Die Handballerin Tina Pejic bestreitet beim 27:23 gegen Rostock ihr vorerst letztes Match für den SV Henstedt-Ulzburg.
Henstedt-Ulzburg. Volker Paul, der Trainer der ersten Handball-Frauenmannschaft des SV Henstedt-Ulzburg, musste nicht lange nachdenken, um den 27:23 (14:10)-Erfolg seines Teams in der 3. Liga Ost gegen den Rostocker HC einzuordnen. "Ein Arbeitssieg", kommentierte er den holprigen Heimauftritt der Gastgeberinnen.
Für eine seiner Leistungsträgerinnen hatte das Match dennoch eine ganz besondere Bedeutung. Tina Pejic lief gegen den Tabellenelften zum vorerst letzten Mal für den SVHU auf. Die 26 Jahre alte Rückraumspielerin, die in der Saison 2010/2011 für die HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf Torschützenkönigin der 3. Liga Nord war, wird sich Mitte dieser Woche anlässlich ihrer Ausbildung zur Berufsschullehrerin in Richtung Oslo verabschieden, um dort ein Auslandssemester als Teaching-Assistent zu absolvieren.
"Da ich unbedingt meine Englischkenntnisse verbessern möchte, hatte ich mich für ein Europa-Stipendium beworben", sagte Tina Pejic, "meine Wunschländer waren Irland, England und Malta."
Dass ihr stattdessen Norwegen zugeteilt wurde, ist für sie kein Problem. "Dort ist es doch auch sehr schön. Und wer weiß: Vielleicht hat bei der Verteilung der Stipendien ja irgendjemand mitbekommen, dass ich Handball spiele. Und der hat in Skandinavien nunmal einen sehr hohen Stellenwert."
Wohnen wird sie in Asker, einem Vorort von Oslo, der nur zehn Minuten von ihrer Schule entfernt ist. "Um eine Wohnung brauchte ich mich nicht zu kümmern, die ist für mich schon ausgesucht worden."
Es versteht sich von selbst, dass Tina Pejic die Reise in den hohen Norden nicht unvorbereitet antreten wird. An der Uni hat sie ein wenig Norwegisch gelernt und sich außerdem genau über die Wetterverhältnisse erkundigt. "In Asker liegt zurzeit richtig viel Schnee, deshalb habe ich mir vorsorglich schon mal eine Art Schneeketten für Schuhe besorgt. Mir ist gesagt worden, dass man die Dinger dort unbedingt braucht, um vernünftig gehen zu können."
Ob der SV Henstedt-Ulzburg nach Beendigung des viermonatigen Auslandsaufenthalts mit einem Comeback von Tina Pejic rechnen kann, ist völlig offen. "Wenn alles so läuft, wie ich mir das erhoffe, beginne ich am 1. August mit meinem 18-monatigen Referendariat. Aber das kann überall in Deutschland sein."
SVHU-Trainer Volker Paul plant bis zum Ende der Serie 2012/2013 jedenfalls ohne seine einzige Linkshänderin. "Tina wird uns menschlich und sportlich sehr fehlen. Ich bin aber optimistisch, dass wir die nun entstandene Lücke mit Bordmitteln einigermaßen stopfen können."
Mögliche Kandidatinnen für Pejic' Stammplatz im rechten Rückraum sind Bente Maassen, Laura Neu, Marleen Völzke und Alisa Oehme. "Sie alle haben das Potenzial, um dort zu spielen", sagte Paul, der mangels Linkshänderinnen auch auf der Rechtsaußenposition improvisieren muss. Nina Schilk, Rabea Dieckmann, Mirlinda Hani und Janicke Bielfeldt spielen eigentlich lieber auf der linken Seite. "Rechts stelle ich nach Tagesform auf."
Wie gut dies funktionieren kann, bewies Janicke Bielfeldt gegen den Rostocker HC. Sie stand zwar nur in der ersten Halbzeit auf dem Feld, erzielte dabei aber vier Tore. Erfolgreicher waren nur die wesentlich länger eingesetzten Bente Maassen (acht Treffer) und Tina Pejic (5).
Diese wurde nach der Partie von der gesamten Mannschaft, die sich mit ihrem Sieg einen trainingsfreien Mittwoch verdiente, in geselliger Runde verabschiedet. Volker Pauls Ehefrau Daniela hatte in Neumünster Pizza satt vorbereitet - "allerdings ohne Stockfisch als Belag", wie der schmunzelnde Coach ausdrücklich betonte. Doch die norwegische Spezialität dürfte Pejic demnächst ja in Oslo einige Male serviert bekommen...
Das nächste Pflichtspiel für die Frauenmannschaft des SV Henstedt-Ulzburg steht am kommenden Freitag auf dem Programm. Und zwar nicht in der 3. Liga Ost, sondern im Cupwettbewerb. Mit einem Erfolg im Viertelfinale des Landespokals will sich der favorisierte Drittliga-Klub beim Tabellenachten der Schleswig-Holstein-Liga, Slesvig IF, für das Final Four der letzten vier Team qualifizieren. Volker Paul: "Da wird sich dann zum ersten Mal unter Wettkampfbedingungen zeigen, ob und wie gut wir ohne Tina klarkommen."
Spielverlauf: 1:0 (2.), 2:2 (3.), 3:3 (5.), 4:4 (6.), 7:4 (10.), 10:5 (14.), 11:8 (22.), 13:9 (27.), 14:10 (30.) - 15:11 (33.), 19:13 (40.), 21:16 (46.), 24:18 (51.), 24:21 (53.), 25:23 (57.), 27:23. Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Bente Maassen (7), Tina Pejic (5), Janicke Bielfeldt (4), Rabea Dieckmann (3/davon 2 Siebenmeter), Laura Neu (3), Marleen Völzke, Mirlinda Hani (2), Nina Schilk (1).