Kaltenkirchen. Talente schnuppern oft im ADAC Youngster-Cup erste Rennluft. Morlin Mannshardt und Dominic Gumrich sind seitdem dem Motorsport verfallen

Besuchern, die sich auf dem Festplatz Kaltenkirchen im Fahrerpark der Teilnehmer am Slalomwochenende des MSC Kaltenkirchen Morlin Mannshardt und ihrem roten, kompakt gebauten Suzuki Swift näherten, ging als Gedanke vielleicht so etwas wie „Oh, wie knuffig, ein richtiges Mädchenauto“ durch den Kopf. Von wegen – willkommen in der Klischee-Falle.

Am Heck des kleinen Boliden, an dem die 21 Jahre junge Frau aus Stuvenborn stolz lehnt, ist nicht ohne Grund der Namenszusatz „Sport“ zu lesen. Der genaue Blick aufs und vor allem ins Auto offenbart dann auch: Dies ist kein Wagen, mit dem eben mal die Einkäufe getätigt werden. Die Rückbank sowie die Verkleidung des Kofferraums fehlen. Ein Gerüst aus stabilen Rohren formt im Fahrerraum, in dem es keinen Beifahrersitz gibt, einen stabilen und Schutz spendenden Käfig. Klarer Fall: Dies ist ein waschechter Rennwagen.

„Das Auto hat 136 PS. Mein Vater hatte mir vor vier Monaten ein Foto vom Swift aufs Handy geschickt und gefragt, wie ich ihn finde – und er gefiel mir sofort“, sagte die junge Frau, die in Heide Wirtschaftsingenieurswesen studiert, „nun teilen wir ihn uns und fahren damit unsere Rennen.“

Der Suzuki von Jürgen Mannshardt (Stuvenborn) und Tochter Morlin ist ein Kraftbündel
Der Suzuki von Jürgen Mannshardt (Stuvenborn) und Tochter Morlin ist ein Kraftbündel © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Ihrer familiären Vorbelastung durch Papa Jürgen, der beim MSC Kaltenkirchen unter anderem als Rallye-Helfer aktiv ist und auf dem Festplatz auch als Streckensprecher einsprang, verdankt es Morlin Mannshardt, dass sie noch spät vom Slalom-Virus infiziert wurde. „Ich habe mich 2015 im Youngster-Cup versucht und dann nur gedacht ,Cool! Das macht ja Spaß!‘ Seitdem bin ich dabei.“

Morlin Mannshardt besucht, wann immer es geht, die Trainingstermine des MSC auf dem Festplatz und wird immer versierter in der Kontrolle ihres Wagens auf den eng gesteckten und möglichst schnell zu bewältigenden Wedelkursen. „Das ist auch im Alltag nützlich. Fahrzeugbeherrschung bringt immer Sicherheit“, sagt die angehende Wirtschaftsingenieurin. „Beim Fahrersitz mussten wir aber eine Lösung finden, mein Vater ist ja größer als ich, und so richtig viele Verstellmöglichkeiten hat das Teil nicht“, so die 21-Jährige, „das lösen wir jetzt für mich mit Zusatzpolstern, die mit Klettbändern befestigt werden.“

Ob es mal einen Schritt weitergehen soll, zum Beispiel Richtung Rallyesport, bejaht Morlin Mannshardt eindeutig. „Ich habe mit meinem Clubkameraden Juri Lüth verabredet, dass ich am 8. Juli beim Rosenhof-Rallyesprint seine Beifahrerin bin. Und irgendwann werde ich bestimmt auch mal selbst fahren.“

Diesen Gedanken findet auch ihr gleichaltriger Clubkamerad Dominic Gumrich, der sich schon als Rallye-Copilot versucht, attraktiv. Der Henstedt-Ulzburger hat wie Morlin Mannshardt erste Lorbeeren 2015 im Youngster-Cup erworben und ist seitdem Feuer und Flamme für den Motorsport. „Ich habe noch im Herbst einen VW Lupo mit 75 PS gekauft und starte in der Klasse 1a. Das sind straßenzugelassene Fahrzeuge, die nur minimal geändert werden dürfen. Vielleicht rüste ich aber für 2017 auf. Die Leistung ist mit Originalteilen auf 110 PS zu steigern; ich würde dann in die offene Klasse drei wechseln.“

Dominic Gumrich (21) aus Henstedt-Ulzburg startete 2015 noch im Youngster Cup, nimmt aber seit diesem Jahr mit seinen eigens gekauften VW Lupo (75 PS) nun in den Wettbewerben der straßenzugelassenen Serienfahrzeuge (Klasse 1a) teil
Dominic Gumrich (21) aus Henstedt-Ulzburg startete 2015 noch im Youngster Cup, nimmt aber seit diesem Jahr mit seinen eigens gekauften VW Lupo (75 PS) nun in den Wettbewerben der straßenzugelassenen Serienfahrzeuge (Klasse 1a) teil © Ulrich stückler | Ulrich Stückler

Aber vielleicht will er ja auch seine ersten Erfolge noch etwas länger auskosten. Am zweiten Veranstaltungstag in Kaltenkirchen entschied Dominic Gumrich den 1a-Wettbewerbdes 24. Kaki ADAC-Slalom für sich und war im Anschluss merklich stolz auf seinen Pokal.

Rennleiter Harry Seiler: „Mit insgesamt 262 Teilnehmern in allen drei Konkurrenzen haben wir einen neuen Beteiligungsrekord. Wir sind die bestbesuchte Slalomveranstaltung der Region.“ Allerdings bereitet dem „Macher“ des MSC die Lage an der Helferfront ein wenig Sorgen. „Unterm Strich haben zwar 40 Leute angepackt, aber kurzfristige Absagen haben mich doch vor enorme Probleme gestellt. Ich muss immer wieder neu entscheiden, ob ich die Anstrengungen noch auf mich nehmen mag...“