Beim 3-D-Bogenschießen wird auf Schaumstofftiere, nicht auf lebendige Tiere gezielt. Die Ulzburg Archers stellen drei Landesmeister.

Henstedt-Ulzburg. Wer im Stil des legendären Robin Hood auf Nahrungssuche gehen und sich seinen Sonntagsbraten im Wald vor der Haustür schießen möchte, muss dreist sein und über ein gutes Nervenkostüm verfügen: Das Erlegen von Wildtieren mit Pfeil und Bogen ist zwischen Ostsee und Alpen gesetzlich verboten.

Weniger restriktiv sind die Vorschriften im Ausland. In Dänemark, Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Ungarn, Bulgarien, der Türkei, in Kanada, den USA und einigen afrikanischen Staaten ist die Bogenjagd gestattet.

Die einzige Ausnahmeregelung in Deutschland betrifft den überaus gefräßigen Nordamerikanischen Ochsenfrosch, der sich explosionsartig vermehrt, extrem schreckhaft auf Geräusche reagiert und in ausgewachsenem Zustand keine natürlichen Feinde hat. Er bedroht in den Rheinauen bei Karlsruhe das Ökosystem und darf dort auf die lautlose Tour getötet werden. Doch außer den alarmierten Biologen wird wohl kaum jemand auf den glitschigen Nimmersatt schießen...

In der heimischen Natur kann der Jagdtrieb also nicht ausgelebt werden. Aber es gibt ja glücklicherweise noch eine unblutige Variante, um auf "Beutezug" zu gehen: das 3- D- Bogenschießen. Der Unterschied zum sonst üblichen Wettkampfsport besteht darin, dass die Aktiven zu Fuß einen Geländeparcours bewältigen müssen und zwischendurch von ausgeschilderten Stationen aus nicht auf Scheiben, sondern auf Tierattrappen unterschiedlichster Größe schießen. Wer aus bis zu 50 Metern Entfernung den sogenannten "Kill-Bereich" der Figur exakt trifft, bekommt die maximal erreichbaren 15 Punkte gutgeschrieben.

"Das 3-D-Bogenschießen ist deshalb so reizvoll, weil man sich während des Wettkampfs mit den Gegebenheiten des Geländes arrangieren muss", sagt Sönke Harder, der Spartenleiter der Ulzburg Archers im SV Henstedt-Ulzburg. Wechselnde Lichtverhältnisse mit irritierenden Effekten, intensives Farbenspiel, herabhängende Äste oder auch eine wellige Bodenbeschaffenheit können das Anvisieren der Schaumstoff-Kameraden erschweren.

Harder und seine Vereinskollegen haben bei den Landesmeisterschaften des Bogensportverbandes Schleswig-Holstein im Forst Mönkloh gleich in doppelter Hinsicht bewiesen, dass sie Könner ihres Fachs sind. Die Henstedt-Ulzburger heimsten insgesamt acht Medaillen ein; außerdem präsentierten sie sich als vorzügliche Gastgeber. Der Ablauf klappte so vorzüglich, dass Sönke Harder nun sogar von Höherem träumt: "Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass wir irgendwann einmal eine DM ausrichten."

Tatkräftig unterstützt wurde die Archers-Crew von Hubert Bock, dem Revierleiter der Försterei Hasselbusch. "Wir sind sehr dankbar, dass unsere Zusammenarbeit mit den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten so reibungslos funktioniert", sagt Harder.

Die sechs Kilometer lange Geländestrecke inklusive 28 Tierattrappen vom Braunbären bis zum Otter stellte hohe Anforderungen an die Teilnehmer aus 16 Vereinen. 90 Starter mussten zunächst eine Waldrunde absolvieren, bei der dem Schützen laut Reglement pro Ziel drei Pfeile zur Verfügung stehen und der erste Treffer gewertet wird. Einen Tag später ging es auf die Jagdrunde, bei der jeweils nur ein Schuss erlaubt ist - da wirkt sich jede "Fahrkarten" fatal im Endergebnis aus.

Trotz ihres famosen Abschneidens bei den Landestitelkämpfen wissen die Ulzburg Archers noch nicht, wer von ihnen bei den Deutschen Meisterschaften am 11. und 12. August in Hinzweiler mitmischen darf. "Das hängt von den Ergebnissen der anderen Regionalverbände ab", sagt Sönke Harder.

Ergebnisse der Ulzburg Archers bei den 3-D-Landesmeisterschaften U 12 männlich, Jagdbogen: 1. Adrian Dinter; U 17 weiblich, Jagdbogen: 2. Nathalie Wallies; Damen Ü 40, Jagdbogen: 1. Daniela Zockoll; Damen Ü 40, Langbogen: 3. Elvira Milanese; Herren Ü 45, Langbogen: 1. Sönke Harder; Herren Ü 45, Primitivbogen: 2. Ingo Rosenkranz; Herren Ü 55, Jagdbogen: 2. Hans-Werner Sülau; Jagdbogen-Mannschaftswertung: 3. Ulzburg Archers (Wencke Sondorp, Markus Wallies, Hans-Werner Sülau).