Norderstedt. Norderstedts Regionalliga-Kicker gehen am Donnerstag als Favorit ins Endspiel gegen Überraschungsfinalist SV Halstenbek-Rellingen.

Selten zuvor waren die Rollen in einem Endspiel um den Hamburger Oddset-Pokal so eindeutig verteilt wie am Donnerstag (Anstoß: 12.45 Uhr, Stadion Hoheluft). Die Regionalliga-Kicker von Eintracht Norderstedt sind im Match gegen Oberliga-Absteiger SV Hal­stenbek-Rellingen haushoher Favorit. Doch genau diese Ausgangslage macht den Reiz der Partie aus – schließlich hat der Cupwettbewerb, wie jeder Fußball-Fan weiß, seine eigenen Gesetze...

Eine Niederlage wäre – dessen sind sich alle Beteiligten bewusst – für die Norderstedter eine Blamage ersten Ranges. Entsprechend konzentriert hat sich der Titelverteidiger auf die wichtigste Partie der Serie 2016/2017 vorbereitet. Auf dem Spiel stehen etwa 150.000 Euro für das Erreichen der ersten Runde des DFB-Pokals; dort hat der Hamburger Pokalgewinner auf jeden Fall Heimrecht gegen einen Proficlub aus der 1. oder 2. Bundesliga.

HR hat die TuS Dassendorf und Altona 93 ausgeschaltet

„Keiner von uns wird den Fehler machen, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen“, sagt Torhüter Johannes Höcker, „HR hat auf dem Weg ins Finale mit der TuS Dassendorf und Altona 93 schließlich nicht irgendjemanden, sondern zwei starke Oberligisten rausgeschmisssen.“ Der Keeper, 2016 beim dramatischen 4:1 nach Verlängerung gegen Altona 93 nur Reservist, brennt wie seine Teamkollegen darauf, die Trophäe zum zweiten Mal hintereinander nach Garstedt zu holen.

Mannschaftsführer Philipp Koch: „Wir wissen alle, was das Pokalfinale bedeutet.“ Für Angreifer Jan Lüneburg ist der Sieg in diesem Duell „das Größte für einen Amateurfußballer“. Aufgrund dieser Statements darf zumindest bezweifelt werden, dass der Wunsch von HR-Stürmer Tim Jeske („Was mir Hoffnung macht, ist, dass die Eintracht uns unter Umständen unterschätzen wird“) in Erfüllung geht.

Für Dirk Heyne ist die Sache klar: „Thema wird sein, dass wir unsere Leistung bringen. Wir werden die SV Halstenbek-Rellingen von der ersten Minute an unter Druck setzen und nicht zur Entfaltung kommen lassen.“

Sein Kollege Heiko Barthel weiß genau, wie sich das anfühlt. 2016 erreichte er mit dem Landesligisten Wedeler TSV die Vorschlussrunde des Cupwettbewerbs – und scheiterte mit 1:3 an der Eintracht. „Damals sind die Norderstedter sofort volle Pulle draufgegangen, damit rechne ich auch diesmal.“

Der Außenseiter wird indes nicht vor Ehrfurcht erstarren. „Das ist eine schwierige Aufgabe, aber wir treten nicht an, um mit 0:4 zu verlieren. Uns bietet sich die große Gelegenheit, eine missratene Saison zu retten“, betont HR-Kapitän Yannick Sottorf. Und sein Coach ergänzt: „Wenn wir die Sensation schaffen wollen, muss ganz viel passen. Aber ich habe in den Gesichtern meiner Jungs nur Vorfreude und keine Angst gesehen.“

Nur Mittelfeld-Lenker Deran Toksöz fällt aus

Eintracht Norderstedt kann bis auf Mittelfeld-Lenker Deran Toksöz (Adduktorenverletzung) in Bestbesetzung antreten, die zuletzt angeschlagenen Linus Meyer, Kangmin Choi und Johannes Höcker sind wieder fit. Heiko Barthel bangt um Tim Jeske, der die Halstenbeker mit seinem Last-Minute-Tor gegen Altona 93 ins Finale geschossen hat.

Das Zuschauerinteresse ist geringer als vor einem Jahr. „Bisher sind 2400 von 4900 Karten weg“, sagt Karsten Marschner, der Geschäftsführer des Hamburger Fußball-Verbandes, „für Sitzplätze auf der Haupttribüne gibt es aber nur noch ein Restkontingent.“