Norderstedt. Alfred Hintzmann ist einer der ganz Harten. Er macht bei Marathon, Triathlon sowie Quadrathlon mit. Und er durchquert zu Fuß die Wüste.

Dass Alfred Hintzmann bei der kürzlich in Chicago ausgetragenden Triathlon-Weltmeisterschaft im Sprint den vierten Platz belegt hat, ist an sich schon ein achtbares Resultat. Der Garstedter benötigte für 750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer auf dem Rad und einen abschließenden 5000-Meter-Lauf 2:10,27 Stunden. Was diese Leistung allerdings ins richtige Licht rückt, ist die Tatsache, dass Hintzmann am 15. Mai seinen 81. Geburtstag feierte und demzufolge in der Kategorie 80 bis 84 Jahre startete.

„Ich dachte, dass in Chicago nicht so viele Starter in meiner Altersklasse sind“, sagte Hintzmann anschließend lachend. In der drittgrößten Stadt der USA gingen sechs Routiniers an den Start, der Sieger – Boris Kirillov aus Russland – kam nach 1:50 Stunden ins Ziel. Mit leeren Händen fuhr Alfred Hintzmann nicht zurück nach Norderstedt – alle Finisher erhielten eine große Erinnerungsmedaille.

Dass Alfred Hintzmann im fortgeschrittenen Alter immer noch Wettkämpfe aller Art bestreitet und gerade bei nationalen Events schon mal der einzige „seiner Art“ ist, macht dem früheren Berufsfeuerwehrmann nichts aus. Für ihn gehört der Wettkampf zum Sport dazu. „Man muss sich regelmäßig fordern“, lautet sein Credo, unter dem eigentlich sogar sein ganzes Leben läuft.

Abenteuerlust und Sport – das passte bei dem Garstedter nämlich schon immer gut zusammen. Mit 21 Jahren zog es den gelernten Maler aus seinem Elternhaus in Hamburg nach Kanada in die Wildnis. Das Geld für die Überfahrt sparte Hintzmann selbst, von seinen Traum ließ er sich von niemandem abbringen. In Kanada biss sich Alfred Hintzmann durch und machte schließlich alles richtig. „Ich habe dort vier Jahre lang als Holzfäller gearbeitet. Mit dem Geld konnte ich mir in Garstedt ein Reihenhaus kaufen“, sagt Alfred Hintzmann, der – zurück in Deutschland – zur Hamburger Berufsfeuerwehr ging und dort 34 Jahre lang tätig war. 1962 heiratete er seine Ehefrau Margrit, die auch heute noch an seiner Seite ist und ihrem Gatten die Freiheiten lässt, die er für seinen Sport benötigt.

In den vergangenen 20 Jahren hat der gebürtige Hamburger Herausforderungen gemeistert, an die sich nur die wenigsten Menschen herantrauen. In seiner Vita stehen unter anderem Weltmeistertitel im Quadrathlon (Kajakfahren, Schwimmen, Radfahren, Laufen), fünf Teilnahmen am Marathon des Sables, bei dem die Teilnehmer sechs Tage lang mit einem Rucksack auf den Schultern 220 Kilometer durch die marokkanische Wüste laufen und gehen. Nicht minder anstrengend waren der ähnlich lange Badwater Ultramarathon im amerkanischen Death Valley, der Ironman-Triathlon auf Hawaii (1992) oder der Triple-Ultra-Triathlon in Lensahn, bei dem nacheinander 11,4 Kilometer Schwimmen, 540 Kilometer auf dem Rad und ein dreifacher Marathon bewältigt werden mussten.

„In Lensahn war ich 2002“, so Hintzmann, der damals immerhin schon 68 Lenze auf dem Buckel hatte. Seinen ersten Triathlon bestritt der Sportler der SG Wasserratten 1989 in Bergedorf.

Training und Vorbereitung finden fast immer in Eigenregie statt. An Willenskraft und Disziplin mangelt es dem Senior nicht. „Ich quäle mich wohl gerne“, sagt Alfred Hintzmann. Jede Aktivität wird dokumentiert, um zu sehen, was noch verbessert werden kann. „Laufen konnte ich noch nie besonders gut. Das ärgert mich manchmal. Da würde ich gerne noch schneller werden“, so Hintzmann, der am liebsten in der freien Natur unterwegs ist, aber auch den Gang ins Fitness-Studio nicht scheut. Mehrmals pro Woche geht’s in den Langenhorner Wellnessclub Elixia. Dort ist Schwimmen, Krafttraining oder Gymnastik angesagt. Im Untergeschoss seines Hause hat Hintzmann zudem ein Ergometer stehen. In Erinnerungen schwelgen oder sich zusätzliche Motivation holen kann der Mehrkämpfer dann beim Blick an die Kellerwand, wo haufenweise Startnummern vergangener Wettkämpfe hängen.

Begonnen hat Hintzmanns sportlicher Weg mit 16 Jahren als Kanufahrer beim Polizeisportverein Hamburg. „In den 60er-Jahren kamen die Volksläufe auf. Das hat mir sofort gefallen“, so Hintzmann, der noch heute für die Betriebssportgemeinschaft Hamburg startet. Aktuell ist das die Winterlaufserie der Betriebssportler, bei der Alfred Hintzmann über die Kurzstrecke (3640 Meter) antritt. Beim letzten Event, dem 1. Waldlauf der Airbus SG im Hamburger Volkspark, benötigte er 29:46 Minuten und ließ dabei auch den einen oder anderen jüngeren Konkurrenten hinter sich. „Bei dieser Serie mache ich seit 36 Jahren mit“, sagt der Ausdauersportler, dessen „eigener“ Wettkampf am 6. Februar im Tangstedter Forst stattfindet. Veranstaltet wird der Crosswettbewerb gemeinsam vom Laufwerk Hamburg und Hintzmanns ehemaligen Arbeitgeber, der Hamburger Berufsfeuerwehr. Klar, dass der umtriebige Pensionär bei diesem Lauf auch als Mitorganisator auftritt. Ans Aufhören denkt der vielseitige Routinier übrigens noch lange nicht: Alfred Hintzmann: „Ich liebe den Wettkampf und freue mich wirklich, dass ich das alles in meinem Alter noch machen kann.“