Tangstedt. Ein Handicap von 0,1 macht Nachwuchsgolfer Jack Boughton (16) aus Tangstedt so schnell keiner seiner Alterskameraden vor
Es ist jetzt knapp zwei Wochen her, da wurden bei den Gut Bissenmoor Classic in Bad Bramstedt diverse Fans des Golfsports auf einen jungen Mann aufmerksam, der auf den Fairways und Grüns eine außergewöhnliche Ausstrahlung hatte. Mit geradezu stoischer Ruhe und Gelassenheit schritt Jack Boughton von Bahn zu Bahn. Wenn besagte Beobachter doch nur gewusst hätten, wie jung der Nachwuchsspieler aus Tangstedt noch ist...
Der Youngster, Sohn eines Engländers und einer deutschen Mutter, gilt mit seinen 16 Jahren als eines der größten Golftalente im Norden. Zwar scheiterte Jack Boughton in Bissenmoor nach der zweiten Runde am Cut, aber die Premiere bei einem Turnier der internationalen Pro Golf-Tour war für ihn eine besonderes Herausforderung und ein einmaliges Erlebnis.
Die Teilnahmeberechtigung war für den hoffnungsvollen Amateur dadurch gegeben, dass er ein für sein Alter grandioses Handicap hat: 0,1. Golfer wissen, was das bedeutet, wie talentiert er doch sein muss und was die Zukunft für ihn noch bringen könnte.
Dabei ist der Tangstedter, der Mitglied im Golf-Club Jersbek im Kreis Stormarn ist und dort sechs- bis siebenmal die Woche trainiert, schon längst keine unbekannte Größe mehr in Schleswig-Holstein. In seiner Altersklasse U16 ist er als aktueller Champion die Nummer eins, er weiß sich aber auch häufig gegen ältere Konkurrenten durchzusetzen. Vor drei Jahren machte er bei der Deutschen U14-Meisterschaft auf sich aufmerksam und belegte den dritten Platz.
„Golf ist kein Sport wie jeder andere“, weiß Jack Boughton längst. So erlebt er es ja häufig: „Wenn man sich bis zu fünf Stunden auf einer Golfrunde befindet und dabei zu Fuß bis zu zehn Kilometer zurücklegt, sollte man mental gut drauf sein, und daran arbeite ich ständig“, sagt der Schüler des Gymnasiums Harksheide, der vom 4. September an die elfte Klasse besucht.
Mit 16 schon so realistisch zu denken, wie geht das? Wie viel Erfahrung braucht man, und lernt man sie beim Golf? „Ich glaube schon. Auf dem Golfplatz muss man Stärke zeigen und darf sich nicht negativ beeinflussen lassen. Talent ist sicher wichtig, noch wichtiger aber ist Training.“
Einer, der die Entwicklung seines Sprösslings seit Jahren genau verfolgt, ist Vater Mark Boughton (49). Er ist seit 20 Jahren Golftrainer. Und er coacht auch seinen Sohn. Der bestritt mit acht Jahren sein erstes Turnier, nahm insgesamt schon rund 150-mal an gut besetzten Golf-Meetings teil. Aufgrund seiner großen Erfahrung weiß das Familienoberhaupt, wie man das Talent eines Junggolfers schon frühzeitig in die richtigen Bahnen lenkt.
Auch der jüngere Bruder Jim schwingt den Schläger
„Er ist leider noch etwas schwankend in seinen Leistungen“, urteilt der Vater. „Sein Handicap wechselt ab und zu um einige Zehntel, aber was soll’s denn schon? Ergebnisse ärgern ihn selten.“ Boughtons ältester Sohn Jack – dessen Bruder Jim ist sieben und übt auch schon – sei noch weit entfernt von der Spitze. Auf dem Weg zum Profi könne bei günstigem sportlichen Karriereverlauf aber dennoch etwas möglich sein.
Der Landesmeister mit der ruhigend Hand und den präzisen, gefühlvollen Schlägen auf den Grüns will sich selbst keinen Druck machen: „Ich möchte kein Star sein, nur gut spielen.“
Was es dann demnächst noch einmal bei den Clubmeisterschaften im
GC Jersbek zu beweisen gilt. Die internen Titelkämpfe finden am Wochenende des 2./3. September statt, danach ist die Wettkampfsaison zu Ende.
Auf Profi-Tour zu gehen, das hat für Jack Boughton wie gesagt nicht oberste Priorität. Der 16-Jährige konzentriert sich vorrangig auf die Schule. „Später kann ich für mich immer noch entscheiden, wie es weitergeht.“
Allerdings muss auch ein Golfer mal Urlaub machen. Die Schläger waren daher nicht dabei, als Jack, der einige Zeit zum Ausgleich Fußball und Badminton beim WSV Tangstedt spielte, zum Hamburger Flughafen aufbrach. Mit seiner gleichaltrigen Freundin Lina und deren Eltern verbringt er zehn entspannte Tage an der Côte d’Azur.