Kaltenkirchen. Der im Oktober 1997 gegründete Club freut sich über konstante Mitgliederzahlen und will die Aktivitäten im Nachwuchsbereich verstärken.
Cheforganisator Heiner Korschewski und seine
60 Helfer vom RSC Kattenberg hatten nach monatelangen Vorarbeiten das Glück der Tüchtigen: In den Stunden vor dem 220 Kilometer langen Radmarathon „Holsteiner Wellenritt“ sowie der 19. Radtourenfahrt „In die Holsteinische Schweiz“ (angebotene Distanzen: 47, 82, 118 oder 160 Kilometer) lachte die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel – das entscheidende Argument für die Aktiven aus der Region, zu früher Stunde in ihre Trikots und gepolsterten Hosen zu schlüpfen, sich auf den Weg nach Kaltenkirchen zu machen und von der Dietrich-Bonhoeffer-Schule aus in Richtung Nordosten zu starten.
Bei der Planung der beiden Events bewiesen die Vereinsverantwortlichen ein feines Händchen. Die Lebensmittelvorräte in den Verpflegungsdepots in Bark, Schlamersdorf, Seekamp und Wulfsdorf waren für 850 Teilnehmer kalkuliert – am Ende registrierte der Computer 838 Starter (167 Marathonis, 671 RTFler). „Das ist eine richtig gute Beteiligung, an der auch die zwischenzeitlichen Regenschauer nichts mehr ändern konnten“, sagte Vereinschef Dirk Ehling, „denn zu diesem Zeitpunkt waren die Aktiven schon auf den Strecken.“
Die Radtourenfahrt, die ihre Premiere 1999 in Quickborn hatte, dann bis 2005 nach Bad Segeberg verlagert wurde und seit 2006 in Kaltenkirchen stattfindet, ist so etwas wie die Königsdisziplin des RSC Kattenberg. „Unsere RTF genießt in der Szene einen ausgezeichneten Ruf“, sagt der 2. Vorsitzende Stephan Sturm, „wir haben qualitativ hohe Maßstäbe gesetzt.“
Ins Leben gerufen wurde der RSC Kattenberg 1997, dem Jahr also, in dem Jan Ullrich seinen einzigen Tour-de-France-Sieg verbuchte und Deutschland in einen Radsport-Rausch versetzte. Bemerkenswert: Die zahlreichen Doping-Skandale, die das Image der Profi-Pedaleure in den folgenden Jahren komplett ruinierten, hatten keine negativen Auswirkungen auf die Entwicklung des Clubs. Seit 2008 schwankt die Mitgliederzahl zwischen 163 und 175 – aktuell sind es 170.
Die Radtourenfahrer sind das Herzstück des Vereins
Dirk Ehling: „Der gesamte RTF-Bereich hat für uns eine große Bedeutung. Man kann ohne Wettkampfstress in geselliger Atmosphäre lange Strecken fahren; nicht von ungefähr gibt es in dieser Sparte des Vereins die meisten Zugänge.“
Kassenwartin Erika Ahrens-Bülck hat für dieses Phänomen noch eine weitere Erklärung. „Der gesundheitliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Viele Neueinsteiger gehören zur Altersklasse 30 bis 40 Jahre und beginnen mit dem Radfahren, weil sie in anderen Sporarten Probleme mit den Gelenken bekommen.“
Aus diesem Grund stieß auch Stephan Sturm, Industrial Engineer bei der Firma Jungheinrich, 2003 zum RSC. „Ich habe früher bei TuRa Harksheide leistungsmäßig Volleyball gespielt, aber irgendwann waren meine Knie kaputt. Über die Betriebssport-Schiene und meinen Arbeitskollegen Stefan Habeck bin ich dann ein Kattenberger geworden.“
Einzelhandelkaufmann und Langstreckenspezialist Dirk Ehling, seit 2016 Vorsitzender, hebt die Vorzüge hervor, nicht etwa alleine, sondern im Verein zu radeln. „Es ist doch ein unschätzbarer Vorteil, wenn man zusammen mit Gleichgesinnten Sport treiben und Spaß haben, sich gegenseitig Tipps geben kann.“ Die gibt’s übrigens erster Hand auch beim Stammtisch, der jeweils am ersten Freitag eines Monats im Bürgerhaus Kaltenkirchen stattfindet – beispielsweise zu interessanten Themen wie Ernährung, richtiges Verhalten auf und mit dem Rennrad, Technik oder Training.
Alles in Butter also beim RSC Kattenberg, der am Sonnabend, 2. September, in gemütlicher Runde im Storchen-Café in Voßhöhlen sein 20-jähriges Bestehen feiert? Nicht ganz: Sorgenkinder sind die Rennsparte, die in den vergangen Jahren mangels qualifizierter Übungsleiter von einst 20 auf nur noch fünf Lizenzfahrer zusammengeschnurrt ist, und vor allem der Nachwuchs.
Gesucht: ein Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche
„Der ist bei uns aktuell praktisch nicht vorhanden“, sagt Stephan Sturm. Das war allerdings nicht immer so: Dank des großen Einsatzes von Andreas Rips gab es in der Vergangenheit ein beachtliches Repertoire an Talenten, der RSC wurde für seine vorbildliche Arbeit im Jugendbereich sogar ausgezeichnet. Dort möchte der Verein gern wieder hin. Deshalb soll die Suche nach einer Person forciert werden, die geeignet und willens ist, einen Neustart in die Tat umzusetzen und Youngster für den Radsport zu begeistern.
Bleibt noch die Frage zu klären: Wie sieht der RSC Kattenberg 2037 aus? „Dann fahren wir alle mit E-Bikes“, platzt es aus Dirk Ehling heraus. Einen Augenblick später ergänzt er deutlich ernsthafter: „Ich mache mir da keine großen Sorgen. Den Club wird es auch in 20 Jahren noch geben, das Radfahren als Breitensport ist halt sehr beliebt. Es liegt an uns, immer wieder neue Ideen zu entwickeln und interessante Angebote zu machen.“