Tensfeld. Das ADAC MX-Masters 2016 lockt rund 10.000 Motocross-Fans nach Tensfeld. Doch ohne die rund 400 Helfer gäbe es das Event nicht
Manche Zuschauer kommen Jahr für Jahr nur für diesen einen Moment nach Tensfeld. Die Massenstarts zu den Wertungsläufen des MX-Masters – im Besonderen die der Königsklasse 1 mit Maschinen von bis zu 450 Kubikzentimetern Hubraum, den eigentlichen Masters – sind unbestrittenes Highlight eines Acht-Stunden-Tages, der fast ständig durch das aggressive Surren hochtourender Motoren untermalt wird.
16.45 Uhr. Ein letztes Mal während der MX-Master 2016 erfährt diese Dauerkulisse eine beeindruckende Abwechslung. Die 39 für den Masters-Endlauf qualifizierten Piloten aus neun Nationen, die sich auf die Jagd nach Platzierungen und Wertungspunkten machen wollen, stehen aufgereiht hinter einer Startbande am Anfang der rund 100 Meter langen Auftaktgeraden.
Schon die kurzen Züge am Gashahn der Maschinen erzeugen einen bemerkenswerten Lautstärkepegel. Dann die Sekunden vor dem Start. Alle Fahrer jagen ihre Motorendrehzahl – noch ohne eingelegten Gang – so hoch, dass ab jetzt jede Verständigung unter den Zuschauern unmöglich ist. Und doch: Das ist noch gar nichts im Vergleich zu dem Orkan, der losbricht, als die Startbande fällt.
„Das fährt einem voll in die Magengrube. Wer das einmal gehört und erlebt hat, will immer wieder zu einer Motocross-Veranstaltung“, sagt Thommy Deitenbach. Der 57-Jährige spricht mit der Erfahrung von 41 Jahren als aktiver Motorradsportler und ist ein bewährter Sprecher auf Rennveranstaltungen. „Hier in Tensfeld ist das eine ganz besondere Kulisse. Durch den tiefen Sand wird der Motorenlärm noch etwas tiefer und dumpfer. Das lässt niemanden unbeeindruckt.“
Dem pflichtet Christian Wittich bei. „Besonders die Starts sind ein Festival für die Sinne. Geräusche, Vibrationen, Farben, Action und Benzingeruch erzeugen diese besondere Atmosphäre“, sagt das Mitglied des AC Schleswig.
Doch Wittich sowie seine Clubkameraden Tim Brodkorb und Lisa-Marie Gericke sind nicht als Crossfans vor Ort. „Wir sind vorzugsweise auf vier Rädern aktiv, haben es mehr mit Autos“, sagt Brodkorb. „Aber wir sind über den ADAC Schleswig-Holstein gefragt worden, ob wir den Tensfelder Kollegen beim Aufräumen zum Veranstaltungsende helfen wollen.“ Ein klarer Fall von Ehrensache, meint auch Lisa-Marie Gericke: „Motorsportler sind alle so schön entspannt. das ist eine tolle Gemeinschaft, da helfen wir gerne.“
Von diesen Aktivitäten bekommen die insgesamt 10.000 Zuschauer des bestbesuchten Motorsportevents in Schleswig-Holstein wenig mit. „Dabei sind wir hier mit einem wirklich großen Team am Start. Mit Vor- und Nachbereitung haben an vier Tagen bestimmt 400 Leute mit angepackt“, sagt Katrin Wustmann.
Die Marketing-Mitarbeiterin der ADAC-Zentrale München ist mit 14 Kollegen bei jeder MX-Masters-Veranstaltungen vor Ort und weiß, dass ohne Orts- und Regional-Clubs oder -Verbände wenig laufen würde. „Ohne Herzblut, ohne Enthusiasten, die mit anpacken, wären die Rennserien nicht aufrechtzuerhalten. Hier in Tensfeld klappt das bestens. Wenn ich aktuelle Erhebungen richtig erinnere, rangieren Strecke und Gesamtveranstaltung bei den Fahrern unter den Top drei in Deutschland.“
Das sehen die Besucher wohl auch so. Pausenlos haben am zweiten Tag Shuttlebusse ganze Menschentrauben vor dem Haupteingang des Geländes wieder ausgespuckt, unter anderem auch Phillip von Würzen. Der Preetzer ist in Begleitung von Töchterchen Mieke, mit nicht ganz drei Jahren einer der wohl jüngsten Fans.
„Es gefällt ihr wirklich. Mit Ohrschützern ist der Lärm nicht zu schlimm, und sie ist begeistert davon, was es hier alles zu gucken gibt“, sagt der junge Familienvater, der aber auch ein große Eigeninteresse an diesem Masterslauf hat. „Mein Bruder Dennis ist als Mechaniker im Team vom Suzuki-Pilot Mike Stender aktiv. Wir drücken alle die Daumen, dass seine Arbeit Erfolg hat.“ Hat sie. Platz zwölf nach beiden Mastersläufen ist ein erfreuliches Resultat für den Eutiner.
Doch auch für die übrigen jugendlichen und erwachsenen Fans gibt es genug zu sehen. Neben dem eigentlichen Sport, Autogrammstunden der Stars oder einem Quad-Parcours herrscht ein Flair, wie man es sonst nur aus den TV-Übertragungen kennt. Mona und Ina aus Kassel, tragen als Promotion-Girls bei den Siegerehrungen ihren Teil dazu bei. „Für uns ist das ein schöner Ausgleich zur normalen Bürowoche“, sagt die 24-jährige Mona. Kollegin Ina (27) bekennt aber auch, dass sie es beim Zuschauen und Präsentieren doch belassen möchte. „Selber so zu fahren, davor hätte ich einfach zu viel Angst...“