Norderstedt. Regionalligist trennt sich vom TSV Havelse mit 0:0. Die Elfmeter-Misere setzt sich fort, gleiches gilt für die Verletzungssorgen.

Die Fußballer von Eintracht Norderstedt rangen nach Worten. Es fiel schwer, das torlose Unentschieden gegen den TSV Havelse zu beschreiben. Linksverteidiger Steven Lindener versuchte sich und vergaß sogleich die Fakten. „Es ist richtig ärgerlich, dass wir heute verloren haben.“

So schlimm war es nun doch nicht – aber auch nicht viel besser. Denn der 21. Punkt dieser Regionalliga-Saison kam eher unrühmlich zustande. Für die Zuschauer war die Partie wie ein Kaugummi: zäh und unverdaulich. Für die Spieler offenbar auch ein Kampf gegen den eigenen Körper. Die Mannschaft agierte merkwürdig träge, kaum mit Tempo, konnte somit einen Gegner nicht ausspielen, der fast 90 Minuten in Unterzahl agierte.

Schiedsrichter Tim Skorczyk (VfL Salder) hatte nämlich schon in der 7. Minute den Havelser Marcel Kohn für eine Notbremse an Deran Toksöz mit glatt Rot vom Feld geschickt – eine korrekte Entscheidung. Damit begannen für die Eintracht allerdings die Probleme. Wer würde sich trauen, den fälligen Strafstoß auszuführen? Kapitän Philipp Koch war nach zwei Fehlschüssen in dieser Saison kein Kandidat, Toksöz oder Angreifer Jan Lüneburg hielten sich ebenso raus. Also schnappte sich Neuzugang David Karg den Ball – ihn hatte Trainer Thomas Seeliger auserkoren. „Ich habe David gesagt, dass er schießen soll.“

Die Misere vom Punkt nahm jedoch ihre Fortsetzung. Karg schoss zu unplatziert, Gästekeeper Alexander Meyer-Schade ahnte die Ecke und parierte. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand ahnen, dass dies bereits die beste Torchance des Nachmittags sein würde. Aber tatsächlich: Näher kam die Eintracht einer Führung nicht mehr.

Jan Lüneburg als Mittelstürmer? Wirkungslos, ohne einen nennenswerten Abschluss, gleichwohl auch ohne verwertbare Vorlagen. „Wir haben im Angriffsdrittel wirklich schlecht gespielt“, räumte er ein. „Da gab es viele Kleinigkeiten, die das große Ganze ergeben haben. Ich glaube, wenn der Elfmeter reingeht, gewinnen wir zu
100 Prozent.“

Das sah auch Coach Seeliger so, doch eine Ausrede konnte David Kargs vergebener Penalty trotzdem nicht sein. „Natürlich muss der Elfmeter sitzen. Wenn wir da in Führung, habe ich keine Sorgen, dass wir gewinnen. Aber wir waren auch nicht in der Lage, Havelse auszuspielen.“

Derartig verkrampfte Begegnungen können allerdings sogar noch schlechter enden. Denn je umständlicher, je kraft-, harm- und ratloser Norderstedt in der Schlussphase agierte, desto mehr fühlte sich Havelse animiert, sein Glück mit Kontern zu versuchen. Und so musste sich die Eintracht letztlich beim eingewechselten Angreifer Marco Schultz bedanken, dass es beim 0:0 blieb. Er spitzelte in der 93. Minute im eigenen Strafraum dem einschussbereiten Deniz Cicek den Ball mit einer Grätsche vom Fuß.

Die Verletzungssorgen taten ihr Übriges. Neuester Patient ist ausgerechnet der unverzichtbare Deran Toksöz. „Er hatte schon vor dem Spiel Leistenprobleme“, so Thomas Seeliger. „Zur Halbzeit signalisierte er, dass er Schmerzen hat. Vielleicht hätten wir ihn runternehmen müssen.“ Toksöz versuchte es jedoch weiter – mit Folgen: In der 67. Minute brach er ein Dribbling ab, ging zu Boden und hielt sich sofort die Leiste. Es droht also der nächste wochenlange Ausfall eines Leistungsträgers.

Eintracht Norderstedt: Springer – Jozic, Aniteye, Mandic (55. Rose), Lindener – Koch – Kunath, Toksöz (69. Schultz), Karg, Kevac (62. Nadler) – Lüneburg.
Rote Karte: Marcel Kohn (Havelse/7./Notbremse).
Zuschauer: 501.
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