Norderstedt. Der Trainer von Eintracht Norderstedt verlor 2009 als Coach von Altona 93 sein erstes Oddset-Pokal-Finale mit 1:2 gegen den SC Concordia

    Unmittelbar nach dem Einzug ins Finale des Hamburger Oddset-Pokal-Wettbewerbs gegen Altona 93 durch den 3:1-Erfolg beim Landesliga-Club Wedeler TSV strotzte Norderstedts Trainer Thomas Seeliger, 49, vor Selbstbewusstsein. „Wir holen den Pokal. Weil wir die bessere Mannschaft sind“, kündigte der Coach der Garstedter an.

    Mittlerweile spricht er von einem „50/50-Spiel, bei dem die Tagesform entscheidet“. Vielleicht hat sich der Coach in der Zwischenzeit an seinen bisher einzigen Auftritt als Trainer in einem Oddset-Pokal-Endspiel erinnert – und ist deshalb in seiner öffentlichen Rhetorik etwas defensiver geworden. Seeliger dürfte sowohl an den Favoritenstatus in einem Finale als auch an den kommenden Endspielgegner nur ungern zurückdenken.

    Auf den Tag genau vor sieben Jahren, am 26. Mai 2009, saß Seeliger im bislang einzigen Oddset-Pokalendspiel im Millerntorstadion auf der Trainerbank bei Altona 93. Der aktuelle Coach des Traditionsclubs stand auf dem Platz: Berkan Algan zog im Mittelfeld die Fäden beim SC Concordia. Wie am kommenden Sonnabend war die Favoritenrolle eigentlich klar vergeben. Altona war zwar aus der Regionalliga abgestiegen, doch Oberligist Concordia hatte sich nur mit einem Punkt vor dem Abstieg in die Landesliga retten können, das Team stand zusätzlich vor dem völligen Zerfall. Alle Spieler wollten oder sollten den Verein verlassen.

    Trotzdem triumphierte der Außenseiter. „Das war ein abgefahrenes Spiel. In der ersten Halbzeit hat uns Altona an die Wand genagelt, hätte 4:0 führen müssen. Der beste Mann bei denen war der heutige Norderstedter Co-Trainer Stefan Siedschlag. Als er runter musste, lief es bei uns“, erinnert Algan.

    Ganz so war es nicht. Als Siedschlag in der 83. Minute wegen einer Gelb-Roten Karte vom Platz flog, war das Spiel bereits gedreht. „Cordi“ hatte wie aus dem Nichts vor 2934 Zuschauern Siedschlags Führungstreffer (42.) durch einen Volleyschuss von Mario Jurkschat (59.) und ein Eigentor von Marcus Rabenhorst (72.) in ein 2:1 gewendet. Am 1:1 unglücklich beteiligt: Der heutige Norderstedter Innenverteidiger Marin Mandic, damals ebenfalls für Altona 93 aktiv. Sein Torwart Oliver Hinz rannte ihn bei einer Flanke um. Mandic köpfte eine Bogenlampe an die Grenze des 16-Meter-Raums und legte Jurkschat unfreiwillig dessen Traumtor auf. „Natürlich denke ich nicht gerne an damals zurück. Ich war sehr enttäuscht. Wir waren 70 Minuten lang die überlegene Mannschaft“, sagt Seeliger heute.

    Seine Enttäuschung brach sich auf der damaligen Pressekonferenz ihre Bahn. „Wir haben gegen einen Gegner verloren, der in der ersten Halbzeit einen Köttel in der Buchse hatte, aber wir haben ja sowieso alle drei Tore selber geschossen“, zürnte er.

    Dieser Auftritt wurde ihm in der Hamburger Amateurfußballszene lange negativ ausgelegt. Gerade bei Altonas großer Anhängerschaft hatte Thomas Seeliger stets einen schweren Stand. Nicht zuletzt, weil er als Nachfolger des beliebten Torsten Fröhling nur wenige Monate zuvor, am 25. Februar 2009, seinen Trainerjob an der Adolf-Jäger-Kampfbahn antrat. Es folgten das verlorene Pokalfinale und der Abstieg in die Oberliga, für den Seeliger aufgrund der chaotischen Zustände im Verein wenig konnte.

    In den beiden folgenden Oberliga-Spielzeiten wurde er mit Altona 93 Dritter (2009/10) und Fünfter (2010/11), übernahm neben dem Trainerjob auch die Position des Sportlichen Leiters. Doch wie der Start, so geriet auch der Abgang zum Fiasko. Altonas Vorstand versprach Seeliger eine Verlängerung seines Vertrages bis 2013 – und entließ ihn im Juni 2011. Der Wortbruch sorgte bei ihm, so der frühere Profi damals in einem Interview mit der Internet-Plattform Sportnord, für „maßlose Enttäuschung“.

    Mit dem, was einmal schieflief zwischen ihm und Altona 93, will er sich jedoch heute nicht mehr als nötig beschäftigen. „Das ist Vergangenheit. Es ist nichts Besonderes für mich, gegen Altona 93 zu spielen. Ich befinde mich in der Gegenwart und die heißt Eintracht Norderstedt.“

    Alle Fokussierung gelte dem Sonnabend. „Es geht nicht darum, ins Finale zu kommen. Das ist eine tolle Sache. Aber es geht darum, das Finale zu gewinnen“, so Thomas Seeliger. Ob es für ihn nicht doch eine gewisse Genugtuung wäre, einen solchen Sieg ausgerechnet gegen Altona 93 zu erringen, weiß nur er selbst.