Da der Tabellenzweite HF Springe in Berlin verliert, sichert sich die Mannschaft von Trainer Tobias Skerka schon fünf Spieltag vor dem Saisonenden den Titel in der Nordstaffel.

Henstedt-Ulzburg. Die Fans der Drittliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg produzieren in der Halle 2 des Schulzentrums Maurepasstraße mit Tröten und Trommeln einen ohrenbetäubenden Lärm. Die letzten zwei Minuten in der Partie des Nordstaffel-Spitzenreiters gegen das zweite Team der HSG Handball Lemgo laufen. Es steht 34:34, nachdem die Teams mit einem 18:18 in die Halbzeitpause gegangen waren.

Kreisläufer Steffen Köhler erhöht nach Zuspiel von Nico Kibat auf 35:34. Noch 90 Sekunden. In der Halle hat sich herumgesprochen, dass der Tabellenzweite HF Springe bei den Füchsen Berlin verloren hat. Sollte der SVHU die Führung verteidigen, ist die Mannschaft vorzeitig Meister der 3. Liga Nord.

Doch nun sind die Gäste im Angriff – und erhalten einen Siebenmeter. Bei 48 Sekunden Restspieldauer kommt es zum Showdown zwischen Keeper Jan Peveling und Lemgos Junioren-Nationalspieler Joscha Ritterbach.

Peveling hat 50 Minuten lang zugeschaut, weil er unter der Woche durch Fieber außer Gefecht gesetzt war. Sein Torhüterkollege Max-Henri Herrmann hat bis dahin eine gute Partie gezeigt, aber beim 27:29 (51.) wollte SVHU-Trainer Tobias Skerka einen neuen Impuls setzen. Dieser bleibt indes aus, Peveling gelingt keine Parade. Aber nun, als es zählt, ist der 26-Jährige hellwach und wehrt unter dem tosenden Jubel der über 500 Fans Ritterbachs Wurf ab.

Der Lärmpegel steigt. Skerka nimmt 22 Sekunden vor Schluss eine Auszeit, sagt den letzten Angriff an. Die Strategie ist gut. Als die Schiedsrichter die Hand heben, um Zeitspiel anzuzeigen, trifft Tim Völzke aus dem linken Rückraum zum neunten Mal und krönt seine starke Leistung.

Das Match ist aus. Fans und Team feiern, die Spieler verpassen ihrem Trainer eine Bierdusche. Wie aus dem Nichts haben weiße T-Shirts mit der Aufschrift „Teamgeist macht Meister“ den Weg in die Halle gefunden und werden nun von Olaf Knüppel an alle Akteure verteilt.

Der Geschäftsführer der SVHU-Handball GmbH, dem wirtschaftlichen Träger der Drittliga-Männer, der vor einem halben Jahr Insolvenz anmelden musste, spricht zu den Fans: „Wir haben ein Jahr mit Höhen und Tiefen hinter uns. Wir haben zum zweiten Mal in drei Jahren den Titel geholt, und das ist ein Grund zum Feiern.“ Und es geht noch lange hoch her – zuerst in der Halle, dann mit dem Team auf dem Hamburger Kiez. Auf dem Weg dorthin lässt Coach Skerka die 60 Minuten Revue noch einmal passieren: „Das war ein hartes Stück Arbeit. Die Lemgoer haben sehr offensiv verteidigt und diszipliniert angegriffen.“

Im Rückraum harmonierten Völzke, Nico Kibat sowie Lasse Kohnagel und bekamen durch Florian Bitterlich, Matthias Karbowski und Renke Bitter Verschnaufpausen, um in der entscheidenden Phase fit zu sein. Die Gegenstöße von Jens Thöneböhn, der achtmal traf, oder ungemein wichtige Tore durch Köhler und Julian Lauenroth zum 33:32 (56.) rundeten eine Teamleistung ab, die mit dem Titel belohnt wurde.

Für den größten Lohn, den Aufstieg in die 2. Bundesliga, sind nun andere zuständig. Olaf Knüppel: „Der Wirtschaftsrat, das Umfeld und ich wollen bis zum 11. April ein tragfähiges Konzept für die 2. Bundesliga zusammenzustellen. Dann entscheiden wir, ob wir die Unterlagen zur Plausibilisierung beim Steuerberater einreichen und die Lizenz beantragen. Bis dahin gibt es viel Arbeit, da wir angesichts der Ereignisse rund um die Insolvenz mit einer besonders sorgfältigen Prüfung rechnen.“