Das 0:4 in Flensburg ist nicht die einzige schlechte Nachricht für Eintracht Norderstedt. Verteidiger Mike Eglseder ließ eine Frist des Clubs verstreichen, sodass sein Abschied zum Saisonende quasi feststeht.

Flensburg. Thomas Seeliger hätte gerne etwas anderes verkündet. Doch als der Trainer von Fußball-Regionalligist Eintracht Norderstedt nach dem Auswärtsmatch beim ETSV Weiche Flensburg (0:4) auf die Zukunft von Mike Eglseder angesprochen wurde, da ließ die Aussage kaum noch Deutungsspielraum zu. „Mike hat unsere Frist verstreichen lassen. Er möchte sich anders orientieren. Das ist für uns schade, er hat bisher eine gute Saison gespielt. Aber okay, er hat sich so entschieden.“ Soweit der – ein wenig lakonische – Kommentar des Coaches.

Der 21-Jährige Eglseder, geboren in Brunsbüttel und 2012 von der zweiten Mannschaft des FC St. Pauli an die Ochsenzoller Straße gewechselt, hat sich insbesondere seit dem Aufstieg der Eintracht in die Regionalliga Nord zu einer Konstante im Abwehrzentrum entwickelt. Das weckte zwangsläufig Interesse seitens auswärtiger Clubs, zumal er selbst stets offen über seine Ambitionen gesprochen hat, möglichst bald einen Schritt in den bezahlten Fußball tätigen zu wollen. „Ich habe mehrere Optionen“, sagte Eglseder nun. Was Thomas Seeliger „Frist“ nannte, bezeichnete der Spieler als „Ultimatum“. Ein neues Vertragsangebot des Vereins hatte Eglseder schon vor Monaten erhalten, sich aber Bedenkzeit erbeten.

Eine Entscheidung über die Offerte sollte, so die Forderung der Eintracht, spätestens am 8. Mai fallen, andernfalls würden sich die Wege im Sommer eben trennen. „Ich konnte mich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht äußern“, so Eglseder, „es ist Sache des Vereins, wenn er das so aufnehmen will. Wir hätten auch noch zwei Wochen warten können.“

Die Wahrscheinlichkeit, dass beide Parteien doch noch einmal zueinander finden, scheint sehr gering zu sein. Welcher Club allerdings der nächste Karriereschritt von Eglseder sein wird, steht noch nicht fest. Eine Möglichkeit könnte Union Berlin sein – dann aber nicht das Profiteam, sondern die U23-Mannschaft des Zweitligisten, die momentan Tabellendritter der Regionalliga Nordost ist.

Eintracht Norderstedt sieht sich im Defensivbereich allerdings auch ohne Mike Eglseder gut aufgestellt. Neben dem zuverlässigen Marin Mandic bleibt auch der talentierte Clifford Aniteye in Garstedt, der von seiner Meniskusverletzung genesene Maciej Kwiatkowski gilt als Quasi-Neuzugang und potenzielle Stammkraft. Dazu kommen die für die Saison 2014/2015 verpflichteten Linus Büchler (FC St. Pauli II) und Jan Kaetow (FC Elmshorn). Beide sind als Innenverteidiger einsetzbar.

Dass Mike Eglseder eine Lücke hinterlassen würde, ist trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Während seiner nunmehr abgesessenen Rotsperre kassierte die Eintracht sogar die beiden höchsten Saisonniederlagen; dem 1:4 daheim gegen den VfB Oldenburg folgte nun das klare 0:4 in Flensburg. Schon nach 45 Minuten stand dieses Resultat fest – nie zuvor war der Aufsteiger in einer Halbzeit derartig unter die Räder gekommen. „Das war Sch...“, sagte Routinier Jürgen Tunjic unverblümt, „zu 50, 60 Prozent waren die Flensburger Treffer gefühlt Eigentore. Wir haben denen viel zu viele Räume gelassen, das war tödlich.“

Erstmalig in dieser Serie musste Trainer Seeliger die Einstellung der Mannschaft kritisieren. „Es gibt immer die Gefahr nachzulassen, wenn man ein Ziel erreicht hat. Das haben wir in der ersten Halbzeit erschreckend bewiesen. Wenn man als Spieler nicht bereit ist, die Laufwege zu gehen und die Zweikämpfe anzunehmen, dass muss man sich nicht wundern, so deutlich in Rückstand zu geraten.“

Zum schwachen Auftritt der Gäste passte auch, dass gerade im zweiten Durchgang mehrfach gute Gelegenheiten ausgelassen wurden, das Ergebnis erträglicher zu gestalten.

Leidtragender der Minusleistung war Mirko Oest, der anstelle von Stammkeeper Johannes Höcker erstmalig zwischen den Pfosten stand. Der 19-Jährige verschuldete bei seinem Regionalliga-Debüt zudem den Strafstoß zum 0:3 und hatte Glück, hierfür von Schiedsrichter Lars Thiemann (TuS Wagenfeld) lediglich verwarnt zu werden. Andererseits zeigte Oest mehrere starke Paraden; er verhinderte ein mögliches Debakel.

Am Sonnabend hat Eintracht Norderstedt damit doppelt Grund, sich im Heimspiel gegen den SC Victoria (13.30 Uhr, Edmund-Plambeck-Stadion) zu rehabilitieren. Denn das Team hat auch das 0:1 in der Hinrunde beim akut abstiegsgefährdeten Hamburger Konkurrenten nicht vergessen. „Gegen Vicky müssen wir gewinnen, ganz klar“, so Jürgen Tunjic.

Auf eine Abschiedsvorstellung von Yayar Kunath werden die Fans dann wohl verzichten müssen. Seeliger erlaubte dem Rechtsaußen, für zwei Wochen nach Thailand zu fliegen, um sich dort im Probetraining bei einem Erstligisten vorzustellen. „Yayar wird wahrscheinlich kein Spiel mehr für uns machen“, sagte der Coach.

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