Norderstedt. Der Regionalligist ist mit der sportlichen Entwicklung des Teams unzufrieden. Der neue Coach soll bis Donnerstag präsentiert werden.

Der am 23. April 2003 gegründete FC Eintracht Norderstedt hat die Zusammenarbeit mit dem erfolgreichsten Trainer der Clubgeschichte beendet. „Wir haben Thomas Seeliger mit sofortiger Wirkung beurlaubt, da wir mit der sportlichen Entwicklung unseres Teams unzufrieden zufrieden sind“, begründete Präsident Reenald Koch die Entscheidung der Vereinsführung, „darüber hinaus wird es von mir keinen weiteren Kommentar geben. Ich bin nicht bereit, in der Öffentlichkeit über Personalien zu diskutieren.“

Ausschlaggebend für die Trennung vom 50 Jahre alten Fußball-Lehrer, der für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war, dürften die in dieser Saison nur selten überzeugenden Punktspielauftritte der Garstedter und das Abrutschen auf den elften Tabellenplatz gewesen sein – mit dem wohl besten Kader, der jemals an der Ochsenzoller Straße gekickt hat. Parallelen zum jüngst geschassten HSV-Coach Bruno Labbadia sind unverkennbar. Auch ihm war es nicht gelungen, mit einem allgemein als qualitativ hochwertig eingeschätzen Aufgebot die Erwartungen der Vereinsverantwortlichen zu erfüllen.

Schon nach dem desolaten 1:3 im Schleswig-Holstein-Derby beim VfB Lübeck am 23. September hatte es bei Eintracht Norderstedt intern rumort. Das Fass zum Überlaufen brachte nun die schwache Leistung beim schmeichelhaften 0:0-Unentschieden vor eigenem Publikum gegen die SV Drochtersen/Assel.

Thomas Seeliger, der als Profispieler unter anderem 86 Bundesliga-Partien für den SC Freiburg, den TSV 1860 München, den VfL Wolfsburg sowie Fortuna Düsseldorf bestritt und als Trainer vor seinem Engagement bei der Eintracht für den TSV Holm, Altona 93 und die SV Blankenese tätig war, hatte das Team am 1. September 2012 von Matthias Dieterich übernommen – und führte es bis zum Saisonende auf den vierten Tabellenplatz der Oberliga Hamburg.

Da Staffelmeister FC Elmshorn auf die Teilnahme an der Regionalliga-Aufstiegsrunde verzichtete, durften die Norderstedter als Vertreter des Hamburger Fußball-Verbandes antreten. In Matches gegen den SV Eichede, Lupo Martini Wolfsburg und den Brinkumer SV schafften sie den Sprung in die vierthöchste deutsche Klasse.

In den Serien 2013/2014 (10. Platz/43 Zähler), 2014/2015 (6./52) und 2015/2016 (11./44) gelang es Seeliger, Eintracht Norderstedt in der Regionalliga Nord zu etablieren. Sein größter Erfolg: der Gewinn des Hamburger Oddsetpokals am 28. Mai mit einem 4:1 nach Verlängerung gegen Oberliga-Club Altona 93. Allerdings übertünchten der Triumph im Cupwettbewerb und die damit verbundene Qualifikation für den DFB-Pokal auch die mäßige Punktspielbilanz im Frühjahr 2016 mit acht Partien hintereinander ohne Sieg.

Wer Thomas Seeliger als Trainer beerbt, steht noch nicht fest. „Wir haben gerade erst damit begonnen, Gespräche zu führen“, sagte Reenald Koch. Sein Ziel ist, den neuen Coach möglichst bis zum Donnerstag, also noch noch vor dem Regionalliga-Auswärtsspiel beim Angstgegner VfL Wolfsburg II (Sonnabend, 13 Uhr) zu präsentieren.

Das Anforderungsprofil: Gesucht wird ein Mann, der für offensiv geprägten Fußball steht und ein kommunikativer Typ ist, also viel mit den Spielern spricht. „Er muss in der Lage sein, unseren vielen intelligenten Jungs im Kader plausibel zu erklären, was er von ihnen will“, so Koch.

Im heutigen Oddsetpokal-Match beim in dieser Saison noch ungeschlagenen Tabellenzweiten der Bezirksliga Süd, Juventude do Minho, gibt es eine Interimslösung: Seeligers guter Freund und bisheriger Assistent Stefan Siedschlag wird das Coaching der Mannschaft übernehmen.

Titelverteidiger Eintracht Norderstedt ist von 18.30 Uhr an auf dem Sportplatz Dratelnstraße in Wilhelmsburg haushoher Favorit, alles andere als der Erreichen der fünften Runde des Hamburger Cupwettbewerbs wäre eine handfeste Blamage für die Garstedter. „Bei aller Wertschätzung für Juventude: Wir spielen zwei Klassen höher als der Gegner, müssen diese Partie ohne Wenn und Aber gewinnen“, sagte Reenald Koch.