Norderstedt. Der Regionalligist trifft auf den VfL Wolfsburg. Zum großen Spiel will die Eintracht in der Heimat bleiben. Anekdote des Torhüters.

Deran Toksöz hatte sich bereits Sorgen gemacht. „Ich hatte schon Angst, dass wir gar nicht im Lostopf sind“, witzelte Eintracht Norderstedts Mittelfeldregisseur nach der Auslosung der ersten Runde im DFB-Pokal. Eine quälend lange Wartezeit mussten Spieler, Verantwortliche und 150 Fans des Hamburger Pokalsiegers Eintracht Norderstedt im Clubheim an der Ochsenzoller Straße überstehen, die Gaumen umschmeichelt von 100 Liter Freibier. Dann fischte Glücksbote Sebastian Kehl das 47. Los aus dem Topf – die Garstedter.

Zuvor ging es zu wie bei einem Fußballspiel. Attraktive Gegner wie der FC Bayern München oder der HSV, die anderen Vereinen zugelost wurden, lösten ein trauriges Raunen aus. Die Eliminierung von möglichen (und langweiligen) Kontrahenten wie Erzgebirge Aue, SV Sandhausen oder Greuther Fürth durch andere Paarungen erntete frenetischen Applaus. Das 48. Los, Eintrachts Gegner VfL Wolfsburg, erntete zwar keine Jubelstürme, aber solides Klatschen. Es herrschte weitgehend Zufriedenheit beim Norderstedter Anhang.

Aller Sorgen entledigt, die ARD-Sportschau hätte die Eintracht möglicherweise vergessen, war auch Toksöz positiv gestimmt: „Ein Erstligist, sehr gut. Ein toller Gegner, die wollen wir ärgern.“ Damit traf er den allgemeinen Tenor.

Zwei freuen sich besonders auf Gomez

Zwei Norderstedter freuen sich ganz außerordentlich auf das Duell mit dem Deutschen Meister von 2009. „Meine Freundin ist ein riesiger Fan von Mario Gomez“, gestand Eintrachts Kapitän Philipp Koch.

Und Torwart Johannes Höcker (32) lieferte sich sogar schon packende Duelle mit dem Sturmtank der „Wölfe“, dessen beeindruckende Titelsammlung immerhin drei deutsche Meisterschaften (2007, 2010, 2013), zwei DFB-Pokalsiege (2010, 2013) und einen Champions-League-Triumph (2013) aufweist.

Knapp zwei Jahrzehnte ist das her. Höcker hechtete in der Jugend des FC Bayern den Bällen hinterher, Gomez (31) schoss Tore am Fließband für die Nachwuchs des VfB Stuttgart, mit dem er 2003 den nationalen A-Junioren-Titel holte. „Wir sind drei, vier Jahre lang häufig gegeneinander angetreten. Ich habe damals oft gegen Mario verloren. Es wird Zeit, das umzudrehen“, so Höcker selbstbewusst.

Wolfsburg schon mal gegen Oddset-Sieger

Das Duell zwischen einem Hamburger Cupsieger und dem VfL Wolfsburg, der sich nach einer grauenhaften Saison erst in der Relegation gegen Zweitligist Eintracht Braunschweig (zweimal 1:0) die Bundesligazugehörigkeit sicherte, hat zudem eine DFB-Pokal-Vorgeschichte. Am 26. Oktober 2010 trat der SC Victoria, damals wie heute in der Oberliga Hamburg aktiv, gegen den Bundesligisten in der zweiten Pokalrunde an. Zum Nordderby gegen den VW-Club zog Victoria ins Millerntorstadion um, unterlag dort vor 8370 Fans nach tapferem Kampf nur mit 1:3.

Ein solcher Ortswechsel kommt für die Eintracht jedoch nicht infrage. Vizepräsidentin Julia-Karsten Plambeck gab bereits vor der Auslosung bekannt, der Verein würde nur bei drei Gegnern am Millerntor kicken: Bayern, Dortmund oder HSV. „Wir können der Stadt Norderstedt etwas Gutes tun, spielen in unserem Schmuckkästchen, wenn die Polizei ihr Okay gibt. Hier haben wir eine kleine Chance und freuen uns auf eine volle Hütte“, bekräftigte sie das Vorhaben nach der Ziehung.

Supporters loben Vereinsführung

„Das Spiel wird definitiv im Edmund-Plambeck-Stadion stattfinden“, sagte auch Präsident Reenald Koch. Knapp 5000 Zuschauer werden also Platz finden an der Ochsenzoller Straße. Ausgetragen wird die erste Runde am zweiten August-Wochenende. Kochs Ziel: „Wir möchten am Sonntag, 14. August, um 14 Uhr spielen.“ Das würde vermutlich mehr Zuschauer bringen. „Und natürlich wollen wir vorbildliche Gastgeber sein.“

Marcus Sellhorn von den Supporters Norderstedt lobte die Entscheidung der Vereinsführung. „Ich glaube, wir würden gegen Wolfsburg keine 9000 Zuschauer mobilisieren“, sagte er. Und wer weiß, vielleicht schafft die heimstarke Eintracht ja eine Sensation. Deran Toksöz und seine Mitspieler würden eine erneutes langes Warten bei der Auslosung der zweiten DFB-Pokalrunde jedenfalls gerne in Kauf nehmen...