Henstedt-Ulzburg. Zweitligist SV Henstedt-Ulzburg und der insolvente Bundesliga-Vierte HSV Handball buhlen um die Gunst des 21 Jahre alten Torhüters.

Er möchte doch nur spielen. Möglichst oft, gegen starke Mannschaften. Ein normaler Wunsch für einen begabten Handball-Torhüter. Und eines ist für Justin Rundt, den Keeper des Zweitligisten
SV Henstedt-Ulzburg, sicher: Anfang Februar, mit Wiederaufnahme der Punktrunden in den Bundesligen, wird der 21-Jährige im Kader eines hochklassigen Teams stehen und so auch auf namhafte Gegner treffen.

Damit aber erschöpfen sich auch schon die verlässlichen Aussagen über Rundts sportliche Zukunft und im speziellen zur Torhüter-Situation beim abstiegsbedrohten SVHU. Der steht aktuell auf dem 18. Tabellenplatz und hat seit dem 4. Dezember ein gewaltiges Problem, zu dessen erhoffter Lösung der talentierte Schlussmann seinen Teil beitragen soll.

An besagtem Tag zog sich Jan Peveling, der 28 Jahre alte Torhüter-Routinier in Reihen der „Frogs“, im Derby gegen den VfL Bad Schwartau einen Kreuzbandriss im linken Knie zu. Nach erfolgreicher OP im Buxtehuder Krankenhaus fällt Peveling nun voraussichtlich bis zum Punktrundenauftakt 2016/2017 aus.

Justin Rundt ist de facto zur Nummer eins beim SVHU aufgerückt. Nur eine Woche nach Pevelings Verletzung leistete er mit elf Paraden seinen Beitrag zum 23:20-Heimsieg über den TuS Ferndorf. „Justin hat sich im Team durch seine Art und Leistung ein gutes Standing verschafft“, sagt Trainer Matthias Karbowski, „er ist genau der Typ Spieler, den wir für ein intaktes Mannschaftsgefüge brauchen.“

Eigentlich könnte also alles bestens im Rahmen des nun Möglichen sein. Wären da nicht die Turbulenzen rund um den Insolvenzantrag der Bundesliga-Handballer des HSV Hamburg. Deren Schlussmann Jens Vortmann hat sich per Sonderkündigungsrecht zum SC DHfK Leipzig verabschiedet. Und damit ist der Platz hinter Johannes „Jogi“ Bitter vakant, der nun schon in seiner neunten Saison den Kasten der Hanseaten hütet.

Erster Nachrücker auf die Bank des Bundesligateams wäre – Justin Rundt. Der steht nämlich bei den Hanseaten unter Vertrag, ist aber zur Ausbildung und fürs Sammeln von Wettkampfpraxis per Zweitspielrecht an die „Frogs“ ausgeliehen. Doch nun hat der HSV Handball berechtigtes Interesse, den 1,95 Meter großen gebürtigen Elmshorner zurück an seine eigentliche Wirkungsstätte zu holen. Denn auch ein „Jogi“ Bitter braucht mal einen Rückhalt oder kann sich verletzen.

Wie es für ihn wohl weitergehen wird, mag Justin Rundt nicht susbtanziell kommentieren. Er wartet vielmehr die weitere Entwicklung ab. Sein einziges Statement: „Ich möchte mich nicht äußern, bis die Situation nicht endgültig geklärt ist.“

Doch klar ist: Sein Abschied wäre auf der Torhüterposition der Super-GAU für die Henstedt-Ulzburger. Mit Rundt exklusiv beim HSV lasten dann Wohl und Wehe der Keeper-Rolle allein auf den Schultern von Eigengewächs Timo Schmidt, 20. „Er macht ständig Fortschritte, passt bestens ins Team und hat seine Bewährungsproben wie zum Beispiel gegen Tabellenführer Erlangen auch genutzt“, sagt Coach Karbowski. „Aber Timo ist klug und weiß selber, dass er in dieser Situation wohl nicht die Rolle des Retters übernehmen kann. Er hat alle Möglichkeiten, frei aufzuspielen – vielleicht setzt er sich manchmal zu sehr unter Druck.“

Um den Youngster nicht zu verbrennen und eine dem Abstiegskampf angemessene personelle Lösung zu finden, muss der SVHU zweigleisig denken und planen. „Selbstverständlich haben wir Justin im Zuge seiner Verhandlungen mit dem HSV signalisiert, dass wir großes Interesse daran haben, weiterhin hier in Henstedt-Ulzburg mit ihm zu arbeiten“, sagt „Frogs“-Geschäftführer Till Gottstein, „und auch er hat uns wissen lassen, dass er es sich generell vorstellen könne, weiterhin bei uns zu spielen. Aber letztlich sind dies allein seine Verhandlungen, deren Ergebnis wir abwarten müssen.“

Allerdings nicht tatenlos. Teammanager Joachim Jakstat ist zurzeit noch häufiger als sonst mit dem Telefon am Ohr anzutreffen. Es gilt, einen „Plan B“ zu schmieden. Denn die Zeit drängt. Am Montag rufen das Trainerduo Matthias Karbowski und Amen Gafsi das Team zur ersten Übungseinheit zusammen, am 15. Januar kommt es zum Testspiel gegen eine Kreisauswahl.

„Eigentlich wollen wir bis zum Trainingsauftakt wissen, was Sache ist. Wenn sich bei uns personell etwas ergeben sollte, so wäre derjenige dann wohl auch spätestens am 15. vor Ort“, sagt Jakstat. „Klar, in der Winterpause rufen noch mehr Spielerberater an als sonst. Die meisten Gespräche enden aber wegen unserer bescheidenen finanziellen Mittel sehr schnell. Dennoch stehen wir in Kontakt mit einem zweitligatauglichen Torhüter mit internationaler Erfahrung und hoffen auf ein baldiges Probetraining.“