der Ferien wurde auch nicht groß darüber geredet. Und Spieler sind nicht zu uns gewechselt, auch nicht Henning Scholz, der ja zum HSV ging.

Gibt es Pläne, wann das Schulzentrum Süd abgerissen wird? Was bedeutet das für das HTN?

Palm: Nach unseren Informationen soll das Schulzentrum erst in einigen Jahren und dann Stück für Stück erneuert werden. Der Schulbetrieb muss ja auch aufrecht erhalten werden. Für uns sind die Sporthallen natürlich essenstiell. Es wäre eine Katastrophe, wenn beide auf einmal geschlossen werden würden.

Steffen, du hast deinen Job als Frauentrainer an den Nagel gehängt und wolltest eigentlich kürzertreten. Warum bist du jetzt für die Männer verantwortlich?

Liepold: Da unsere bisherigen Verantwortlichen Uwe Wertz und Sven Vörtmann nicht mehr zur Verfügung stehen, habe ich das Amt übernommen. Es war kein anderer da, der das machen wollte. Ich kenne Männercoach Florian Deppe schon lange und habe ihn sogar selber mal trainiert.