Norderstedt. Der beste Stürmer von Regionalligist Eintracht Norderstedt ist fit, muss gegen den Goslarer SC aber wegen einer Rotsperre zuschauen.

Das erste Regionalliga-Match der Fußballer von Eintracht Norderstedt im Jahr 2016 – es wird für Jan Lüneburgs das bisher schwerste Spiel in dieser Saison. Dabei darf der 25 Jahre alte Mittelstürmer, mit sieben Treffern der erfolgreichste Torschütze der Garstedter in der Punktrunde 2015/2016, gegen den Goslarer SC gar nicht auflaufen. Wenn Schiedsrichter Markus Büsing (SV Hellern) die beiden Mannschaften am Sonnabend um kurz vor 14 Uhr auf den Rasen des Edmund-Plambeck-Stadions an der Ochsenzoller Straße bitten wird, ist Lüneburg zum Zuschauen verdammt.

Dies allerdings nicht etwa wegen einer Verletzung, sondern wegen eines dummen Fouls.

Sonnnabend, 28. November 2015, AOK-Stadion in Wolfsburg. Die Eintracht steht im Regionalliga-Duell mit der U23 des VfL nicht nur von Beginn an schwer unter Druck, sondern auch früh auf verlorenem Posten. Nach
29 Minuten liegt die Bundesliga-Reserve der „Wölfe“ mit 3:0 vorn, bei den desolat auftretenden Norderstedtern macht sich Frust breit.

Einige Augenblicke später verliert Jan Lüneburg die Nerven: Er grätscht Sebastian Wimmer kurz hinter der Mittellinie um, trifft mit offener Sohle das Schienbein des Wolfsburgers. Schiedsrichter Jost Steenken (SV Vorwärts Nordhorn) zückt sofort die Rote Karte.

Nach dem Match, das mit einer
1:8-Klatsche für die Gäste endet, setzen sich die Mühlen der Sportgerichtsbarkeit in Gang. Das Urteil, das der Norddeutsche Fußballverband verhängt, ist sehr hart: Lüneburg muss fünf Punktspiele aussetzen.

„Die lange Zwangspause ist durchaus diskussionswürdig“

„Glatt Rot, das ging damals definitiv in Ordnung, mein Foul war total unüberlegt“, sagt Lüneburg, der über die Stationen FC St. Pauli (U19), SV Hen­stedt-Ulzburg und FC Elmshorn am
1. Juli 2013 zur Eintracht kam. Die lange Zwangspause sei allerdings durchaus diskussionswürdig. „Meine Aktion war völlig überflüssig, lässt sich aber nicht mit dem brutalen Einsteigen des Schalkers Johannes Geis gegen André Hahn von Borussia Mönchengladbach im Bundesligaspiel vom 25. Oktober vergleichen. Ich bin zuvor in der Regionalliga noch nie vom Platz geflogen, wollte Sebastian Wimmer auf keinen Fall verletzen, habe mich auch umgehend bei ihm entschuldigt. Aber es ist eben, wie es ist.“

Zugegeben: Der 1,84 Meter große und 90 Kilogramm schwere Jan Lüneburg ist auf dem Platz kein Kind von Traurigkeit, geht auch schon mal ohne Rücksicht auf Schmerzen in einen Zweikampf. Doch das tun auch die Abwehrspieler, die den Angreifer mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln beharken.

Nichtsdestotrotz muss der Mann, dessen Marktwert im Online-Portal transfermarkt.de auf 150.000 Euro taxiert wird, noch einige Wochen warten, ehe er die Teamkollegen wieder aktiv unterstützen kann. Ihm bleibt aktuell nichts anderes übrig, als in jeder Trainingseinheit Gas zu geben und sich für die kommenden Aufgaben in Topform zu bringen.

Lüneburg, der als Groß- und Außenhandelskaufmann in der Norderstedter Firma MCG arbeitet, hat das komplette Vorbereitungsprogramm auf die zweite Saisonhälfte mitgemacht. „Wir haben hart gearbeitet und sind gut aufgestellt“, sagt er. Von seiner Strafe hat er mittlerweile eine Partie abgebrummt. „Bei unserem 0:0 gegen den BV Cloppenburg am 5. Dezember habe ich zusammen mit meinen vielen verletzten Mannschaftskameraden auf der Tribüne gesessen.“

Das Aufeinandertreffen seines Clubs mit dem Goslarer SC wird Jan Lüneburg erneut als Zuschauer im Stadion verfolgen. „Für einen Fußballer, der unbedingt kicken möchte, ist das eine ziemlich blöde Situation. Für mich ist es trotzdem eine Selbstverständlichkeit, vor Ort zu sein und die Jungs anzufeuern – auch wenn ich ihnen viel lieber mit Toren helfen würde. Was man mit einem tollen Teamgeist alles bewirken kann, beweisen aktuell ja die deutschen Handballer. Wie sich die Nationalmannschaft bei der EM in Polen präsentiert, das ist vorbildlich und sehr beeindruckend.“

Der Goalgetter hofft auf sein Comeback am 28. Februar

Und wann wird der Goalgetter von Eintracht Norderstedt wieder in das Punktspielgeschehen der Regionalliga Nord eingreifen? „Wenn alles optimal läuft, also das Wetter mitmacht und es keine weiteren Absagen gibt, könnte ich am 28. Februar in Hildesheim auflaufen. Das wäre klasse, denn dann wäre ich eine Woche später auch gegen meinen Lieblingsgegner Hamburger SV II dabei. In den Derbys gegen den HSV habe ich nämlich besonders häufig getroffen.“